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EZB sieht anhaltenden Preisdruck – Experten erwarten höhere Teuerung (AF)

(Mit weiteren Angaben)
FRANKFURT (awp international) – Die Europäische Zentralbank (EZB) erwartet auch in den kommenden Monaten steigende Preise im Euroraum. “Nach Auffassung des EZB-Rats besteht weiterhin ein Aufwärtsdruck auf die Gesamtinflation, der zum Grossteil auf die Preisentwicklung bei Energie und Rohstoffen zurückzuführen ist”, schreiben die Währungshüter in ihrem am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichten Monatsbericht. Die Inflationsrate dürfte demnach auch in den kommenden Monaten deutlich über 2 Prozent liegen.
Die EZB strebt mittelfristig eine Rate von knapp unter zwei Prozent an. Im März war die Jahresteuerung aber auf 2,7 Prozent und im April auf 2,8 Prozent geklettert. Die Notenbanker reagierten. Sie erhöhten den Leitzins leicht auf 1,25 Prozent und deuteten weitere Zinsschritte an.
Auch europäische Ökonomen schätzen den Preisdruck höher ein als noch vor wenigen Monaten. Bei einer Umfrage der Notenbank sagten die Experten für das laufende Jahr eine Teuerungsrate von 2,5 Prozent und das kommende Jahr von 1,9 Prozent voraus. Damit korrigierten sie ihre vorherige Prognose für 2011 um kräftige 0,6 Prozentpunkte nach oben. Dies begründeten sie mit dem kräftigen Anstieg der Rohstoffnotierungen, insbesondere für Energie. “Es wird erwartet, dass sich der allgemeine Aufwärtsdruck auf die Preise in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres und vor allem 2012 abschwächen wird”, heisst es im Monatsbericht. Zuletzt gaben die Rohstoff- und auch die Ölpreise bereits kräftig nach.
Kurzfristig sehen die Experten und die EZB aber Aufwärtsrisiken, die sich aus den Auswirkungen der Spannungen in Nordafrika und im Nahen Osten auf die Entwicklung der Ölpreise ergeben. Zudem könnte das kräftige Wirtschaftswachstum in Schwellenländern aber auch in einigen Euroländern wie Deutschland zu einem weiteren Anstieg der Rohstoffpreise führen.
Die EZB warnte erneut vor sogenannten Zweitrundeneffekten, die zu einem “breit angelegten Inflationsdruck” führen könnten – etwa durch überzogene Lohnerhöhungen oder dadurch, dass die Industrie ihre gestiegenen Kosten über höhere Preise an die Verbraucher weitergibt./hqs/DP/bgf

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