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Neue Notenbank-Vorgaben belasten Santander – Jahresziel einkassiert (AF)

MADRID (awp international) – Die spanische Grossbank Santander hat im ersten Dreivierteljahr wegen strengerer Kreditvorsorge-Regeln einen schmerzhaften Gewinnrückgang verbucht und kassiert nun ihre Jahresprognose ein. Unter dem Strich verdiente das Institut zwischen Januar und September überraschend nur 6,08 Milliarden Euro und damit knapp zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Nach einem starken ersten Halbjahr waren im dritten Quartal die neuen Vorgaben der spanischen Notenbank mit einer Belastung von 472 Millionen Euro eingeschlagen – und verhagelten den Spaniern die Neunmonatsbilanz.
Das selbst gesteckte Ziel, 2010 einen Gewinn auf dem Niveau des Vorjahres von 8,94 Milliarden Euro zu erzielen, wird damit unerreichbar. Dies teilte die Bank am Donnerstag bei Veröffentlichung der Bilanz in Madrid mit. Da der Markt mit einem besseren Ergebnis gerechnet hatte, gab die Santander-Aktie am Donnerstag leicht nach. Zuletzt lag sie mit 9,10 Euro 0,87 Prozent im Minus und war damit einer der schwächsten Werte im EuroStoxx 50 .
Bei den neuen Regeln der Zentralbank geht es vor allem um strengere Zeitvorgaben für die Bewertung fauler Kredite. Zudem müssen zusätzliche Mittel für bestimmte Anlagen zurückgelegt werden. Santander hatte mit einer geringeren Belastung gerechnet. Auch ohne den Einmaleffekt wäre der Gewinn von Santander geschrumpft, allerdings nur um knapp drei Prozent. Der Anteil fauler Kredite am Gesamtportfolio lag Ende September bei 3,42 Prozent nach 3,37 Prozent Ende Juni.
Auf Ertragsseite sieht es für das spanische Institut besser aus. Der Zinsüberschuss kletterte um rund zwölf Prozent auf 21,9 Milliarden Euro. Dabei lief das Geschäft wie schon in der ersten Jahreshälfte vor allem in Grossbritannien sehr gut, wo Santander durch den Zukauf von Filialen der Royal Bank of Scotland (RBS) die ohnehin schon starke Stellung derzeit weiter ausbaut. Die Santander verfolgt die Strategie, sich durch Zukäufe weltweit breiter aufzustellen und so die Abhängigkeit vom spanischen Heimatmarkt zu reduzieren.
Das zahlt sich bereits aus: In Brasilien erzielte Santander Rekorderträge, in Grossbritannien stieg der Zinsüberschuss zweistellig an. In Spanien und auf dem europäischen Festland insgesamt laufen die Geschäfte dagegen wegen des wirtschaftlichen Umfelds eher schleppend. Nach einer regelrechten Einkaufstour in den vergangenen Jahren will Santander jetzt aber erst einmal eine Pause einlegen. Derzeit stünden keine Zukäufe an.
ksb/zb

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