Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

FED/US-Notenbank gibt keine Hinweise auf straffere Geldpolitik (AF)

(Mit weiteren Angaben)
WASHINGTON (awp international) – Die US-Notenbank Fed hat abermals keine Signale für ein Ende ihrer mittlerweile zweieinhalbjährigen Nullzinspolitik gegeben. Der Leitzins werde vermutlich noch eine ganze Weile auf sehr niedrigem Niveau liegen, teilte die Fed am Mittwochabend in Washington mit. Mit diesem Passus signalisiert die Notenbank für gewöhnlich anhaltend niedrige Zinsen auf mittlere Sicht. Den Leitzins beliess sie wie allgemein erwartet in der rekordniedrigen Spanne von null bis 0,25 Prozent.
Auch Fed-Chef Ben Bernanke gab in der anschliessenden Pressekonferenz keine Hinweise auf ein Ende der Nullzinspolitik. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit setze sich “frustrierend langsam” fort, sagte Bernanke. Zudem sei das Wachstum der US-Wirtschaft zuletzt schwächer als erwartet ausgefallen. Sollten es die Umstände erfordern, könnte die Notenbank sogar zusätzliche Massnahmen ergreifen, bekräftige Bernanke. Beispielhaft nannte der Fed-Chef zusätzliche Anleihenkäufe oder geringere Zinsen für Bankeinlagen bei der Notenbank.
Bernanke führte das zuletzt schwächere Wachstum der US-Wirtschaft zum Teil auf lediglich temporäre Faktoren zurück. Zum Teil könnten die dämpfenden Effekte aber auch längerfristiger Natur sein, etwa der schwache Häusermarkt. Einige Wachstumsdämpfer seien hartnäckiger als bislang angenommen. Dennoch sollte das US-Wachstum im zweiten Halbjahr 2011 und im kommenden Jahr anziehen, gab sich Bernanke zuversichtlich.
Der vorsichtige Konjunkturausblick kommt auch in neuen Prognosen der Fed zum Ausdruck: So senkte die Notenbank abermals ihre Wachstumsprognosen für 2011 und 2012. Die Inflationsprognose für das kommende Jahr wurde unterdessen angehoben, ebenso wie die Projektion für die Arbeitslosenquote in diesem und kommendem Jahr.
Der Inflationsentwicklung blickt die Fed nach wie vor recht gelassen entgegen. Zwar habe die Teuerung in den letzten Monaten angezogen. Allerdings sei dies in erster Linie auf höhere Rohstoff- und Importpreise zurückzuführen, die sich zurückbilden sollten. Zudem seien die langfristigen Inflationserwartungen immer noch stabil. Dennoch werde die Entwicklung der Teuerung und der Inflationserwartungen genau beobachtet.
Hinweise auf zusätzliche Massnahmen zur Stützung der Konjunktur gab die Fed nicht: Das zweite Ankaufprogramm von Staatsanleihen (“Quantitative Easing 2”) über 600 Milliarden US-Dollar werde wie geplant Ende Juni auslaufen. Die Notenbank will fällige Wertpapiere wie bisher auch in neue Staatstitel reinvestieren und damit ihr Portfolio konstant halten. Die jüngsten Entscheidungen sind laut Notenbank einstimmig gefällt worden.
An den Märkten wurden die Aussagen Bernankes eher negativ aufgenommen. So gab der US-Aktienmarkt nach den Äusserungen Bernankes nach. Auch der Euro und die Ölpreise kamen unter Druck. Der Dollar als weltweite Reservewährung konnte hingegen profitieren./bgf/he

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft