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Metro beschleunigt Umbau und peilt Vorkrisenniveau an (Zus.)

DÜSSELDORF (awp international) – Der Handelskonzern Metro will mit einem beschleunigten Umbau zur alten Ertragsstärke zurück. Bereits in diesem Jahr soll das operative Ergebnis vor Sondereffekten auf das Vorkrisenniveau von 2008 steigen. Auch bei der Expansion nimmt Metro Geschwindigkeit auf. Knapp 100 neue Märkte sollen 2010 weltweit öffnen. Eine Schlüsselrolle beim geplanten Wachstum kommt den Elektronikketten Media Markt und Saturn zu. Sie sollen mit Eigenmarken und Online-Angeboten neue Kunden gewinnen, zudem steht ihr Markteintritt in China an. Weiter in der Schwebe ist hingegen der geplante Verkauf der Kaufhof-Warenhäuser.
Mit seinen Zahlen zum zweiten Quartal verfehlte der Konzern allerdings die Erwartungen der meisten Analysten. Insbesondere das Nettoergebnis enttäuschte. Nach Minderheiten sank es aufgrund höherer Aufwendungen von 52 Millionen auf 44 Millionen Euro. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (EBIT) legte von 316 Millionen auf 334 Millionen Euro zu. Dabei wirkten sich vor allem die durch den laufenden Konzernumbau erzielten Einsparungen positiv aus. Der Umsatz stieg von April bis Juni konzernweit um 2,4 Prozent auf 15,7 Milliarden Euro. Die Metro-Aktie fiel bis zum frühen Nachmittag als einer der schlechtesten Werte im Dax um mehr als ein Prozent.
EBIT AUF VORKRISENNIVEAU ANGEPEILT
Metro-Chef Eckhard Cordes zog dennoch eine positive Bilanz: ?Wir sind auf einem guten Weg und mit dem bislang Erreichten zufrieden.? Sollten sich die wirtschaftlichen Bedingungen nicht signifikant verschlechtern, wovon auszugehen sei, dann könnte das bereinigte EBIT in diesem Jahr wieder das Vorkrisenniveau von 2,2 Milliarden Euro erreichen. Im vergangenen Jahr war es im Zuge der Krise auf 2,02 Milliarden Euro geschrumpft. Das Investitionsbudget hob der Konzern um 200 Millionen Euro auf 2,1 Milliarden Euro an.
Metro hatte im vergangenen Jahr ein Umbauprogramm mit Namen ?Shape? gestartet. Bis 2012 sollen durch Einsparungen und bessere Produktivität 1,5 Milliarden Euro beim Ergebnis gehoben werden. Dazu will Metro weltweit auch bis zu 17.000 Stellen streichen. Kernstück des Umbaus ist der Grosshandel für Gewerbetreibende (Cash&Carry), der mit Abstand den grössten Anteil an Umsatz und Ergebnis im Konzern hat. Im zweiten Quartal hielten sich die Verbraucher weiterhin mit Anschaffungen zurück. Zudem fiel das für die Händler wichtige Ostergeschäft in diesem Jahr bereits in das erste Quartal. Nur dank positiver Währungseffekte hielt die Sparte ihren Umsatz mit 7,7 Milliarden Euro stabil. Das Ergebnis verbesserte sich hingegen. Ein ähnliches Bild zeigte die Lebensmitteltochter Real, die besonders von dem Preiskampf im deutschen Lebensmitteleinzelhandel betroffen ist.
FUSSBALL-WM KURBELT UMSATZ AN
Die Fussball-WM kurbelte bei Media Markt und Saturn den Verkauf von TV-Geräten an. Die Elektronikketten legten beim Umsatz um über neun Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zu und retteten dem Konzern damit das Quartal. Die kühle Witterung im April und Mai setzte den zum Verkauf stehenden Kaufhof-Warenhäusern zu. Die Sommermode blieb lange in den Regalen liegen.
Vorstandschef Cordes sucht derzeit nach Käufern für den Kaufhof, will aber erstmal den Ausgang des Überlebenskampfes vom Konkurrenten Karstadt abwarten. Die Düsseldorfer hatten immer wieder Interesse an Teilen von Karstadt bekundet, die den Kaufhof aufwerten würden. Metro kann aber nur zum Zuge kommen, wenn die Rettungsversuche zum Erhalt von Karstadt scheitern. Der Kaufvertrag mit dem Karstadt-Investor Berggruen ist wegen der Uneinigkeit über die Höhe der Mieten immer noch nicht rechtlich wirksam. Am Wochenende tat sich zudem eine weitere Option auf: Der italienische Warenhausbetreiber Maurizio Borletti hat Interesse an Karstadt angemeldet./she/juw/nmu

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