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Goldman Sachs muss Bonussteuer abdrücken: Gewinn fällt (AF 2)

NEW YORK (awp international) – Die erfolgsverwöhnte US-Investmentbank Goldman Sachs hat einen Dämpfer erhalten: Ein schleppend laufendes Kapitalmarktgeschäft, die britische Bonussteuer und die Rekordstrafe der Börsenaufsicht SEC haben den Gewinn im zweiten Quartal auf unterm Strich 453 Millionen Dollar gedrückt. Vor einem Jahr hatte die profitabelste aller Wall-Street-Banken noch 2,7 Milliarden Dollar verdient.
“Das Marktumfeld ist während des zweiten Quartals schwieriger geworden”, sagte Bankchef Lloyd Blankfein am Dienstag. Die Kunden hätten sich zurückgehalten. Die Erträge lagen mit 8,8 Milliarden Dollar deutlich niedriger als im Vorjahr und auch niedriger als zu Beginn dieses Jahres. Das wichtige Geschäft mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen – der Gewinnbringer in den jüngsten Krisenzeiten – knickte ein.
AKTIENKURS KNICKT EIN
Mit einem derartigen Abrutschen hatten die Anleger nicht gerechnet. Vorbörslich fiel die Goldman-Sachs-Aktie um 2 Prozent. Dabei war auch bei der Konkurrenz das gesamte Investmentbanking schwach gelaufen. Die Citigroup musste einen deutlichen Gewinnrückgang verkraften, die Bank of America hielt sich nur knapp. Einzig die Nummer eins der Branche, JPMorgan, brillierte ein ums andere Mal.
Bei Goldman kamen die Millionenlasten erschwerend hinzu: Mit der Bonussteuer will die britische Regierung die Finanzmärkte zügeln. Goldman Sachs kostete das 600 Millionen Dollar. Die Goldman-Banker gehören zu den absoluten Top-Verdienern mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von zuletzt einer halben Million Dollar. Für Politiker entwickelte sich das Haus deshalb zur idealen Zielscheibe für die Kritik an der Masslosigkeit der Finanzwelt.
Die SEC-Strafe schlug mit 550 Millionen Dollar zu Buche. Die Börsenaufsicht hatte Goldman Sachs vorgeworfen, Anleger beim Verkauf von Hypothekenpapieren hinters Licht geführt zu haben, indem die Bank ihnen die Rolle eines grossen Hedgefonds verheimlichte, der gegen die Wertpapiere wettete. Erst am Freitag war für Goldman Sachs der Albtraum der vergangenen drei Monate zu Ende gegangen.
BETRUGSKLAGE
Die SEC hatte die Führungsspitze öffentlich an den Pranger gestellt. Die US-Investmentbank räumte die Betrugsklage mit einem Vergleich aus der Welt. Auch die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB gehörte zu den geschädigten Investoren. 150 Millionen Dollar aus der Strafsumme von insgesamt 550 Millionen Dollar fliessen nun nach Deutschland, möglicherweise an die staatliche Förderbank KfW, deren Milliardenhilfe die IKB vor dem Zusammenbruch rettete.
Am Mittwoch legt Morgan Stanley seine Zwischenbilanz vor. Die zweite verbliebene grosse US-Investmentbank war wesentlich holpriger durch die Krise gekommen als Goldman Sachs. Goldman hatte schon früh den Zusammenbruch des US-Häusermarkts kommen sehen und verdiente daran. Zudem berichtet die bei Privatkunden starke Wells Fargo über ihren Geschäftsverlauf.
das/DP/she

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