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Panalpina H1: Compliance-Rückstellungen führen zu Quartalsverlust (AF)

(erste Meldung wurde ausgebaut)
Basel (awp) – Der Transport- und Logistikkonzern Panalpina ist im zweiten Quartal als Folge von Compliance Rückstellungen wie erwartet in die roten Zahlen abgerutscht. Operativ hat die Gruppe hingegen Marktanteile gewonnen und die Profitabilität je Frachteinheit gegenüber dem ersten Quartal gesteigert.
Insgesamt hat Panalpina im zweiten Quartal 2010 über Speditionsleistungen 2’288 (VJ 1’710) Mio CHF brutto umgesetzt. Der Nettoumsatz wuchs um 38,9% auf 1’894 Mio CHF, der Bruttogewinn stieg im Quartal um 8% auf 380 Mio CHF, wie Panalpina am Mittwoch schreibt.
Als Folge der Rückstellungen wegen Bussen und künftigen Compliance-Beratungskosten entstand auf Stufe EBIT ein Verlust von 78 (VJ Gewinn 24) Mio CHF. Der Reinverlust im Quartal beläuft sich auf 93 (+15) Mio CHF.
In der Halbjahresbetrachtung stieg der Nettoumsatz um 17,1% auf 3’482 Mio CHF. Der Bruttogewinn verminderte sich im Semester auf 708 (727) Mio CHF. Auf Stufe EBIT musste Panalpina einen operativen Verlust von 78 (+27) Mio CHF hinnehmen. Der den Aktionären anrechenbare Reinverlust beträgt 93 Mio CHF, nach einem Gewinn von 16 Mio CHF im Vorjahr.
Auf das Ergebnis lasten die bereits zu früherem Zeitpunkt angekündigten Rückstellungen für Bussen und Rechtskosten in den USA im Umfang von 128 Mio CHF. Die Vergleichsverhandlungen mit den US-Behörden dürften im Verlaufe des 2. Semesters abgeschlossen werden, so die Mitteilung.
Der zurückgestellte Betrag beziehe sich auf das Verfahren in den USA und umfasse keine Zahlungen in anderen laufenden Kartellrechtsuntersuchungen gegen die internationale Speditionsbranche, insbesondere jene der Europäischen Wettbewerbskommission. Dies, weil Panalpina den Ausgang dieser Untersuchung und die Höhe einer möglichen Busse gegenwärtig noch nicht abschätzen könne. Ein Entscheid seitens der EU-Kommission wird nicht vor 2011 erwartet, so Panalpina weiter.
Um die Rückstellungen bereinigt lag der EBIT im zweiten Quartal mit 55 (38) Mio CHF im Plus, entsprechend einer Marge von 14,6 (11,6)%. Im Halbjahr ergibt sich ein bereinigter operativer Gewinn von 63 (69) Mio CHF mit einer Marge von 8,9 (9,4)%.
Panalpina hat die Vorgaben der Analysten übertroffen. Diese hatten im Durchschnitt (AWP-Konsens) für das erste Halbjahr mit einem Nettoumsatz von 3’154 Mio, einem Bruttogewinn von 674 Mio, einem EBIT von -97 Mio und einem Reinverlust von 109 Mio CHF gerechnet.
Die globalen Märkte hätten sich auch im 2. Quartal 2010 weiter erholt und Panalpina konnte die Frachtvolumen überdurchschnittlich steigern, heisst es. In der Luftfracht blicke das Unternehmen gar auf den volumenstärksten Juni in der Geschichte von Panalpina zurück.
Im zweiten Quartal erhöhte Panalpina das Transportaufkommen in der Luftfracht um 36% und um 19% in der Seefracht. Somit konnten Marktanteile dazugewonnen werden, denn die Märkte wuchsen in der Luftfracht um 28 bis 30% und in der Seefracht um 10 bis 13%.
Weiter hätten sich die für Panalpina wichtigen Industrien wie die Automobil-, die Hi-Tech- und die Telekommunikationsbranche von der Krise deutlich erholt gezeigt. Dies habe dem Logistikkonzern starke Umsatzsteigerungen beschert. Aber auch die Industriegruppen Chemicals, Consumer and Retail sowie Fashion hätten sich überdurchschnittlich gut entwickelt.
Im Ausblick bleibt CEO Monika Ribar vorsichtig optimistisch: “Wir gehen davon aus, dass sich die Kostenbasis aufgrund der gesteigerten Volumen zwar erhöhen wird, doch werden wir weiterhin auf den Grundsatz eines nachhaltigen profitablen Wachstums setzen.”
Es gebe einige Unsicherheitsfaktoren in diversen Ländern, nicht zuletzt dort, wo staatliche Hilfsprogramme auslaufen, wird Ribar betreffend Prognosen weiter zitiert. Im Zusammenhang mit den Transportvolumen geht Panalpina für 2010 neu von einem Marktwachstum von 15% in der Luft- und von 10% in der Seefracht aus. Bisher rechnete das Unternehmen mit einem Wachstum des Luftfrachtmarktes im hohen einstelligen und des Seefrachtmarkts im mittleren einstelligen Prozentbereich aus. Panalpina will weiterhin mindestens mit dem Markt wachsen
mk/gab

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