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MTU spürt nach Gewinnsprung Rückenwind – Aktie stürzt ab (Zus)

(Neu: aktualisierter Kurs, Aussagen aus Telefonkonferenz)
MÜNCHEN (awp international) – Der Münchener Triebwerksbauer MTU spürt nach einem Gewinnsprung im ersten Halbjahr Rückenwind. Die Erholung der Nachfrage und der starke US-Dollar dürften den Umsatz in diesem Jahr nach oben treiben, kündigte das Unternehmen am Dienstag bei der Vorlage der Quartalsbilanz in München an. Unter dem Strich dürfte MTU davon aber kaum profitieren: Devisengeschäfte lasteten bereits zur Jahresmitte auf dem Nettogewinn, der schwächer als erwartet zulegte. Die Aktie des Triebwerksbauers stürzte daraufhin am Morgen zeitweise um fast fünf Prozent in die Tiefe.
Mit einem Minus von 4,01 Prozent auf 47,48 Euro blieb MTU allerdings auch am späten Vormittag das Schlusslicht im MDax. In den vergangenen drei Monaten hatte sich die Aktie hingegen deutlich besser entwickelt als der Index.
DOLLARKURS ENTSCHEIDEND
Im laufenden Jahr soll der Umsatz nun von 2,6 auf 2,75 Milliarden Euro wachsen, der bereinigte Gewinn vor Steuern und Zinsen (bereinigtes EBIT) von 292 auf 310 Millionen Euro. Bislang hatte der Vorstand nur eine stabile Entwicklung angekündigt. Der Überschuss dürfte laut Finanzvorstand Reiner Winkler lediglich auf dem Niveau des Vorjahres bleiben, als MTU 141 Millionen Euro verdient hatte. Das hänge davon ab, wo der Dollarkurs am Jahresende stehe. “Ich bin da vorsichtig”, sagte der Manager. Vorstandschef Egon Behle rechnet nach eigener Aussage auch nicht damit, dass das Unternehmen die Prognose in diesem Jahr ein weiteres Mal anhebt.
Im zweiten Quartal steigerte MTU den Umsatz stärker als erwartet um knapp vier Prozent auf 709 Millionen Euro, das bereinigte EBIT wuchs um fast 22 Prozent auf 75 Millionen Euro. Der Überschuss legte um gut 13 Prozent auf 28 Millionen Euro zu, verfehlte jedoch klar die Erwartungen der Analysten, die im Schnitt mit 37 Millionen gerechnet hatten. Weil Flugzeuge in Dollar gehandelt werden, treibt ein starker Dollar den Umsatz in Euro an. Bei den Devisengeschäften brockte die US-Währung den Münchenern hingegen ein dickes Minus ein.
MEHR ENTWICKLUNGSAUSGABEN
Den verbesserten Gewinn im operativen Geschäft verdankt das Unternehmen dem Absatz neuer Triebwerke ebenso wie dem Wartungsgeschäft. In beiden Bereichen wuchs der Gewinn im zweistelligen Prozentbereich. Unterdessen investierte das Unternehmen stärker in Forschung und Entwicklung: Die Ausgaben wuchsen um fast 29 Prozent auf 56 Millionen Euro.
Mit dem Verlauf des ersten Halbjahres zeigte sich MTU-Chef Egon Behle zufrieden: “Der Markt erholt sich wie erwartet, und die Entwicklung des Dollar-Wechselkursverhältnisses verleiht uns zusätzlichen Rückenwind.” Das Verkehrsaufkommen liege inzwischen sowohl im Passagierverkehr als auch bei der Fracht wieder auf dem Niveau vor der Krise. Dies spiegele sich auch bei den Aufträgen wider. In den ersten sechs Monaten wuchs der Auftragsbestand um 14 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro.
MEHR BESTELLUNGEN ERWARTET
Vor Jahresende rechnet Behle mit weiteren Bestellungen für die Bombardier CSeries, an deren Triebwerk MTU beteiligt ist. Auf der Luftfahrtmesse in Farnborough vergangene Woche war das Flugzeugmodell bei der Auftragsvergabe leer ausgegangen. MTU hatte allerdings von einem Grossauftrag der Fluglinie Emirates für das Triebwerk GP7200 des Airbus A380 und weiteren Bestellungen für den Antrieb V2500 des Airbus A320 profitiert.
Wegen der Kürzung der Verteidigungsetats in Europa stellt sich MTU in Zukunft auf Rückgänge im Rüstungsgeschäft ein. Da es noch keine Entscheidungen gibt, wollte der Unternehmenschef die erwarteten Belastungen allerdings nicht beziffern. Das Unternehmen ist unter anderem an dem Antrieb für den Kampfjet Eurofighter und den Militärtransporter A400M beteiligt./stw/stb/wiz

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