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Salzgitter arbeitet sich langsam aus der Krise heraus – Kurs sinkt (AF)

(Mit weiteren Angaben zum Geschäftsverlauf)
SALZGITTER (awp international) – Der zweitgrösste deutsche Stahlhersteller Salzgitter hat sich im vergangenen Jahr langsam aus der Krise gearbeitet und die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft. Nach einem Verlust von 387 Millionen Euro im Krisenjahr 2009 erwirtschaftete der Konzern nun wieder einen Überschuss von 30 Millionen Euro, wie die im MDax notierte Gesellschaft am Montag in Salzgitter auf Basis vorläufiger Berechnungen mitteilte. Damit sind die Niedersachsen noch weit vom Vorkrisenniveau entfernt. Insbesondere die schwache Nachfrage aus der Baubranche belastete das Geschäft.
Der Umsatz stieg 2010 um 6 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro. Vor Steuern verdiente das Unternehmen 48,9 Millionen Euro nach einem Verlust von fast einer halben Milliarde Euro im Krisenjahr 2009. Für dieses Jahr rechnet der Vorstand mit einer stärkeren Dynamik. Der Umsatz soll um 15 bis 20 Prozent steigen, der Vorsteuergewinn sich mehr als verdoppeln. Mit dieser Prognose enttäuschte der Konzern allerdings die Erwartungen von Analysten. Ein Händler sprach von einem “erschreckend” niedrigen Ausblick. Die Markterwartungen für die Vorsteuerprognosen hätten bei 272 Millionen Euro gelegen. Der Salzgitter-Kurs sank im frühen Handel um knapp drei Prozent.
Salzgitter tat sich im vergangenen Jahr schwerer als Konkurrenten wie ThyssenKrupp oder die österreichische Voestalpine , die Krise hinter sich zu lassen. Diese haben sich auf Flachstahl konzentriert und profitieren damit nun voll vom Boom der Auto- und Maschinenbauindustrie. Dagegen ist Salzgitter breiter aufgestellt. Wegen der schwachen Nachfrage nach Stahlträgern und Spundwänden mussten die Niedersachsen in ihrer Stahlsparte sogar einen Vorsteuerverlust von gut 100 Millionen Euro hinnehmen. Darin enthalten sind auch Wertberichtigungen von 80 Millionen Euro. Mit diesem Schnitt will der Vorstand das laufende Jahr von Altlasten befreien. Die schwache Nachfrage aus der Baubranche machte auch dem weltgrössten Stahlhersteller ArcelorMittal im vergangenen Jahr zu schaffen.
In der Handelssparte schrieben die Niedersachsen dagegen wieder einen kräftigen Gewinn. Dabei profitierte das Unternehmen von den steigenden Preisen. Dagegen musste Salzgitter im Röhrenbereich, der während der Krise dank langfristiger Aufträge stabile Erträge erwirtschaftet hatte, einen Gewinnrückgang hinnehmen. Grund dafür ist vor allem ein Auftrag zum Bau der Leitungen für den zweiten Strang der Ostseepipeline. Dieser – während der Krise mit deutlichen Preisabschlägen vereinbart – erwies sich aufgrund der inzwischen wieder steigenden Rohstoffpreise als Verlustgeschäft. In der Technologiesparte konnte Salzgitter dagegen den Fehlbetrag deutlich verkleinern.
Die Erwartungen an das laufende Jahr beschrieb das Unternehmen erneut als unsicher. Insbesondere die Entwicklung auf den Rohstoffmärkten sei nur schwer vorherzusehen und könnte die Ergebnisse stark beeinflussen. Nach derzeitigem Stand hält der Vorstand im Stahlbereich die Rückkehr in die schwarzen Zahlen aber für möglich. Der Handelsbereich dürfte seinen Aufschwung fortsetzen. Dagegen rechnet Salzgitter im Röhrenbereich mit einem weiteren Gewinnrückgang, da die steigenden Rohstoffpreise die Margen des von langfristigen Aufträgen geprägten Geschäfts belasten. Mit seinen Technologietöchtern will Salzgitter in diesem Jahr wieder die Gewinnschwelle erreichen. Die vollständigen Zahlen will das Unternehmen am 25. März vorlegen./enl/dct/tw

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