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Nestlé/Denner muss Kaffeekaspeln für Nespresso-Maschinen vom Markt nehmen (Zus)

St. Gallen (awp/sda) – Der Discounter Denner muss seine Kaffeekapseln wieder aus den Regalen räumen. Dies hat das St.Galler Handelsgericht entschieden und sich damit vorerst auf die Seite des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé gestellt.
Die Migros-Tochter Denner hatte seit Mitte Dezember vier verschiedene Kaffee-Sorten in Kapselform im Angebot, die ebenfalls in die Kaffeemaschinen von Nespresso passten. Denner bot die Kapseln zu einem deutlich günstigeren Preis von 25 Rappen pro Stück an. Im Vergleich: Für eine Kapsel von Nespresso legt der Konsument fast das Doppelte hin.
Das Handelsgericht St. Gallen hat nun im Fall von Nespresso gegen Denner und den Kaffeekapsel-Produzenten Alice Allison eine einstweilige Verfügung gewährt, wie Nespresso am Dienstag Informationen der Westschweizer Zeitung “Le Temps” bestätigte. Es gehe darum, das geistige Eigentum zu schützen. Weitere Kommentare gibt der Nahrungsmittelkonzern wegen des laufenden Verfahrens nicht ab.
Als Folge ist es Denner nun bis zum endgültigen Gerichtsentscheid untersagt, die betroffenen Produkte zu verkaufen. Auch darf der Discounter nicht mehr mit dem Slogan “Denner – was susch?” werben. Der Werbespruch ist die Übersetzung des englischen Nespresso-Slogans “Nespresso – what else”, mit dem Hollywood-Star George Clooney für das Kapselsystem wirbt.
DENNER WEHRT SICH
Doch Denner will für seine Version des Slogans und die Kapsel-Kopien kämpfen. “Wir werden uns mit allen juristischen Mitteln gegen den Entscheid des Handelsgerichts wehren”, sagt Denner-Sprecherin Nicole Schöwel auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. “Wir sind zuversichtlich und hoffen auf ein schnelles Urteil.” Das Unternehmen habe vor der Lancierung der Kaffeekapseln die Rechtslage abgeklärt.
Denner war gemäss eigenen Aussagen erfolgreich ins Geschäft mit den Kaffeekapseln eingestiegen. Laut Schöwel kam es immer wieder zu Lieferengpässen. Zahlen gibt die Sprecherin keine bekannt.
MARKTKAMPF AUCH IM AUSLAND
Es ist nicht das erste Mal, dass Nestlé gegen einen Konkurrenten seines Kaffeesystems vorgeht. Auch das Unternehmen Ethical Coffee, das ab Frühling zusätzlich in Genf produzieren will, muss in Frankreich mit einem juristischen Nachspiel rechnen.
Grund: Die Kapseln, bisher exklusiv in der französischen Supermarktkette Casino verkauft, passen ebenfalls in die Nespresso-Maschinen, worin Nestlé das Patenrecht verletzt sieht. Auch gegen die amerikanische Sara-Lee-Gruppe geht der Konzern aus gleichem Grund vor. In Schweiz machen Kraft Foods (Tassimo) und Tchibo (Cafissimo) Nestlé mit eigenen Systemen Konkurrenz.
Trotz heftig umkämpftem Markt: Nestlé ist mit Nespresso weiterhin klarer Marktleader. Kein Wunder – mit 1’700 Patenten hat der Konzern seine Erfindung geschützt. 2009 registrierte der Konzern weltweit 7 Millionen Kunden in 191 Läden. Das organische Wachstum lag bei 25%.
mk

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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