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LBBW muss Bilanzsumme womöglich halbieren (Kreise, AF)

STUTTGART (awp international) – Die grösste deutsche Landesbank LBBW wird auf ihr Kerngeschäft zurückgestutzt und muss ihre Bilanzsumme womöglich halbieren. Wie die Deutsche Presse-Agentur dpa am Donnerstag aus Kreisen der Aufsichtsgremien der Landesbank Baden-Württemberg erfuhr, muss die LBBW ihr Geschäft auf Druck der EU-Kommission um mehr als die bisher geplanten 40 Prozent reduzieren (Bilanzsumme Ende Juni: 448 Milliarden Euro). Neben ihrem Wertpapiergeschäft werde die LBBW auch ihren Anteil an dem Frankfurter Vermögensverwalter Dekabank abstossen. Auch die Immobiliensparte solle mittelfristig verkauft werden. LBBW-Vorstandschef Hans-Jörg Vetter habe am Donnerstag den Finanzausschuss des Landtags teilweise über die Einschnitte informiert, hiess es.
Die LBBW hatte sich massiv verspekuliert und war durch die Finanzkrise schwer getroffen worden. Das Institut hatte eine Kapitalspritze von fünf Milliarden Euro und Garantien für Risiko-Papiere in Höhe von 12,7 Milliarden Euro von ihren Eignern erhalten. Träger der LBBW sind das Land, die baden-württembergischen Sparkassen und die Stadt Stuttgart. Im Gegenzug für die Hilfen erlässt die EU Auflagen für die LBBW. Der Entwurf für den Restrukturierungsplan liege seit einigen Tagen in Brüssel vor, hiess es in den Kreisen. Am 4. Dezember werde der LBBW-Vorstand den Aufsichtsgremien vorschlagen, was abgestossen werden soll. Der Job-Abbau solle aber nicht verschärft werden. Es bleibe bei den jüngst angekündigten 2.500 Stellen.
MILLIARDENVERLUST ERWARTET
Das Geldhaus steuert 2009 – wie schon im Vorjahr – auf ein Defizit von zwei Milliarden Euro zu. Wegen der lahmenden Konjunktur rechnet die LBBW im Kreditgeschäft mit Unternehmen bisher mit Wertberichtigungen und Ausfällen in Höhe von über 1,2 Milliarden Euro. Für die Restrukturierung habe die Bank bis zu 400 Millionen Euro zurückgelegt. Ausserdem gebe es im schwächelnden Immobiliengeschäft einen Abschreibungsbedarf von mehreren hundert Millionen Euro, erfuhr die dpa. LBBW-Chef Vetter will in den nächsten vier Jahren rund 700 Millionen Euro einsparen, um eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen zu erreichen.
Die Auflage der EU-Wettbewerbsbehörde, bis zu 50 Prozent der Bilanzsumme zu reduzieren, nannte der Bankenexperten Hans-Peter Burghof “eine exzessive Bestrafung”. Das Ziel der EU-Kommission sei offensichtlich, dass deutsche Landesbankensystem zu kippen. “Das ist eine Kriegserklärung”, sagte der Professor von der Stuttgarter Universität Hohenheim der dpa. Die Auflagen für die LBBW seien fast so wie für die WestLB, obwohl der Branchenprimus viel mehr Substanz aufweise. Die Bundesregierung müsse sich überlegen, ob sie diese “Art von Zwangsbeglückung” durch die EU zulassen wolle. Burghof sieht einen kompletten Ausstieg der LBBW aus dem Wertpapiergeschäft als problematisch an. “Ein bisschen Kapitalmarktkompetenz braucht eine Landesbank.”
Die LBBW will sich künftig vor allem auf das Geschäft mit mittelständischen Firmen, Privatkunden und Sparkassen sowie mit institutionellen Kunden konzentrieren. Im Gegenzug soll das Kreditersatzgeschäft schrittweise auslaufen./ot/DP/dc

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