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HeidelbergCement lässt Krise hinter sich – Zuwächse erwartet (2. AF)

(Neu: Aktienkurs und Analystenstimme)
HEIDELBERG (awp international) – Deutschlands grösster Baustoffkonzern HeidelbergCement hat zum Jahresende einen Schlussspurt hingelegt. Vor allem gute Geschäfte in Nordamerika und ein straffer Sparkurs verhalfen der im Dax notierten Gesellschaft im vierten Quartal zu einem operativen Gewinnsprung. Zudem profitierten die Heidelberger von günstigen Währungskursen und vom Verkauf von Emissionsrechten in Europa. Der Anstieg von Brennstoffkosten führte hingegen in den asiatischen Schwellenländern trotz weiterhin florierender Nachfrage zu einem leichten Ergebnisrückgang.
“Wir sind mit unserem Ergebnis im vierten Quartal zufrieden, das wir trotz eines frühen und extrem harten Winterbeginns in unseren europäischen Kernmärkten erzielt haben”, sagte Unternehmenschef Bernd Scheifele am Donnerstag laut Mitteilung. Bereits in den beiden Vorquartalen zogen Umsatz und Ergebnis nach einem verlustreichen Auftaktquartal wieder deutlich an. Im Krisenjahr 2009 waren Umsatz und Ergebnis regelrecht eingebrochen. Die Aktie schob sich nach Anfangsverlusten im frühen Nachmittag mit an die Dax-Spitze und verteuerte sich um 1,61 Prozent auf 49,21 Euro.
ERGEBNISSPRUNG IM SCHLUSSQUARTAL
Von Oktober bis Dezember stieg der operative Gewinn vor Abschreibungen (EBITDA) nach vorläufigen Zahlen um gut ein Fünftel auf 598 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte um 5,9 Prozent auf 2,887 Milliarden Euro. Dazu beigetragen hatten vor allem Nordamerika, Asien und Afrika. Rückgänge verzeichnete der Konzern hingegen in West- und Nordeuropa aufgrund des frühen Wintereinbruchs. Im Gesamtjahr betrug der operative Gewinn vor Abschreibungen 2,239 Milliarden Euro. Das war ein Plus von 6,5 Prozent zum Vorjahr. Der Umsatz zog 2010 um 5,8 Prozent auf 11,764 Milliarden Euro an. Die Heidelberger wollen am 17. März ihre endgültigen Zahlen veröffentlichen.
Mit seinen Zahlen lag HeidelbergCement zwar leicht unter den Schätzungen der Analysten. Wichtiger als die Ergebnisse sei allerdings, dass das Unternehmen weiter von einer Erholung der Zielmärkte in den Industriestaaten ausgehe, schrieb Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow in einer jüngsten Studie. Zudem erwarte der Baustoffkonzern weiterhin, die steigenden Rohstoffkosten ausgleichen zu können.
WEITERE ZUWÄCHSE IN ASIEN ERWARTET
Einen konkreten Ausblick für das laufende Geschäftsjahr gab der HeidelbergChef zwar nicht. Scheifele erwartet aber ein anhaltend starkes Wachstum in Asien vor allem in China, Indonesien und Indien. Auch in Afrika rechnet er mit weiteren deutlichen Zuwächsen. Der Baustoffkonzern betreibt unter anderem in Tansania, Ghana und der Demokratischen Republik Kongo Produktionsanlagen. In den politischen Krisenregionen etwa Ägypten und Tunesien sind die Heidelberger nicht tätig. In Nordamerika will das Unternehmen von den staatlichen US-Förderausgaben im Strassenbau profitieren. Vor allem in Deutschland geht der Konzern wegen der starken Wirtschaft von einer deutlichen Erholung aus.
Dennoch warnte Scheifele: “Während sich die Bauindustrie in den reifen Märkten langsam erholt, steigt gleichzeitig der Kostendruck vor allem für Energie in den sich schnell entwickelnden Wachstumsmärkten.” Deshalb will der unter anderem mit Holcim aus der Schweiz und der französischen Lafarge konkurrierende Konzern die zusätzlichen Kosten für Energie über Preiserhöhungen weiterreichen.
SPARKURS LÄUFT WEITER
An seinem Sparkurs hält Scheifele fest. Erst jüngst hat sich das Unternehmen ein neues Sparprogramm namens “FOX 2013” verordnet und will damit jedes Jahr 100 Millionen Euro sparen. Ziel sind 200 Millionen Euro im Jahr 2013. Im abgelaufenen Jahr hatte HeidelbergCement wie geplant zusätzlich 300 Millionen Euro eingespart. Ende 2010 zählte das Unternehmen weltweit 53.437 Mitarbeiter.
Neben den Sparzielen setzt der HeidelbergCement-Chef auf den Ausbau seines Geschäfts in Schwellenländern. Bis 2012 soll die Kapazität bei Zement schrittweise um 20 Millionen Tonnen erhöht werden. Vor allem in Asien, Afrika und Osteuropa soll mehr Zement hergestellt werden. Erst vor kurzem übernahmen die Heidelberger Mehrheitsanteile an drei Zementwerken im Kongo. Das Unternehmen unterhält damit derzeit 13 Werke in Afrika mit rund 2.000 Mitarbeitern./mne/stw/she

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