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Fitch: Griechenland bei freiwilligem Anleihen-Tausch zahlungsunfähig

SINGAPUR (awp international) – Eine der führenden Ratingagenturen erhöht unmittelbar vor der mit Spannung erwarteten Vertrauensfrage der griechischen Regierung weiter den Druck auf das hoch verschuldete Eurozonen-Land: Am Dienstag hat ein leitender Vertreter der Agentur Fitch erneut vor einem freiwilligen Tausch griechischer Staatsanleihen gewarnt. Ein solcher Schritt werde von der Ratingagentur als Zahlungsunfähigkeit eingestuft, sagte der Chef der Ratingagentur für die Region Asien-Pazifik, Andrew Colquhoun, am Dienstag bei einer Konferenz in Singapur. Damit spitzte er einen Kommentar der Agentur vom 15. Juni zu, der die möglichen Folgen einer Umschuldung oder eines Anleihen-Tauschs nach dem Vorbild der sogenannten “Wiener Initiative” für die Bewertung Griechenlands auflistete.
In der jüngsten Warnung sprach Colquhoun allerdings vor einem Zahlungsausfall (“Default”) und verschärfte damit die bisherige Wortwahl der Ratingagentur. Im Kommentar vom 15. Juni war im Fall einer Umschuldung noch von einer möglichen Abstufung auf die Bewertung “Restricted Default (RD)” die Rede. Laut einem Unternehmenssprecher ist hierunter ein “teilweiser Kreditausfall” zu verstehen. Laut der jüngsten Aussagen würde Fitch die Anleihen Griechenlands allerdings als “kompletten Kreditausfall” eingestuft.
Zuletzt hatte Fitch die Kreditbewertung von Griechenland vor etwa einem Monat um drei Stufen auf “B+” gesenkt. Zudem warnte die Agentur, dass der hoch verschuldete Staat weiter abgestuft werden könnte. Noch akzeptiert die Europäische Zentralbank (EZB) die Schuldentitel Griechenlands als Sicherheit bei den Refinanzierungsgeschäften mit Banken. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte unlängst aber unmissverständlich klar gemacht: Anleihen aus Athen bei der Bewertung “Default” werden nicht mehr als Sicherheit akzeptiert. Das wäre das Aus für die Finanzierung der griechischen Banken, die bereits jetzt am Tropf der EZB hängen.
In Griechenland ist heute der Tag der Entscheidung: Die Regierung des griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou stellt am späten Abend im Parlament die Vertrauensfrage. Vorher wird noch einmal über das umstrittene Sparprogramm gesprochen. Die Euroländer hatten ein neues Sparpaket zur Voraussetzung für weitere Milliardenhilfe erklärt. Wenn die nächste Rate von 12 Milliarden Euro aus dem Hilfsprogramm für Griechenland nicht im Juli ausgezahlt wird, ist Athen pleite./jkr/bgf/

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