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PRESSESCHAU vom Wochenende 23 (11./12. Juni)

Zürich (awp) – Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom vergangenen Wochenende:
BANKEN: Die USA und die Schweiz kommen sich bei der Lösung des Konflikts um die Steuerflucht von US-Bürgern offenbar rasch näher. Nachdem Washington noch im Frühjahr Desinteresse an einer pauschalen Lösung aller Steuersünden aus der Vergangenheit signalisiert habe, zeige man sich nun plötzlich an einer solchen Lösung interessiert, schreibt die “NZZ am Sonntag” in einem Bericht. Laut Agenturmeldungen werde in Regierungskreisen sogar von einem Deal im Juli gesprochen.
Ein Grund dafür könnte sein, dass Staatssekretär Michael Ambühl in Washington anbietet, die Schweiz werde das umstrittene US-Gesetz Facta rasch umsetzen. Facta soll die Offenlegungsvorschriften für nichtamerikanische Banken deutlich verschärfen. Im Gegenzug erhoffe sich Ambühl ein Einlenken der USA im Umgang mit juristischen Altlasten, insbesondere den hängigen Klagen gegen Schweizer Banker, denen Beihilfe zur Steuerhinterziehung vorgeworfen wird. Der Sprecher des Staatssekretärs dementierte allerdings gegenüber der Zeitung, dass die Gespräche bereits so weit fortgeschritten seien, dass ein Abschluss in den kommenden Wochen realistisch sei. (NZZaS, S. 27)
UBS I: Die Grossbank UBS prüft in New York den Umzug des US-Hauptsitzes auf Ground Zero. Die UBS hat die Immobiliengesellschaft CB Richard Ellis Group beauftragt, nach geeigneten Büroflächen zu suchen und führt offenbar Gespräche mit Larry Silverstein, dem Entwickler des World Trade Center, wie die “NZZ am Sonntag” berichtet. (NZZaS, S. 29)
UBS II: Die Eigenkapitaldecke der UBS ist fast so dünn wie vor der Finanzkrise, titelt die “Sonntag”. Als die Grossbank im April die Zahlen für das erste Quartal präsentierte, habe sie vor allem die Eigenkapitalquote von 17,9% herausgestrichen. Damit gehöre sie zusammen mit der CS (18,2%) zu den am besten kapitalisiertesten Banken der Welt. Doch diesen Spitzenplatz halten die Schweizer Grossbanken nur bei der Tier-1-Quote, die auf Modellrechnungen basiert.
Nehme man andere Kennzahlen, zeige sich ein deutlich schlechteres Bild. Etwa bei der Leverage Ratio, welche die absolute Grösse der Bilanz ins Verhältnis zum Eigenkapital setzt, komme die UBS auf lediglich 2,5%. Die CS liege nur leicht höher. Und die beiden Banken belegen im europäischen Vergleich die hintersten Ränge. Nehme man das harte Eigenkapital zum Massstab, welches aus einbezahltem Aktienkapital und zurückbehaltenen Gewinnen besteht, dann falle die Leverage Ratio der UBS und der CS unter die 2%-Marke. Dies sei alarmierend, so der Bericht. (Sonntag, S. 21)
Actelion: Das Biotechnologieunternehmen Actelion macht seine Zukunft vom Erfolg des Hoffnungsträgers Macitentan abhängig. Ein Verkauf sei nicht mehr ausgeschlossen, sagte Geschäftsleitungsmitglied Roland Haefeli Ende Mai an einem Investorentreffen, schreibt die “Sonntag”. Dies, falls Actelion mit dem neuen Lungenbluthochdruck-Medikament Macitentan scheitere.
“Wenn Macitentan nicht erfolgreich sein sollte, dann sind alle strategischen Optionen denkbar, bis hin zu einem Verkauf”, sagte Haefeli gegenüber der Zeitung. Zu den weiteren Optionen zählt er eine Fusion mit einem Konkurrenten oder eine engere Zusammenarbeit mit Partnern bei der Entwicklung neuer Medikamente. Letzteres würde bedeuten, dass Actelion einen Grossteil des Gewinns aus Neuentwicklungen nicht mehr selber einstreichen könne. (Sonntag, S. 24)
Swiss Life: Der Lebensversicherer Swiss Life plant eine Zusammenarbeit mit der Onlinebank Swissquote. Ab 2012 könnten Swiss-Life-Kunden Banksparprodukte von Swissquote beziehen. Das soll der Onlinebank jährlich 10% mehr Kontoinhaber bescheren, heisst es in der “Sonntagszeitung”. Bis vor kurzem spannte Swiss Life bei Banksparprodukten mit der Bank Zweiplus, die unter anderem zu der Bank Sarasin gehört, zusammen. Diese Zusammenarbeit sei aber nie richtig “zum Fliegen” gekommen.
Mit Swissquote soll sich nun dies ändern. “Die Zusammenarbeit wird unsere Wiederanlagequote deutlich erhöhen”, glaubt Swiss-Life-Schweiz-Chef Ivo Fuhrer. Pro Jahr laufen bei Swiss Life Lebensversicherungen in der Höhe von über einer Milliarde Franken aus. Nur gerade 15% davon konnte sie bis anhin im eigenen Haus behalten. “Unser Ziel ist es, dass innert zwei bis drei Jahren mindestens 30% der frei werdenden Gelder wieder bei Swiss Life angelegt werden”, so Fuhrer. (SoZ, S. 59)
Meyer Burger: Die in der Solartechnologie tätige Meyer Burger hält trotz des “Fukushima-Effekts” und der derzeit laufenden Atomdebatte am Umsatzziel für 2011 von 1,2 Mrd CHF fest. “Dieses Umsatzziel ist bereits sehr ambitiös”, erklärte CEO Peter Pauli im Interview mit der “Sonntagszeitung” (SoZ, S. 59; siehe separate Meldung)
Privatbanken: Der scheidende Präsident der Vereinigung Schweizerischer Privatbankiers (VSPB), Konrad Hummler, sieht das Modell der Abgeltungssteuer mit Staaten wie Deutschland oder Grossbritannien, für die grenzüberschreitende Vermögensverwaltung als echte Alternative zum automatischen Informationsaustausch. “Zu bedauern ist einzig, dass der Schritt nicht schon mit der Zinsbesteuerung gemacht wurde”, sagte Hummler im Interview mit der “Finanz und Wirtschaft” (FuW, S. 1; siehe separate Meldung)
mk

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