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JAPAN/Moody’s: Europäische Autozulieferer indirekt betroffen

FRANKFURT (awp international) – Die europäischen Autozulieferer werden nach Meinung der Ratingagentur Moody’s Auswirkungen der Naturkatastrophe in Japan zu spüren bekommen. Zwar seien die europäischen Zulieferer direkt nur gering betroffen, schreibt die Ratingagentur in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie. Europäische Zulieferer könnten aber in den Sog einer geringeren Autoproduktion der Hersteller in Europa und Nordamerika geraten, die wegen fehlender Zulieferteile ihre Fertigung herunterfahren müssten. Einen zeitlich begrenzten negativen Einfluss auf Umsatz und Ergebnis erwartet die Ratingagentur vor allem im zweiten Quartal 2011.
Die Lieferkette zu schliessen, dürfte nach Einschätzung von Moody’s-Analyst Rainer Neidnig einige Zeit dauern. Im Anschluss könnte der Produktionsrückstand aber zumindest zum Teil wieder aufgeholt werden. Deshalb sieht die Agentur die für Kreditverträge wichtige Bonitätseinstufung der Unternehmen nicht in Gefahr. Bei den europäischen Zulieferern entfällt nach Schätzung von Moody’s lediglich ein Umsatzanteil von maximal zehn Prozent auf Japan.
Die japanischen Autobauer sieht Moody’s hingegen durch die Naturkatastrophe in Japan geschwächt. Mindestens zwischen April und September dürfte das operative Geschäft und die Ertragskraft durch die Auswirkungen von Erdbeben, Tsunami und der Atomkatastrophe beeinträchtigt werden.
Zwar sei kein Werk der Hersteller zerstört worden, aber die indirekten Auswirkungen durch die Stromrationierung, fehlende Zulieferteile und die Situation der Beschäftigten bedeuteten ernsthaftere Probleme, sagte Analyst Tadashi Usui vom Tokioter Büro der Agentur. Sein Kollege aus New York, Michael Mulvaney, sieht die japanischen Autohersteller stärker betroffen als etwa Hersteller von Elektrogeräten, weil die Automobilindustrie eine breitere Zuliefererbasis habe und stark von der Produktion in Japan abhänge. Die Suche nach alternativen Zulieferern lasse die Kosten steigen und könnte die Marge um ein bis zwei Prozent senken, sagte Mulvaney.
In erster Linie bestimme die Finanzkraft der japanischen Autobauer ihre Verwundbarkeit durch die Katastrophe, sagte Usui. Toyota und Yamaha seien in ihrer aktuellen Bonitätseinstufung weniger gut positioniert, Nissan und Honda dagegen besser und Isuzu reihe sich in der Mitte ein. Toyota sei gerade erst dabei gewesen, sich von der Rückrufwelle des vergangenen Jahres zu erholen. Hingegen habe sich Nissan im Aufwind befunden und stand unter Beobachtung für eine mögliche Hochstufung.
Für das kommende Geschäftsjahr, das im April beginnt und bis Ende März des folgenden Jahres dauert, rechnet Mulvaney bei den japanischen Autobauern maximal mit Umsatzsteigerungen im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Hierbei könnte die Auslandsnachfrage die Schwäche des heimischen japanischen Marktes etwas abfedern. Höhere Preise für Strom und Zulieferteile würden die Gewinne im Gesamtjahr schmälern. Die Finanzkraft der Unternehmen werde aber nicht so stark sinken, dass eine erhebliche Abstufung der Bonitätseinstufungen zu erwarten sei, hiess es in der Prognose./dct/ep/chs

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