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JP Morgan legt die Messlatte hoch (AF)

NEW YORK (awp international) – Die führende US-Grossbank JP Morgan hat zum Auftakt der Bilanzsaison erneut Massstäbe gesetzt. Der Finanzkonzern verdiente im zweiten Quartal deutlich mehr als erwartet. Der Gewinn lag unterm Strich bei 4,8 Mrd USD (3,8 Mrd Euro), wie JP Morgan am Donnerstag in New York mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte das Institut 2,7 Mrd USD eingenommen.
Das Institut habe unter anderem davon profitiert, dass die Risikovorsorge für Kreditausfälle zurückgefahren worden sei, sagte Bankchef Jamie Dimon. Gleichwohl gab er noch keine Entwarnung: Die Abschreibungen und Zahlungsausfälle bei den Konsumentenkrediten gingen zwar zurück, blieben aber auf hohem Niveau. Es sei noch zu früh zu sagen, wie die Erholung weitergehe.
Die Börsianer waren zufrieden – sie hatten mit deutlich weniger Gewinn gerechnet. Die Aktie legte vorbörslich rund ein Prozent zu. Allerdings gab es auch einen Wermutstropfen: Die Erträge gingen von 27,7 Mrd USD auf 25,6 Mrd USD zurück. Vor allem das Investmentbanking lief schlechter als im Vorjahreszeitraum. Damals hatten die Unternehmensfinanzierungen geboomt. Viele Firmen bekamen keinen Kredit mehr, sondern mussten stattdessen Anleihen auflegen, JP Morgan strich satte Provisionen ein. Zudem lief nun der Handel mit Anleihen und auch Rohstoffen schleppender.
JP Morgan gehört zu den Gewinnern der Finanzkrise. Während anderen Instituten reihenweise das Geld ausging, schrieb der weit verzweigte Konzern weiter unbeirrt Gewinne. Er übernahm die angeschlagene Investmentbank Bear Stearns genauso sowie die zusammengebrochene US- Sparkasse Washington Mutual.
Inzwischen ist JP Morgan die unangefochtene Nummer eins an der Wall Street mit einem starken Standbein sowohl im Investmentbanking als auch im Privatkunden-Geschäft. Das Institut eröffnete die Bilanzsaison in der Branche. Am Freitag ziehen die Bank of America und die Citigroup nach, in der kommenden Woche folgt unter anderem Goldman Sachs .
Die US-Banken fürchten eine härtere Gangart der Regulierungsbehörden. Die umfassende Finanzreform von Präsident Barack Obama ist auf dem Weg. Der Senat stimmt (am heutigen) Donnerstag über das Paket ab. Geplant ist unter anderem eine verschärfte Kontrolle der Banken.
JP-Morgan-Chef Dimon mahnte, die Wettbewerbsfähigkeit des US- Finanzsystems müsse gewahrt bleiben. Es blieben noch viele Unsicherheiten, die zu ungewollten Folgen für Kunden, Märkte und das Geschäft der Banken führen könnten./ang/das/fn

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