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ÖLPEST/Kampf wird zum Wettlauf mit dem Wetter – Arbeiten wieder aufgenommen

WASHINGTON (awp international) – Im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko hat ein Dauerwettlauf mit dem Wetter begonnen. Nachdem sich das Sturmtief “Bonnie” deutlich abschwächte, konnten die Arbeiten am Sonntag wieder aufgenommen werden. Die meisten Schiffe kehrten in die Unglücksregion rund 65 Kilometer vor der Küste Louisianas zurück. Doch die gerade begonnene Hurrikan-Saison in der Region nimmt Fahrt auf. “Wir werden die restliche Saison über Katz und Maus spielen müssen”, sagte der Einsatzleiter der US-Regierung, Admiral Thad Allen.
Wegen des nahenden Sturms hatten am Freitag fast alle Schiffe und Plattformen die Unglücksregion verlassen. Von den Plattformen werden Entlastungsbohrungen vorangetrieben. Die meisten Schiffe haben die Aufgabe, Öl von der Meeresoberfläche abzusaugen.
Sobald sich der nächste grosse Sturm ankündigt, müssten die Arbeiten erneut unterbrochen werden, sagte Allen. Allein die Evakuierung an diesem Wochenende hätte die BP-Pläne, die defekte Ölquelle mit Hilfe von Parallelbohrungen endgültig zu verschliessen, mindestens um eine Woche verzögert. Die Kappe, die das Ölleck in 1500 Meter Tiefe seit mehr als einer Woche erfolgreich abdichtet, habe aber gehalten. Die Hurrikan-Saison reicht von Anfang Juli bis Ende November.
Unterdessen wurden neue, für BP peinliche Details zur Katastrophe bekannt: Ein Alarm-Signal sei während der Explosion auf der “Deepwater Horizon” am 20. April ausgeschaltet gewesen. “Sie wollten nicht, dass die Leute um drei Uhr nachts durch Fehlalarm geweckt werden”, sagte der Techniker Mike Williams vor einem Untersuchungsausschuss. Das Signal sei schon ein Jahr vor der Explosion am 20. April deaktiviert worden. Elf Menschen kamen bei dem Unfall ums Leben, 115 der 126 Menschen auf der Bohrinsel wurden gerettet.
Weiterer Vorwurf gegen BP: Ein führender US-Wissenschaftler hält dem britischen Konzern vor, angesehene Forscher zum Schweigen bringen zu wollen. BP habe die Wissenschaftler gezielt unter Vertrag genommen, um Informationen eine Zeit lang unter Verschluss zu halten. “Ein wahrlich gigantischer Konzern versucht, das Schweigen von Hochschullehrern in einem umfassenden Ausmass zu erkaufen”, kommentierte Cary Nelson, Vorsitzender des US-Professorenverbandes AAUP, den Vorgang im britischen Sender BBC./mcm pm/DP/he

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