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Lufthansa schürt nach Quartalsgewinn Hoffnung – Aktie stürzt ab (2. AF)

(neu: Aufmachung, Aktienkurs, Aussagen aus Telefonkonferenz)
FRANKFURT (awp international) – Die Lufthansa schürt nach einem Gewinn im zweiten Quartal Hoffnung auf die kommenden Monate. Das laufende Jahr biete “mehr Chancen als Risiken”, sagte Finanzvorstand Stephan Gemkow am Donnerstag bei der Vorlage des Zwischenberichts. Auf den Strecken nach Asien und Amerika sei das Vorkrisenniveau bereits wieder erreicht. Der Europaverkehr erhole sich hingegen langsamer. Das Management dreht nun unvermindert an der Kostenschraube, um auch im Gesamtjahr schwarze Zahlen vorweisen zu können – denn der Gewinn des zweiten Quartals reichte nicht aus, um den massiven Verlust vom Jahresauftakt bereits zur Jahresmitte wieder auszugleichen.
Die Lufthansa-Aktie reagierte mit einem Kurssturz auf die Nachrichten. Am Nachmittag büsste sie 3,17 Prozent auf 12,39 Euro ein und war damit zweitschwächster Wert im Dax . Marktteilnehmer erklärten den Kursverlust mit Gewinnmitnahmen.
Im zweiten Quartal flog Deutschlands grösste Fluggesellschaft trotz der Flugausfälle infolge der Aschewolke aus Island einen Gewinn von 194 Millionen Euro ein. Den Verlust aus dem ersten Jahresviertel, als der harte Winter und ein Pilotenstreik das Ergebnis massiv belastet hatten, war allerdings anderthalb Mal so hoch gewesen.
Nach den ersten sechs Monaten steckt die Lufthansa daher unter dem Strich noch immer mit 104 Millionen Euro in den roten Zahlen. Der operative Verlust belief sich auf 171 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte dank der Übernahme der Fluglinien British Midland (BMI) und Austrian Airlines (AUA) um fast ein Viertel auf 12,6 Milliarden Euro.
Die Frachttochter Lufthansa Cargo erzielte unterdessen das beste Halbjahresergebnis ihrer Geschichte. Die Gesellschaft, die am Dienstag eine Bruchlandung in Saudi-Arabien zu verkraften hatte, war 2009 besonders schwer von der Wirtschaftskrise getroffen worden und tief in die Verlustzone gestürzt. Im ersten Halbjahr verdiente sie nun operativ 144 Millionen Euro, davon 109 Millionen Euro im zweiten Quartal. Das Kostenmanagement habe sich ausgezahlt, sagte Finanzchef Gemkow.
Solche Erfolge stehen im Passagiergeschäft noch aus. Zwar erholen sich laut Gemkow die Buchungen für die lukrative First und Business Class sowie die Erlöse auf der Langstrecke zusehends. Dennoch steckt das Passagiergeschäft der Lufthansa nach sechs Monaten noch mit 342 Millionen Euro (operatives Ergebnis) in den roten Zahlen. Einzig die Schweizer Tochter Swiss konnte einen operativen Gewinn von 54 Millionen Euro beisteuern. BMI, AUA, der Billigflieger Germanwings und die Fluglinien unter der Marke Lufthansa mussten schmerzliche Verluste hinnehmen.
“Wir werden unsere Hausaufgaben machen und die Kostenmanagement-Programme in allen Bereichen weiter vorantreiben”, sagte Gemkow. Die Lufthansa hat für das eigene Passagiergeschäft wie für ihre Töchter bereits umfangreiche Sparprogramme eingeleitet. So sollen die angeschlagenen Gesellschaften AUA und BMI umstrukturiert und in die Gewinnzone geführt werden. In der Lufthansa-Passage will der Vorstand die jährlichen Kosten bis Ende 2011 um eine Milliarde Euro senken.
Für das laufende Jahr erwartet der Vorstand bei BMI und AUA weiterhin Verluste. AUA werde voraussichtlich 2011, BMI erst 2012 operativ schwarze Zahlen schreiben, sagte Gemkow. Die Schweizer Tochter Swiss und die Fluglinien unter der Marke Lufthansa sollen hingegen mehr verdienen als im Vorjahr und die Verluste der angeschlagenen Töchter ausgleichen. 2009 hatte die Lufthansa-Passage einen operativen Verlust von 107 Millionen Euro und Swiss einen operativen Gewinn von 93 Millionen Euro verbucht.
Sorgen machen dem Vorstand weiterhin die Flüge innerhalb Europas und Deutschlands. Die lukrative Business und First Class steuerten hier lediglich 27 Prozent zum Umsatz bei, sagte Gemkow. Zudem trübt die von der Bundesregierung geplante Flugticketsteuer die Aussichten. Für das Gesamtjahr zeigte sich der Manager dennoch zuversichtlich, den operativen Gewinn des Konzerns wie geplant zu steigern. Dazu sollten alle Geschäftsfelder beitragen./stw/mne/tw

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