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HRE lagert Gift-Papiere aus: ‘Bad Bank’ gestartet

MÜNCHEN/BERLIN (awp international) – Die milliardenschwere Auslagerung giftiger Risikopapiere der Krisenbank Hypo Real Estate ist abgeschlossen – damit ist die “Bad Bank” der HRE erfolgreich gestartet. Wie die Bank und der Bankenrettungsfonds Soffin am Sonntag mitteilten, wurden Kredite, Wertpapiere und Geschäftsbereiche mit einem Wert von nominal 173 Milliarden Euro erfolgreich in die eigens gegründete FMS Wertmanagement übertragen. Die Aktion hatte in der Nacht zu Freitag begonnen.
Die Abwicklungsanstalt FMS Wertmanagement soll der HRE einen Neustart ermöglichen: “Die Abspaltung ist ein bedeutender Meilenstein der Restrukturierung der HRE”, erklärte der Soffin. Die aus der HRE hervorgegangene Deutsche Pfandbriefbank könne sich nun “auf ihr Kerngeschäft der Immobilien- und Staatsfinanzierung in Deutschland und anderen europäischen Ländern konzentrieren”. Die HRE werde nach der Abspaltung “planmässig keine neuen Garantien benötigen, sondern ihr künftiges Neugeschäft selbstständig finanzieren können”.
GRÖssTE TRANSAKTION ÜBERHAUPT
Die Finanztransaktion der vergangenen Tage gilt als die wohl grösste in der deutschen Geschichte. Auch die HRE selbst sprach am Sonntag von der “bislang grössten Transaktion dieser Art in Deutschland”. Die FMS Wertmanagement soll gemäss einem Abwicklungsplan mit einer Laufzeit von zehn Jahren riskante Kredite und faule Wertpapiere der HRE “möglichst wertschonend abwickeln”.
Eine Bad Bank (“schlechte Bank”) übernimmt von Krisen-Instituten risikobehaftete Vermögenswerte und Wertpapiere, die stark an Wert verloren haben. Die erste “Bad Bank” Deutschlands hatte im Frühjahr die WestLB gegründet; deren Volumen lag mit rund 85 Milliarden Euro deutlich unter dem der Bad Bank der HRE. Diese ist für Papiere im Volumen bis zu 210 Milliarden Euro ausgelegt.
‘STEINIGER WEG’
Von einer “in ihrer Art und Komplexität einmaligen Transaktion” sprach Hannes Rehm, Sprecher des Leitungsausschusses der Bundesanstalt für Finanmarktstabilisierung. “Es war ein steiniger Weg”, fügte er hinzu. Ein Zusammenbruch der HRE 2008 hätte aber “unermesslich grösseren Schaden angerichtet”. “Auch eine Abwicklung des gesamten Instituts wäre für den Steuerzahler um ein Vielfaches teurer geworden”, erklärte Rehm.
Zur Absicherung der Aktion nahm die Hypo Real Estate Staatsgarantien im Umfang von rund 23,5 Milliarden Euro in Anspruch, wie ein Banksprecher der dpa am Wochenende sagte. Er bestätigte damit Berichte der “Süddeutschen Zeitung” und der “Welt”. Demnach hat die Hypo Real Estate die Anfang September zugesagten zusätzlichen Bundesbürgschaften von 40 Milliarden Euro zu mehr als der Hälfte ausgeschöpft.
Der Bankenrettungsfonds Soffin hatte am 10. September sein Garantievolumen für die HRE vorübergehend um 40 Milliarden auf 142 Milliarden Euro aufgestockt, um bei der Ausgliederung Liquiditätsengpässe zu vermeiden. Bürgschaften in Höhe von 20 Milliarden Euro waren als Sicherheitspuffer für mögliche Pannen bei der Übertragung von Vermögenswerten in die Bad Bank gedacht. Weitere 20 Milliarden Euro sollten mögliche Liquiditätsengpässe der Bank bis zur Bad-Bank-Gründung auffangen – auf eine Bürgschaft in Höhe von 3,5 Milliarden Euro griff die Bank zurück./sbr/mda/DP/enl

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