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IPO/ Hochtief lässt Concessions-Börsengang platzen (AF)

ESSEN (awp international) – Die Hochtief AG hat den Börsengang für ihre Tochter Concessions in letzter Minute abgesagt. Hochtief habe entschieden, die Pläne zunächst nicht weiter zu verfolgen, teilte der Essener Baudienstleister am Donnerstagabend mit. Durch die jüngsten Verwerfungen an den internationalen Kapitalmärkten habe sich das Kapitalmarktumfeld entscheidend verschlechtert.
Die Wertvorstellungen beider Unternehmen seien unter diesen Voraussetzungen nicht realisierbar. Eine Veräusserung unter Wert scheide für das Management beider Gesellschaften aus.
Ob und wann es einen zweiten Anlauf geben werde, lasse sich aus heutiger Sicht nicht beurteilen, sagte ein Hochtief-Sprecher.
Für das weitere Wachstum der Gesellschaft hat der nicht erfolgte Börsengang laut Hochtief keine wesentlichen Auswirkungen: “Unsere Finanzierungslinien stehen – auch ohne einen Börsengang”, bekräftigt Peter Noé, Vorstandsvorsitzender der Hochtief Concessions AG. Die ausstehenden Verpflichtungen sowie die geplanten Investitionen in Neuprojekte seien durch den finanziellen Spielraum der Muttergesellschaft abgedeckt.
Letztlich ist dem Konzern offenbar die Dubai-Krise mit zum Verhängnis geworden. Nach Bekanntwerden der Probleme des Emirats, seine Schulden zu bedienen, waren die Kurse vergangene Woche rund um den Globus eingebrochen; die Unsicherheit der Märkte sowie die Furcht vor weiteren Wellen der Finanzkrise kehrte zurück.
So hatten sich nach einem positiven Start mit Graumarktkursen am oberen Ende der Preisspanne in den vergangenen Tagen die Zweifel über den Börsengang von Concessions gemehrt; bereits am Vortag waren Gerüchte über eine Absage wegen mangelnder Nachfrage aufgekommen. So hatte eine mit der Situation vertraute Person gegenüber Dow Jones Newswires von einem schleppenden Verlauf beim Verkauf gesprochen.
Hochtief wollte ursprünglich bis zu 49% von Concessions an die Börse bringen. Das Angebot sollte bis zu 25,0 Mio Concessions-Aktien aus einer Kapitalerhöhung und bis zu 9,44 Mio Aktien aus dem Bestand des Mutterkonzerns umfassen. Dazu war eine Greenshoe-Option von 4,79 Mio Aktien geplant. Die Preisspanne hatte bei 24 EUR bis 29 EUR gelegen. Erster Handelstag sollte der Freitag sein.
Bis zu einer Mrd EUR wollte Hochtief mit dem grössten Börsengang in diesem Jahr in Deutschland erlösen, wobei der grösste Teil für das weitere Wachstum von Concessions verwendet werden sollte.
Dennoch kann Hochtief der Sache auch positive Seiten abgewinnen: “Die Analysten der Syndikatsbanken haben den Wert unserer Assets klar bestätigt”, meinte der Hochtief-Vorstandsvorsitzende Herbert Lütkestratkötter.
“Unser Anspruch als aktiver Portfoliomanager war stets, in keinem Fall unter unseren Wertvorstellungen zu verkaufen. Das haben wir immer gesagt und wir stehen weiterhin unter keinerlei Druck”, erklärte der Manager.
DJG/nas/reh

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