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Roche 2010: Licht und (Branchen-)Schatten – Übergangsjahre 2011/12 (Zus)

Zürich (awp) – Die Roche Holding ist zwar auch im Geschäftsjahr 2010 weiter gewachsen und hat die Prognosen des Managements erfüllt. Doch ist der Konzern am unteren Ende der (hohen) Erwartungen des Marktes, teils darunter geblieben. So prägten Sonderfaktoren wie Aufwendungen für das Sparprogramm “Operational Excellence” oder der starke Schweizer Franken die Rechnung.
Belastet haben aber auch der erwartete Rückgang der Tamiflu-Verkäufe oder, schon eher im Bereich Branchenrisiken, die Sparbemühungen in den USA und der EU. Zudem scheiterten zwei Produktkandidaten und wurde eine Zulassung zurückgezogen. Andererseits konnten vier wichtige neue Zulassungen erreicht werden.
Der Konzernumsatz sank im Berichtsjahr um 3% auf 47,5 Mrd, teilte Roche am Mittwoch mit. Der starke Schweizer Franken drückte dabei um drei Prozentpunkte. Zum Konzernumsatz beigetragen hat die die Pharma-Division 37,1 Mrd CHF (-5% in CHF; -2% in Lokalwährungen – LW) und die Diagnostics-Division 10,4 Mrd (+4% in CHF; +8% in LW). Das Wachstum in der Pharma-Division sei ohne Tamiflu und in LW über dem Weltmarkt gelegen, hiess es. Die Diagnostics-Division ist hingegen doppelt so schnell wie der Weltmarkt gewachsen.
NEGATIVER TAMIFLU-EFFEKT UND SPAREN IN EUROPA UND USA
Auf den Umsatz gedrückt haben insbesondere die markant auf 837 Mio CHF gesunkenen Tamiflu-Umsätze, nach noch 3,2 Mrd CHF im Vorjahr. Für das laufende Jahr wird mit einem weiteren Rückgang des Absatzes gerechnet auf 200-300 Mio CHF, da keine Pandemieverkäufe, sondern lediglich Umsätze zur saisonalen Grippevorsorge erwartet werden.
Die Sparbemühungen in Europa und die Gesundheitsreform in den USA belasteten mit rund 500 Mio CHF. Auch für 2011 wird infolge einer Sondersteuer in den USA und den vollen Auswirkungen des Sparens in Europa nochmals mit einem negativen Effekt von 500 Mio CHF gerechnet.
In die Forschung und Entwicklung wurde mit 9,1 Mrd CHF bzw. 19,1% Umsatzprozenten wie angekündigt etwas weniger investiert. Darin enthalten sind auch die Kosten für die Einstellung von Ocrelizumab bei Rheumatoider Arthritis. Gestoppt und in den F&E-Aufwendungen ist auch Taspoglutid bei Diabetes Typ 2. Zudem hat die US-Gesundheitsbehörde die Zulassung für Avastin bei Brustkrebs zurückgezogen. Roche fordert hier eine Anhörung. In absoluten Zahlen sollen die F&E-Aufwendungen 2011 leicht gesenkt werden, wie CEO Severin Schwan sagte.
LEICHTE GEWINNSTEIGERUNG TROTZ ALLEM
Der Gewinn konnte trotz Minderumsatz und einer Einmalbelastung des Betriebsergebnisses aus dem Programm “Operational Excellence” von 1,3 Mrd CHF gesteigert werden. Das Programm verläuft gemäss CEO Schwan nach Plan. Der den Inhabern von Roche-Titel zurechenbare Gewinn stieg um 11% auf 8,7 Mrd CHF, der Konzerngewinn um 4% auf 8,9 Mrd CHF. Der Kerngewinn je Aktie nahm um 4% zu, in LW um 10% – womit diese Prognose auch erfüllt wurde. Den Aktionären soll eine auf 6,60 (VJ 6,00) CHF erhöhte Dividende ausgeschüttet werden.
ÜBERGANGSJAHRE 2011/12
Für die Pharma-Division sind 2011 und 2012 gemäss Divisions-COO Pascal Soriot “Übergangsjahre”. Danach soll sich das Wachstum dank neuen Produkten wie dem BRAF-Hemmer bei schwarzem Hautkrebs, Pertuzumab/Herceptin bei Brustkrebs und dem Hedghog-Signalweg-Hemmer bei Basalzellkarzinom beschleunigen. CEO Schwan bezeichnete denn auch die Pharma-Pipeline als eine der stärksten in der Branche: “Zwölf neue Wirkstoffe in der spätklinischen pharmazeutischen Entwicklungsphase bilden das Fundament für den zukünftigen Erfolg.”
Entsprechend rechnet das Management im laufenden Geschäftsjahr für den Konzern und die Pharma-Division mit einem Verkaufswachstum in LW und ohne Tamiflu im untere einstelligen Bereich. Die Division Diagnostics soll wiederum deutlich über dem Markt wachsen. Der Kerngewinn je Titel soll in LW im hohen einstelligen Bereich zulegen, die Dividende im Einklang mit dem Kerngewinnwachstum erhöht werden.
An der Börse reagieren die Anleger mit Verkäufen auf die Zahlen und den Ausblick. Im Handel werden die Abgaben vor allem auf den teils als enttäuschend eingestuften Ausblick zurückgeführt. Der Roche-“Bon” verliert bis um 16.00 Uhr so um 2,2%.
rt/gab

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