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Petroplus Q1: Reinverlust (bereinigt) 15 Mio USD – Margenerholung erwartet (Zus)

(Mit weiteren Angaben zum Geschäftsverlauf)
Zug (awp) – Raffineriebetreiber Petroplus hat im ersten Quartal 2011 bei höherem Umsatz rote Zahlen geschrieben. Negativ wirkten sich Abschreibungen und Restrukturierungskosten aus, wie auch der deutlich gestiegene Rohölpreis. Für den Rest des Jahres plant das Unternehmen keine grösseren Wartungsarbeiten und zeigt sich optimistisch, was die Entwicklung der Margen angeht.
Bereinigt um Lagerbewertungseffekte resultierend aus Ölpreis-Veränderungen ergab sich ein Reinverlust von 15 Mio USD, wie Petroplus am Donnerstag mitteilte. Der bereinigte Refining & Marketing EBITDA wird mit 165 Mio USD angegeben.
Gemäss IFRS-Rechnungslegung konnte Petroplus den Umsatz um 25% auf 6’228,6 Mio USD steigern. Die Bruttomarge verbesserte sich um 62% auf 525,5 Mio. Dennoch resultierte ein operativer Verlust von 50,0 Mio nach einem Gewinn von 40,8 Mio im Vorjahresquartal und der Reinverlust verdoppelte sich fast auf 68,5 Mio USD.
ABSCHREIBUNGEN WEGEN REICHSTETT
Dabei schlugen nicht-cashwirksame Abschreibungen von 140,3 Mio und Restrukturierungskosten von 110,1 Mio im Zusammenhang mit der Umwandlung der französischen Raffinerie Reichstett in einen Terminal zu Buche.
Die Rahmenbedingungen seien schwierig gewesen und es habe im ersten Quartal grössere Auszeiten in einigen Raffinerien gegeben, sagte CEO Jean-Paul Vettier bei einer Telefonkonferenz. Neben Wartungsarbeiten hätten auch Lieferschwierigkeiten bei Rohöl in Antwerpen zu den tiefer als erwarteten Durchlaufraten beigetragen.
HOHER ROHÖLPREIS
Die Preise für Endprodukte hielten dem Management zufolge mit dem deutlich angestiegenen Rohölpreis nicht mit, was die Margen um 45% gegenüber dem vierten Quartal drückte. Trotz dieser negativen Faktoren seien die Resultate aber besser ausgefallen, als zu erwarten war, hiess es weiter. Die Raffinerien hätten im ersten Quartal gut gearbeitet.
Bei der Umwandlung von Reichstett in einen Terminal wurde der Konsultationsprozess mit Arbeitnehmervertretern planmässig Ende März abgeschlossen. Die Restrukturierungskosten seien angesichts der Rechtslage in Frankreich “fair”, betonte der Petroplus-Chef. Das Nettoumlaufvermögen der Raffinerie von rund 175 Mio USD soll liquidiert werden.
STRATEGISCH AUF KURS
Nach Angaben des CEO ist die Gesellschaft beim strategischen Dreijahresplan auf Kurs. Vettier versprach in den kommenden Quartalen deutliche operative Verbesserungen. Zu Akquisitionen erklärte er, es gehe nicht darum, um jeden Preis zu wachsen. Bei der zum Verkauf stehenden Raffinerie Lindsey in Grossbritannien wirkten einige Zahlen merkwürdig, so Vettier. Petroplus habe das Objekt einige Zeit lang geprüft.
Die erwarteten Verarbeitungskapazitäten für die Raffinerien Coryton, Antwerpen, Ingolstadt und Cressier im Jahr 2011 wurden bestätigt. Für Petit Couronne rechnet Petroplus neu mit einer tieferen Kapazität von 100’000 – 110’000 Barrel pro Tag. Die fünf Anlagen kommen damit auf insgesamt 510’000 bis 560’000 Barrel pro Tag.
MARGENERHOLUNG ERWARTET
Zum Ausblick erklärte das Unternehmen, die Margen seien während des zweiten Quartals volatil geblieben, hätten sich aber gegenüber den Tiefständen des ersten Quartals erholt. In den kommenden Wochen rechnet Petroplus mit einer weiteren Margenerholung, wegen der positiven Entwicklung der Weltwirtschaft und der beginnenden Ferienzeit.
Die Investitionen sollen 2011 neu bei 290 Mio USD liegen nach zuvor 315 Mio, und die operativen Ausgaben bei 595 Mio nach zuvor 665 Mio. Im Ausblick ist Reichstett nicht mehr enthalten. Für den Rest des Jahres seien keine grösseren Wartungsarbeiten geplant und das Unternehmen sei gut aufgestellt, um Marktopportunitäten zu nutzen, hiess es.
Petroplus schneidet mit den adjustierten Zahlen über den Markterwartungen ab. Analysten reagierten positiv, die ZKB stufte die Aktie gar auf “Übergewichten” hoch. An der Börse haussierte die Aktie in einem schwachen Gesamtmarkt zeitweise um mehr als 10% und schloss mit einem Plus von 8,2% auf 13,85 CHF.
cc/dl

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