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POLITIK/Ägypten: Schweizer Firmen schliessen Büros und Fabriken in Kairo (Zus)

(Einzelmeldungen zusammengefasst)
Bern (awp/sda) – Schweizer Firmen reagieren auf den Aufstand in Ägypten: UBS, ABB und Nestlé haben ihre Büros und Fabriken am Nil vorübergehend geschlossen. Die Mitarbeitenden bleiben zu Hause oder kehren in ihre Heimat zurück. Betroffen sind unter anderem auch SGS und Panalpina. Novartis lässt das Produktionswerk weiter laufen.
Nestlé ist gegenwärtig daran, Familien von rund 20 Angestellten aus dem Land zu bringen. “Die Sicherheit der Beschäftigten und deren Familien haben für Nestlé oberste Priorität”, sagte Mediensprecherin Nina Backes.
Der Nahrungsmittelkonzern hat seine Aktivitäten im Land vorläufig unterbrochen. Nestlé ist seit 1988 mit Produktionsstätten in dem arabischen Land vertreten und beschäftigt heute rund 3’000 Mitarbeiter. Das Hauptquartier befindet sich in Kairo.
ABB SCHLIESST FABRIKEN
Auch der Industriekonzern ABB ist von den Unruhen stark betroffen. “Wir haben Vorsichtsmassnahmen eingeleitet und unsere Fabriken temporär geschlossen”, sagte Mediensprecher Thomas Schmidt gegenüber AWP. Mehrere Mitarbeitende hätten das Land verlassen. Der Industriekonzern beschäftigt rund 1’600 Personen im Land.
Die Grossbank UBS hat ähnliche Massnahmen ergriffen. “Das Büro in Kairo ist vorübergehend geschlossen”, sagte Dominique Gerster, Mediensprecher der Grossbank. Der Schweizer Bankenriese beschäftigt in der Hauptstadt sieben Personen.
PRODUKTION BEI NOVARTIS LÄUFT WEITER
Anders sieht es beim Chemiekonzern Novartis aus. Die Gesellschaft lässt ihr Produktionswerk weiter laufen, um die Lieferung lebensrettender Medikamente sicher zu stellen. Die Sicherheitsmassnahmen seien wo notwendig verstärkt worden.
Insgesamt beschäftigt Novartis 1’200 Mitarbeiter in Ägypten. “Zur Zeit sind alle wohlauf”, gab Mediensprecher Satoshi Sugimoto bekannt. Mitarbeitende, die mit ihren Familien das Land verlassen wollten, wurden entsprechend am Montag entsprechend logistisch unterstützt.
Der Logistikkonzern Panalpina ist ebenfalls von den Unruhen betroffen. Das Unternehmen unterhält kein eigenes Büro in dem Land, sondern ist durch einen Agenten vertreten. “Nicht nur Passagiere, auch Waren sind in Ägypten gestrandet”, sagte eine Firmensprecherin gegenüber AWP. Die finanziellen Auswirkungen könnten indes noch nicht beziffert werden.
LIEGENGEBLIEBENE GÜTER BEI PANALPINA
Panalpina habe seine Tätigkeiten vor Ort zwar nicht einstellen müssen, sie seien jedoch deutlich beeinträchtigt, so die Sprecherin weiter. “Panalpina ist auf seine Carrier angewiesen”, sagte sie mit Verweis auf die Vielzahl gestrichener Flüge. Die Häfen des Landes seien zwar offen, jedoch ebenfalls nur eingeschränkt. “Wir suchen nach Lösungen für liegengebliebene Güter”, so die Sprecherin.
Der weltweit grösste Warenprüfkonzern SGS bleibt von den politischen Verwerfungen in Ägypten ebenfalls nicht verschont. Die Büros in Kairo seien geschlossen und die Mitarbeiter aus Angst vor Krawallen mehrheitlich zu Hause, sagte Unternehmenssprecher Jean-Luc de Buman auf Anfrage von AWP. “In Alexandria haben wir noch Aktivitäten, aber auf Sparflamme”, so de Buman.
Weiteren Angaben zufolge arbeiten in Ägypten 560 Menschen für SGS. Davon seien zwei Expatriates, keiner ist Schweizer. Die “Verbindungen” seien gesichert.
RUND 100 SCHWEIZER UNTERNEHMEN
In Ägypten sind laut Schätzungen des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO insgesamt rund 100 Unternehmen aus der Schweiz tätig. Nur wenige hätten jedoch Produktionsstätten oder eigene Büros vor Ort.
Welche Folgen die Krise auf die Schweizer Wirtschaft hat, kann das SECO noch nicht sagen. Es sei zu früh, um dies abzuschätzen, schrieb Mediensprecherin Antje Bärtschi am Dienstag.
cc

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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