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Munich Re lässt sich von Beben und Griechenland-Krise nicht beirren (Zus)

(neu: Aufmachung, Aussagen aus Pressekonferenz, Aktienkurs, Hintergrund)
MÜNCHEN (awp international) – Der weltgrösste Rückversicherer Munich Re sieht sich trotz der Belastungen durch Erdbeben und Wintersturm in seinen Gewinnhoffnungen bestärkt. Zwar dürften das Beben in Chile und der Wintersturm “Xynthia” in Europa das Unternehmen mit einer halben Milliarde Euro belasten. Dennoch bleibe ein Konzernergebnis von über 2 Milliarden Euro in diesem Jahr erreichbar, sagte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard am Mittwoch bei der Bilanzvorlage in München. Im kommenden Jahr soll der Gewinn wieder steigen. Auch das milliardenschwere Engagement in griechischen Staatsanleihen treibt dem Vorstand keine Sorgenfalten auf die Stirn.
Die Munich-Re-Aktie reagierte bis zur Mittagszeit kaum auf die Nachrichten. Zuletzt notierte sie mit 0,26 Prozent im Plus bei 116,60 Euro und lag damit im Mittelfeld des Dax . Mit ihrer Prognose habe die Munich Re Substanz bewiesen, sagte ein Analyst. “Und die Dividendenrendite ist mehr als ein süsses Bonbon.”
Der angepeilte Gewinn von mehr als zwei Milliarden Euro könnte für die Munich Re einen Rückgang um rund ein Fünftel bedeuten. Damit sei das laufende Jahr aber nicht schlechter als das vorige, sagte von Bomhard. Angesichts niedriger Renditen an den Kapitalmärkten könne man höhere Gewinne nur mit höheren Risiken erreichen. Während die Rückversicherungssparte dem Manager zufolge 2010 kaum an die Ergebnisse des Vorjahres herankommen wird, dürfte die Erstversicherungstochter Ergo deutlich zulegen. Dabei setzt das Unternehmen auf die neue Markenstrategie. In deren Zuge werden die bisherigen Marken Hamburg-Mannheimer, Victoria und KarstadtQuelle durch den Namen Ergo ersetzt.
NATURKATASTROPHEN BELASTEN
Das Beben in Chile und Sturm “Xynthia” haben die Munich Re deutlich getroffen. Von dem erwarteten Schaden in Höhe von 500 Millionen Euro dürften nach Schätzung des Managements bis zu 100 Millionen auf den Wintersturm entfallen, der Ende Februar in Europa getobt hatte. Die Allianz hatte ihre Belastung zuletzt auf 100 bis 300 Millionen Euro beziffert. Für die Munich Re bedeuten die beiden Ereignisse bereits die “halbe Jahresladung” an erwarteten Schäden durch Naturkatastrophen, wie Finanzvorstand Jörg Schneider sagte. Daraus könne man nun jedoch nicht auf Katastrophen der kommenden Monate schliessen.
Insgesamt dürfte “Xynthia” die Versicherungsbranche nach Einschätzung der Munich Re mit 1,5 bis 2,5 Milliarden Euro treffen – bis zu eine halbe Milliarde davon in Deutschland. Von dem Erdbeben erwartet der Rückversicherer einen branchenweiten Schaden von 4 bis 7 Milliarden US-Dollar.
WENIG SORGEN UM GRIECHENLAND-ANLEIHEN
Um sein milliardenschweres Engagement in griechischen Staatsanleihen bangt die Munich Re nicht. “Wir beurteilen die Ausfallrisiken bei griechischen Staatsanleihen als vertretbar im Vergleich zur Rendite”, sagte Schneider. Von den gesamten Kapitalanlagen in Höhe von 185 Milliarden Euro hätten zum Jahreswechsel 2,1 bis 2,2 Milliarden in griechischen Staatspapieren gesteckt. Insgesamt steckten rund sechs Prozent der Anlagen in Anleihen von Griechenland, Spanien, Italien, Irland und Portugal.
Im vergangenen Jahr hatte die Munich Re ihren Überschuss um rund eine Milliarde auf 2,5 Milliarden Euro gesteigert. Die Dividende soll um 25 Cent auf 5,75 Euro je Aktie steigen. Nun will die Munich-Re-Führung weitere Aktien zurückkaufen und damit auf die einst versprochene Rückkauf-Summe von mehr als 5 Milliarden Euro kommen. Allerdings will der Vorstand auch prüfen, ob er Geld in Übernahmen oder organisches Wachstum steckt.
Grösster Aktionär der Munich Re ist seit Februar der legendäre US-Investor Warren Buffett. Von Bomhard lobte den Milliardär, der mit seiner Holding Berkshire Hathaway selbst im Rückversicherungsgeschäft aktiv ist, als umsichtigen Investor. Mithilfe von Finanzinstrumenten kann Buffett seine Beteiligung an diesem Donnerstag auf mehr als sieben Prozent ausbauen./stw/zb
— Von Steffen Weyer, dpa-AFX —

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