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Gea mit Auftrags- und Umsatzplus – Gewinn leidet – Aktie fällt (Zus)

(Neu: aktualisierter Kurs, Details zu Sparten, Grossaufträge)
BOCHUM (awp international) – Der Maschinenbauer Gea hat im zweiten Quartal unter den Kosten für den Konzernumbau und dem Preisdruck am Markt gelitten. Besonders in der Landwirtschaftssparte, die etwa Anlagen für die Milch-Industrie liefert, sei in Westeuropa und Nordamerika immer noch ein Preisdruck zu spüren, sagte ein Konzernsprecher am Freitag. Zudem seien die Kosten für den Umbau im laufenden Quartal mit 15 Millionen Euro höher ausgefallen als im Jahr zuvor. Gea legt etwa im Geschäft mit Wärmetauschern Standorte zusammen und reduziert die Zahl der Fabriken.
Bei den Aufträgen spüren die Bochumer aber in vielen Regionen und Sparten die Erholung der Weltwirtschaft. So erreichte der Auftragseingang mit einem Plus von 12,7 Prozent auf 1,17 Milliarden Euro wieder ein ähnliches Niveau wie im letzten starken Vorkrisenquartal vor fast zwei Jahren. “Die Nachfrage nach unserer Getränke- und Nahrungsmittelprozesstechnik in Asien und dort insbesondere in China ist derzeit sehr erfreulich”, sagte Vorstandschef Jürg Oleas.
An der Börse verloren die Aktien mehr als zwei Prozent und gehörten damit zu den schwächsten Werten im MDax . Der Bericht habe abseits der verfehlten Gewinnerwartungen keine grossen Überraschungen geliefert, hiess es von Analysten. Der unveränderte Ausblick sei verglichen mit den optimistischeren Aussagen der Konkurrenz nicht sehr überzeugend, urteilte WestLB-Analyst Achim Henke.
In der Zeit zwischen April und Juni klettere der Umsatz konzernweit um 13,5 Prozent auf 1,065 Milliarden. Vor Zinsen und Steuern (EBIT) verdiente Gea 56,7 Millionen Euro und damit etwas weniger als im Vorjahr. Die Kosten für den Konzernumbau herausgerechnet, belief sich das EBIT auf 71,7 Millionen Euro. Unter dem Strich waren es mit 28,8 Millionen Euro ebenfalls weniger als im Vorjahreszeitraum. Auftragseingang und Umsatz wuchsen leicht stärker als von Analysten erwartet. Der operative Gewinn und Überschuss blieben allerdings unter den Schätzungen.
Die einzige Sparte mit Gewinnzuwächsen war die Prozesstechnik. Hier hat Gea als Spezialist beispielsweise aseptische Abfüllanlagen für die Nahrungsmittelindustrie im Programm und kann besser höhere Preise als in anderen Geschäften durchsetzen. Das EBIT vor Umstrukturierungskosten wuchs um fast ein Drittel auf 27,9 Millionen Euro. Dabei waren die Order um ein Fünftel nach oben geschnellt während die Umsätze nahezu stagnierten. Allgemein bekomme Gea wieder stärker Aufträge für Grossprojekte sagte ein Gea-Sprecher. “Wenn auch noch nicht auf dem Niveau, wie wir es hatten.?
Der Bestelleingang insgesamt entwickle sich im Rahmen der eigenen Erwartungen, sagte Vorstandschef Oleas. “Falls dieser positive Trend nicht von neuen weltwirtschaftlichen Turbulenzen gebremst wird, sollten wir den geplanten Jahresumsatz von 4,4 Milliarden Euro erreichen.” Damit bekräftigte er den Jahresausblick.
Mit Ausnahme der Kunden in der Öl- und Gasindustrie gab es in allen anderen Geschäftsbereichen mindestens aus einer Region ein kräftiges Auftragsplus zu verzeichnen. Vor kurzem hatte Finanzvorstand Helmut Schmal bereits angekündigt, dass er angesichts der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko keine schnelle Besserung im ohnehin eher schleppenden Geschäft mit dieser Branche sehe. Für das stärkste Orderplus sorgte die Klima- und Umweltbranche in Westeuropa. Hier zogen die Bestellungen um mehr als zehn Prozent an.
Für das zweite Halbjahr rechnen die Bochumer mit einem moderatem Anstieg bei den Aufträgen sowie einer entsprechenden Stabilisierung der Umsätze und Margen, die mindestens auf dem Level des Gesamtjahres 2009 liegen sollen. Jedoch erwartet der Vorstand kurzfristig weiterhin Schwankungen in seinen Märkten.
Die Kosten für den gesamten Umbau, der vor allem das Geschäft mit Wärmetauschern betrifft, beziffert Gea über das laufende Jahr hinaus auf bis zu 120 Millionen Euro. Der Konzern ist in der Vergangenheit, mit Ausnahme von 2009, stark über Zukäufe gewachsen und hat sich zu Jahresbeginn eine neue Organisation in fünf operative Segmente verordnet.
Seinen Aktionären stellt der Vorstand auch für 2010 eine Gewinnausschüttung in Aussicht. Aus heutiger Sicht rechne er damit, eine Dividende nicht unter dem Vorjahresniveau vorzuschlagen. Für 2009 hatte Gea 0,30 Euro je Aktie ausgeschüttet./stb/stw/wiz

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