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HeidelbergCement bleibt auf Erholungskurs – Verschuldung im Fokus (Zus)

(NEU: Aussagen aus der Pressekonferenz von Unternehmenschef Bernd Scheifele, Finanzchef Lorenz Näger zu Japan, Verschuldung, Verkauf von Randgebieten)
HEIDELBERG (awp international) – Der weltweit drittgrösste Baustoffkonzern HeidelbergCement bleibt nach einem Gewinnsprung im vergangenen Jahr weiter auf Erholungskurs. Auch für das laufende Geschäftsjahr peilt die im Dax notierte Gesellschaft erneut Zuwächse bei Umsatz und operativem Ergebnis an. “Der Geschäftsverlauf in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres bestätigt uns in dieser Einschätzung”, sagte Unternehmenschef Bernd Scheifele am Donnerstag in Heidelberg. Zudem will HeidelbergCement seine Verschuldung weiter nach unten drücken und auch an dem geplanten Verkauf von Randaktivitäten sowie dem Sparkurs festhalten.
Zu dem positiven Jahresstart trug neben einer guten Nachfrage in den Schwellenländern auch das schnelle Ende des Winters in Europa bei. “In Nordeuropa und Deutschland haben sich die Volumen seit Anfang des Jahres spürbar besser entwickelt als erwartet”, sagte Scheifele. Noch vor einem Jahr hatten die Heidelberger unter den Folgen eines strengen Winters in Europa und Nordamerika gelitten. Die Aktie legte bis zum frühen Nachmittag um 4,25 Prozent auf 46,65 Euro zu und kompensierte damit die deutlichen Kursverluste des Vortages.
JAPAN FÜHRT ZU ENGPÄSSEN BEI ZEMENT
Von einem anhaltend starken Wachstum geht der Heidelberg-Chef Scheifele in Asien vor allem in China, Indonesien und Indien aus. Auch in Afrika rechnet er mit weiteren deutlichen Zuwächsen. Der Baustoffkonzern betreibt unter anderem in Tansania, Ghana und der Demokratischen Republik Kongo Produktionsanlagen. In den Krisenregionen wie Libyen und Nordafrika ist HeidelbergCement nicht tätig. Im vergangenen Jahr hätten Asien und Afrika schon alleine 45 Prozent zum Ergebnis beigesteuert, sagte Scheifele.
Auch von der Katastrophe in Japan ist HeidelbergCement nicht unmittelbar betroffen. Das Unternehmen hat zwar kein Geschäft in dem asiatischen Inselstaat, könnte aber von dem Wiederaufbau nach dem Erdbeben und Tsunami seine Absatzchancen verbessern. Der HeidelbergCement-Chef rechnet damit, dass Japan aufgrund des eigenen Bedarfs an Baustoffen im kommenden Jahr von einem Zement-Exporteur zu einem Importeur wird. Dies könnte zu einer Verknappung von Zement und Klinker in Asien führen.
HeidelbergCement betreibt in der Region vor allem in Indonesien, Australien und China Produktionsanlagen. Bei Bedarf könnte das Unternehmen 1,5 bis 2,0 Millionen Tonnen Zement aus Indonesien liefern, sagte Scheifele. Fällt Japan als Exporteur aus, so dürfte sich dies auch positiv auf den Zementmarkt in dem US-Staat Kalifornien auswirken. Auch dort ist HeidelbergCement tätig und plant Preiserhöhungen.
VERSCHULDUNG IM BLICK
Trotz konjunkturellem Rückenwind warnte Scheifele: “Wir erwarten steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie zunehmende Inflation, insbesondere in den Schwellenländern.” Hinzukommen dürften steigende Personalkosten in reifen Märkten. Deshalb will der unter anderem mit Holcim aus der Schweiz und der französischen Lafarge konkurrierende Konzern weiter auf die Kostenbremse drücken und die höheren Kosten für Energie über Preiserhöhungen weiterreichen.
Die Nettoverschuldung will der Heidelberg-Chef weiter reduzieren, um vor allem eine bessere Bewertung bei den Ratingagenturen zu erhalten. Damit würden zukünftige Refinanzierungen für HeidelbergCement günstiger werden. ?Wir können die Verschuldung 2011 ohne Wechselkurseffekte um rund 500 Millionen Euro reduzieren?, sagte Finanzchef Lorenz Näger. Der überwiegend aus der milliardenschweren Hanson-Übernahme stammende Schuldenberg betrug zum Jahresende 8,1 Milliarden Euro.
VERKAUF VON RANDGESCHÄFTEN
Auch will die Dax-Gesellschaft den Verkauf von Randgeschäften wieder vorantreiben. “Wir wollen den Verkauf von Randaktivitäten im zweiten Halbjahr wieder angehen”, sagte Scheifele. So steht schon seit längerem das Ziegelgeschäft mit einem Umsatzvolumen von rund 500 Millionen Euro zum Verkauf. Es gebe mehrere Interessenten aus der Industrie, sagte er. Ein Interesse werden dem österreichischen Konkurrenten Wienerberger, aber auch der australischen Boral nachgesagt.
Das Jahr 2010 schloss HeidelbergCement mit einem Gewinnsprung ab. Das Nettoergebnis stieg auf 511 Millionen Euro. Im Krisenjahr 2009 hatten die Heidelberger einen Überschuss in Höhe von 168 Millionen Euro ausgewiesen. Der operative Gewinn vor Abschreibungen (EBITDA) betrug 2,239 Milliarden Euro. Das war ein Plus von 6,5 Prozent zum Vorjahr. Der Umsatz zog um 5,8 Prozent auf 11,76 Milliarden Euro an. Ende 2010 zählte das Unternehmen weltweit 53.437 Mitarbeiter.
mne/stk

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