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Micronas Q1: Reingewinn 5,3 Mio CHF – Japan als Unsicherheitsfaktor (Zus)

(neu: mit CEO-Aussagen)
Zürich (awp) – Der Halbleiterhersteller Micronas hat im ersten Quartal 2011 weniger Umsatz als im Vorjahreszeitraum erwirtschaftet, dafür aber wieder schwarze Zahlen geschrieben. Das Erdbeben in Japan bringt einige Unsicherheiten für das Geschäft. Wegen verzögerter Aufträge fällt die Umsatz-Prognose für das erste Halbjahr etwas tiefer als bisher aus.
Der Umsatz im Berichtsquartal erreichte 41,4 Mio CHF und damit 13% weniger als im Vorjahr. Der EBIT sprang von 0,8 auf 5,7 Mio CHF, entsprechend einer Marge von 13,7%, wie die Gesellschaft am Dienstag mitteilte. Der Reingewinn lag bei 5,3 Mio CHF, dies nach einem Verlust von 3,9 Mio CHF im Vorjahr. “Wir hatten im ersten Quartal eine sehr gute Leistung, auch aus den operativen Bereichen”, sagte CEO Matthias Bopp gegenüber AWP.
AUFTRÄGE VERZÖGERT
Der Auftragseingang für das Quartal wird mit 30,1 Mio CHF angegeben, der Auftragsbestand lag Ende März bei 53,8 Mio CHF. Die Book-to-bill-Ratio sank auf 0,73 nach 0,97 per Ende 2010.
“Seit Ende des ersten Quartals wurden insbesondere in Japan weniger Autos produziert”, erklärte Bopp. Aufträge hätten sich zeitlich verschoben. Der Micronas-Chef verwies darauf, dass 2011 noch ein Übergangsjahr ist. “Wir bereinigen in diesem Jahr unser Produktportfolio”, sagte er. Das Geschäft mit Consumer-Produkten und Dashboard-Controllern – letztere für Anwendungen im Auto-Armaturenbrett – läuft aus.
Gleichzeitig fokussiert sich das Unternehmen auf das Kerngeschäft mit Hall-Sensoren, die in Fahrzeugen für mehr als 60 Anwendungen eingesetzt werden, unter anderem um Position oder Geschwindigkeit zu messen, und auf so genannte Embedded Mikrocontroller. Dadurch liege die Book-to-Bill-Ratio unter eins, bilanzierte Bopp.
JAPAN-FOLGEN UNGEWISS
Schwierig abzuschätzen sind laut Micronas die Auswirkungen des Erdbebens im wichtigen Markt Japan. “Im Jahr 2010 haben wir etwa 46% unseres Umsatzes in Japan realisiert, und zwar ausschliesslich im Automotive-Bereich”, so Bopp.
Die Versorgung mit Produktionsmaterial und Ersatzteilen der Fabriken sei für mindestens drei weitere Monate gesichert, hiess es weiter. “Wir produzieren alles in Europa, in Deutschland und Schottland. Rohmaterialien beziehen wir nur zum Teil aus Japan und hatten bisher überhaupt keine Probleme”, sagte der Micronas-CEO. Entsprechend gebe es derzeit keinen Einfluss auf Umsatz und Ergebnis.
KURZARBEIT BLEIBT
Die Fertigung im deutschen Freiburg war unverändert zu 75% ausgelastet. Dort befinden sich Teilbereiche der Produktion weiter in Kurzarbeit. Wie lange dies weitergehe, hänge auch vom Verlauf der Japan-Krise ab, sagte der CEO. Micronas könnte die Massnahme noch bis Ende des ersten Quartals 2012 fahren.
Im April übernahm Micronas in Freiburg die bisher gemieteten Gebäude und Flächen und wurde damit alleiniger Eigentümer am Standort. Auf die Einsparungen will das Unternehmen zum Halbjahresbericht eingehen.
Für das erste Halbjahr 2011 rechnen Verwaltungsrat und Management neu mit einem Gruppen-Umsatz von 82 Mio CHF, davon soll Automotive 79 Mio CHF beisteuern. Zuletzt hatte die Guidance für die Gruppe auf rund 85 Mio CHF gelautet.
MARGENDRUCK IM Q2
Die EBIT-Marge für das erste Halbjahr 2011 wird weiter in der Grössenordnung von 10% erwartet. Dies impliziert einen Margenrückgang im zweiten Quartal. Zusätzlich zum wachsenden Kern-Geschäft im ersten Quartal habe es einen leichten Bestandsaufbau gegeben, erklärte Bopp. “Diesen möchten wir im zweiten Quartal etwas bremsen, und das dürfte zusammen mit der Werkschliessung über Ostern unseren EBIT für das erste Halbjahr beeinflussen”, sagte er.
Ansonsten gehe im zweiten Quartal der Aufbau von Marketing, Entwicklung und Vertrieb weiter, was die operativen Kosten ebenfalls beeinflusse. Mittelfristig halte Micronas am Ziel einer EBIT-Marge von 15% fest.
Analysten werteten die Zahlen positiv, sie sahen jedoch auch einige Unsicherheiten im Zusammenhang mit Japan. Die Börse reagierte freundlich. Die Aktien gewannen am Nachmittag in einem festen Gesamtmarkt 6,1% auf 8,22 CHF.
cc/uh

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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