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Nur 61 Prozent der Aktionäre heissen Novartis-Vergütungssystem gut

(Keystone-SDA) Die Lohnpolitik des Basler Pharmakonzerns Novartis mit Top-Salären in zweistelliger Millionenhöhe bleibt umstritten. Nur 61 Prozent der Aktionäre hiessen das Vergütungssystem am Dienstag gut. Erneut gerüffelt wurden die Bezüge von Verwaltungsratspräsident Vasella.

Die 2160 Aktionäre, die an der Generalversammlung (GV) 46,5 Prozent aller Aktien vertraten, konnten erstmals über das Vergütungssystem des Konzerns abstimmen. Der Anteil der Nein-Stimmen belief sich auf 38,3 Prozent, jener der Enthaltungen auf 0,7 Prozent.

Die an der letztjährigen GV beschlossene “Say-on-Pay”-Abstimmung hat indessen nur konsultativen Charakter. Auch eine Ablehnung durch die Aktionäre wäre damit für den Konzern nicht verbindlich gewesen.

Ethos verlangt Überarbeitung

Als Gegner des Vergütungssystems traten an der zweieinhalbstündigen GV namentlich die Schweizer Aktionsgruppierungen Ethos und Actares auf, die neben der US-Anleger-Institution ISS schon im Vorfeld für ein Nein plädiert hatten. Nach der “breiten Ablehnung” verlangt Ethos nun eine Überarbeitung des Vergütungssystems und eine neue Abstimmung darüber an der GV 2012.

Ethos-Direktor Dominique Biedermann beurteilte das Vergütungssystem an der GV “nicht akzeptabel”. Es stehe nicht im Einklang mit den Interessen langfristig orientierter Investoren und sei auch nicht transparent. Namentlich seien die variablen Vergütungen für die Konzernleitung im Verhältnis zum Grundsalär viel zu hoch. Bei CEO Joe Jimenez beispielsweise habe der variable Anteil 2010 fast 90 Prozent seines Lohns ausgemacht.

Weiterhin “Selbstbedienungsmentalität”

Kritik übte Biedermann insbesondere auch an Daniel Vasellas Entschädigung als Verwaltungsratspräsident, die sich 2010 zum Marktwert auf 25 Mio. Fr. belaufen habe. Das sei “völlig unangemessen”. Ethos fordert von Novartis eine “glasklare Offenlegung aller Elemente” und mehr Verantwortungsbewusstsein bei der Festsetzung der Vergütungen.

Aus Sicht von Actares-Präsident Rudolf Meier hat Novartis eine Chance verpasst. An der “Selbstbedienungsmentalität” habe sich nichts verändert.

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