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Hintermänner von 9/11 erstmals seit Jahren wieder vor Gericht

(Keystone-SDA) Nach drei Jahren Unterbruch wird am Samstag in Guantánamo der Prozess gegen die mutmasslichen Hintermänner der Terroranschläge vom 11. September 2001 wieder aufgenommen. Den Adjudanten Osama bin Ladens droht die Todesstrafe.

Die Verlesung der Anklage fällt zeitlich in die gleiche Woche, in der sich die Tötung von Al-Kaida-Chef Bin Laden in Pakistan durch US-Soldaten zum ersten Mal jährte.

Bin Ladens mutmasslicher Chefplaner Chalid Scheich Mohammed und vier weitere Komplizen stehen am Samstag im US-Gefangenenlager auf Kuba erstmals seit Ende 2008 vor einem Militärgericht.

Bei den Angriffen mit gekaperten Passagierflugzeugen auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington starben fast 3000 Menschen.

Hinterbliebene der bei den Attacken vom 9. September getöteten Menschen hoffen nach der Tötung Bin Ladens, dass auch unter das Verfahren in Guantánamo endlich ein Schlussstrich gezogen wird.

Geständnis unter Folter

Neben dem aus Kuwait stammenden Chalid Scheich Mohammed müssen sich der Saudi-Araber Mustafa Ahmad Al-Hausawi, der Pakistaner Ali Abdel Asis Ali sowie die Jemeniten Ramzi Binalshibh und Walid bin Attasch für eine Verwicklung in die Anschläge verantworten. Binalshibh wohnte in einer Hamburger Terrorzelle zusammen mit Mohammed Atta, dem Anführer der Todespiloten vom 11. September.

Alle fünf Angeklagte waren zwischen 2002 und 2003 festgenommen worden und verbrachten wie viele Terrorverdächtige vermutlich einige Zeit in geheimen Gefängnissen des US-Geheimdienstes CIA, bevor sie nach Guantánamo verlegt wurden.

Das Gefangenenlager auf einer US-Militärbasis auf Kuba und die dortigen Sondertribunale, die den Angeklagten nur eingeschränkte Rechte gewähren, gelten als Sinnbild für die Exzesse des Anti-Terror-Kampfes unter der Regierung des damaligen Präsidenten George W. Bush.

Chalid Scheich Mohammed gestand seine Beteiligung an den Anschlägen von 9/11, doch seine Aussagen sind untrennbar verbunden mit Verhörmethoden, die als Folter angesehen werden.

Mehr als 180 Mal nach seiner Festnahme 2003 wurde der mutmassliche Chefplaner der Attacken dem sogenannten Waterboarding unterzogen, bei dem der Verhörte zu ertrinken glaubt.

Unterbruch nach Machtwechsel

Die Bush-Regierung klagte Mohammed und die vier anderen Männer vor einem Militärtribunal in Guantánamo an. Doch bevor es zum Prozess kommen konnte, zog Barack Obama in das Weisse Haus ein.

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