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PRESSE/Emmi-CEO: “Es gab es nichts Grosses zu kaufen, das zu uns passt”

Zürich (awp) – Die Emmi AG will gemäss eigener Zielsetzung bis 2016 die Hälfte des Umsatz im Ausland erzielen und wird dazu (auch) grössere Akquisitionen tätigen müssen. Urs Riedener, Konzernchef des grössten Schweizer Milchverarbeiters, meint dazu im Interview mit der “Handelszeitung” (Vorabdruck, Ausgabe vom 6.1.): “Wir könnten jeden Tag günstig ganz viel Umsatz erwerben. Aber unser Portfolio würde damit schlechter werden und uns belasten.”
Bis 2016 habe Emmi noch “viel Zeit”, so Riedener. “Auf dem Markt gab es bisher nichts Grosses zu kaufen, das zu uns passt. Das kann sich aber morgen oder übermorgen durchaus ändern.” 2010 habe man eine Reihe kleinere und mittlere Firmen gekauft wie Fromalp, Onken, Casp und Cypress in den USA, die perfekt zu Emmi passten und sich auch im Umsatz in diesem Jahr auswirken würden.
In ganz Europa gibt es laut dem Emmi-Chef etwa 20 Firmen, die auf dem Markt sind. “Aber wir wählen sorgfältig aus.” Die Einkaufsliste von Emmi ist “lang genug und sie ist gut, mehr sage ich nicht.” Emmi wolle aber nicht nur akquirieren, sondern noch lieber organisch wachsen. Zum Beispiel mit Roth in den USA.
Eine Gefahr, dass Emmi von der französischen Lactalis, dem grössten Konzern der Branche, übernommen werden könnte, sieht Riedener nicht: “Nein, unser Mehrheitsaktionär, die Genossenschaft Zentralschweizer Milchproduzenten, ist nicht an einem Verkauf ihres Anteils interessiert”, sagte er auf eine entsprechende Frage.
Zum starken Franken bzw. schwachen Euro meinte er: “Wir sind gezwungen, im Ausland entsprechend die Preise zu erhöhen.” Das habe bisher funktioniert, weil der europäische Milchpreis gestiegen sei. “Bis jetzt haben wir noch keinen negativen Nachfrageeffekt wegen höherer Preise. Aber wenn der Franken noch sehr viel stärker wird, werden wir mit Schweizer Produkten auf Europas Märkten zu teuer.”
Es gebe aber verschiedene Möglichkeiten, die Nachteile abzufedern. Emmi könne “ein gewisses Hedging” machen. In der Beschaffung kaufe man so weit als möglich in Euro ein. “Unser Handicap besteht darin, dass wir sehr viele Leute in der Schweiz beschäftigen und unser Rohstoff Milch aus der Schweiz stammt. Aber andere Produkte, wie der Kunststoff für Joghurtbecher, stammen aus dem Ausland. Wir konnten in der Schweiz zudem beispielsweise einen Gasvertrag in Euro abschliessen.”
Zu den Prognosen für 2010 (Reingewinnmarge von 3%, stabiler Umsatz und EBIT von 115-125 Mio CHF) sagte er, dass sie eingehalten würden. Auf die Frage, ob Emmi die Prognosen übertreffen werde, meinte er: “Wir halten sie ein.”
uh/ps

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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