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Blutdiamanten: Bisher keine Sanktionen

Diamantensucher in einer der vielen Minen in Sierra Leone. swissinfo.ch

Der Handel mit Blutdiamanten, Finanzquelle zahlreicher Konflikte, soll weiter eingedämmt werden.

Vertreter aus 70 Ländern, darunter aus der Schweiz, diskutieren bis Mittwoch in Johannesburg über verbesserte Zertifizierungssysteme.

Bereits letzten November hatten sich 56 Länder in Interlaken dafür eingesetzt, ein internationales Zertifizierungssystem für Diamanten auf Anfang 2003 einzuführen. Staaten, welche dem so genannten “Kimberley Prozess Zertifizierungs-System” nicht beitreten, sollen vom Handel mit Rohdiamanten ausgeschlossen werden.

Sanktionen werden vorerst nicht durchgesetzt

Die Sanktionen werden jedoch nicht sofort durchgesetzt. Eine ursprünglich bis Ende Januar dauernde Toleranzfrist wurde bis Ende April verlängert, sagte der Schweizer Delegierte Roland Vock vom Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) in Johannesburg.

Das neue System ist laut Vock “noch jung”. Es müssten zahlreiche operationelle Probleme gelöst werden, bis es richtig funktioniere. Positiv wertete er die Tatsache, dass die Anzahl der Staaten, die sich im Kampf gegen die Blutdiamanten engagierten wollten, auf rund 70 angestiegen sei. Man komme “Schritt für Schritt vorwärts”, sagte Vock.

amnesty international (ai), eine der an der Konferenz in Johannesburg teilnehmenden Nichtregierungs-Organisationen, forderte indessen unabhängige Kontrollen im Kampf gegen die Blutdiamanten. Denn es bestehe die Gefahr, dass Zertifikate gefälscht werden könnten, sagte die ai-Vertreterin Danièle Gosteli.

El Kaida mit im Geschäft

Die Delegierten wollten sich auch mit einem Bericht der regierungsunabhängigen britischen Organisation “Global Witness” beschäftigen, wonach das Terrornetzwerk El Kaida im Diamantenhandel mitmischt.

Demnach sind die Geschäfte für El Kaida zugleich Finanzquelle und Mittel zur Geldwäsche. Laut Global Witness gründeten zwei ranghohe El-Kaida-Mitglieder 1993 in Kenia und Tansania Unternehmen, die Edelsteine förderten und vertrieben.

Nach den Anschlägen auf die US-Botschaften in den beiden ostafrikanischen Ländern 1998 seien zudem drei El-Kaida-Leute in den illegalen Diamantenhandel in Sierra Leone eingestiegen.

swissinfo und Agenturen

2001 wurden weltweit mehr als 100’000 Karat Diamanten im Gesamtwert von über 11 Mrd. Dollar gefördert.

2 bis 4% davon sind so genannte “Blutdiamanten”, deren Verkauf zur Finanzierung von Konflikten dient.

Bis 2001 war die Schweiz hinter London und Antwerpen der drittwichtigste Diamanten-Handelsplatz.

Ende 2002 war die Schweiz als angebliche Drehscheibe für Blut-Diamanten unter Beschuss geraten.

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