The Swiss voice in the world since 1935

Schattenseiten der Basler Schmuckmesse

Mit Röntenbildern gegen die schlechten Arbeitsbedingungen in chinesischen Edelsteinfabriken. Keystone

An der Uhren- und Schmuckmesse in Basel weisen Nichtregierungs-Organisationen auf dunkle Seiten beim Geschäft mit den funkelnden Edelsteinen hin.

Angeprangert werden der Handel mit so genannten Konfliktdiamanten sowie die schlechten Arbeitsbedingungen der Edelsteinschleifer.

«Wir wollen an der Baselworld auf die krank machenden Arbeitsbedingungen aufmerksam machen, denen wir Edelsteinschleifer ausgesetzt sind», sagt der 33-jährige Feng Xingzhong, ehemaliger Fabrikarbeiter in Südchina.

Er gehört zu jenen Tausenden Betroffenen, die in China und Indien Edelsteine schleifen und polieren und wegen fehlender Schutzmassnahmen an der unheilbaren Krankheit Staublunge (Silikose) erkranken.

Vor der Eröffnung der internationalen Uhren- und Schmuckmesse in Basel stellte eine chinesisch-indische Delegation die Forderungen einer internationalen Kampagne vor. Sie waren vom Solifonds, der sich für Entwicklungsländer engagiert, und dem Basler Gewerkschaftsbund eingeladen worden.

Arbeitssicherheit verbessern

«Die Schmuckindustrie muss die Silikose-Betroffenen angemessen entschädigen», sagt Feng Xingzhong. Weitere Forderungen der Kampagne richten sich an die Internationale Jewellery Trade Association (CIBJO), die ihre Mitglieder für die Einrichtung eines Fonds zu Gunsten von Silikose-Opfern verpflichten soll.

Nötig sei auch die Verbesserung der Arbeitssicherheit mit neuen Technologien, Richtlinien und Kontrollen. Dies ist umso schwieriger, als viele Arbeiter Heimarbeit leisten.

Auch in der Schweiz sind die Mitglieder der Branche zu verantwortlichem Handeln aufgerufen: «Die Baselworld sollte bei ihren Einladungen ein kritisches Auge auf Produktionsbedingungen haben und Firmen von der Ausstellung ausschliessen, wenn sie gegen Arbeitsrechte verstossen», sagt der sozialdemokratische Basler Nationalrat und Solifonds-Stifungsrat Remo Gysin.

Baselworld will Arbeitsrechte thematisieren

«Wir nehmen das Thema ernst und bleiben mit den Vertretern der Kampagne im Gespräch», sagt der Baselworld-Kommunikations-Verantwortliche Bernhard Keller nach einem Treffen mit der Delegation.

Künftig werde man den Ausstellern klarer zeigen, dass man bei den Zulassungskriterien Wert auf Arbeitsrechte lege. Für einen Ausschluss brauche es aber Beweise.

Mit zwei von der Kampagne kritisierten Unternehmen aus Hongkong, die in Basel vertreten sind, werde man «das Gespräch suchen».

Verantwortlich einkaufen

An Kundschaft und Händler richten sich die Menschenrechtsorganisationen Amnesty International (AI) und Global Witness mit einem Informationsstand und einer Broschüre über Konfliktdiamanten.

«Bei uns sind Diamanten ein Symbol der Liebe – hauptsächlich in Afrika finanzieren sie jedoch den Hass», sagt Danièle Gosteli Hauser, AI-Verantwortliche für Wirtschaft und Menschenrechte.

Mit so genannten Konfliktdiamanten haben Kriegsparteien insbesondere in Angola, der Demokratischen Republik Kongo, Liberia und Sierra Leone bewaffnete Konflikte finanziert – derzeit gelangen laut AI und Global Witness «unsaubere» Diamanten aus der Elfenbeinküste auf den internationalen Markt.

Zu wenig griffige Massnahmen

Zwar hat der Kimberley Prozess, ein 2003 in Kraft getretenes staatliches Zertifizierungssystem für Produzenten- und Handelsländer, die Kontrolle von Rohdiamanten verbessert.

Zusätzlich hat sich die Diamantindustrie auf ein freiwilliges internationales System von Garantien und Verhaltensrichtlinien geeinigt.

Trotzdem verlangen die Juweliere beim Einkauf von Edelsteinen nur selten Herkunftsnachweise auf den Rechnungen, wie eine Umfrage von AI und Global Witness 2004 auch für die Schweiz ergab.

Vereinigung will handeln

Um indirekt Druck auf die Branche auszuüben, empfehlen die beiden Organisationen den Konsumentinnen und Konsumenten, beim Kauf von Diamanten nach der Herkunft zu fragen.

Auch nach Ansicht von Marc-Alain Christen, Präsident der Vereinigung Schweizerischer Juwelen- und Edelmetallbranchen (UBOS), muss trotz Fortschritten weiterhin Sensibilisierungsarbeit geleistet werden.

Die UBOS will ihren Mitgliedern ein Qualitätslabel mit Richtlinien zur Herkunft der Materialien vorlegen. Die Richtlinien sollen auch Umweltschutz, Kinderarbeit, Gesundheit und Arbeitsrechte allgemein umfassen.

swissinfo und Dominique Schärer, InfoSüd

Mit der Schweiz verbunden

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft