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SBB: Division Infrastruktur streicht 300-350 Stellen – keine Entlassungen (AF)

(Ergänzt um weitere Angaben)
Bern (awp/sda) – Die SBB streicht in der Verwaltung und der Führung der Division Infrastruktur 300 bis 350 Stellen. Rund 60 Mio CHF sollen so jährlich eingespart werden. Die SBB begründet das Sparprogramm mit dem stark gestiegenen Mittelbedarf für die Bahninfrastrukturen.
Der Stellenabbau erfolge gemäss dem geltenden Gesamtarbeitsvertrags (GAV), ohne Entlassungen und in enger Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern, teilte die SBB mit. Die Umsetzung erfolgt gestaffelt im laufenden Jahr. Nicht betroffen sind sogenannte “direkt produktive Stellen”, so etwa im Gleisunterhalt.
Die SBB versteht das Sparprogramm als ihren Beitrag an den steigenden Mittelbedarf für den Unterhalt und den Ausbau des Schienennetzes. Der Bund überweist den Bundesbahnen zwar jährlich 1,6 Mrd CHF. Dieser Betrag reicht gemäss SBB aber nicht, um alle Bedürfnisse bei der Bahninfrastruktur zu decken.
Die durch die Senkung der Verwaltungskosten eingesparten Mittel will die SBB deshalb “für die Kernaufgaben wie Substanzerhalt oder Netzausbau” einsetzen, wie sie schreibt.
Überraschend kommt die Ankündigung nicht. Bereits im November 2009 hatte der SEV, die Gewerkschaft des Verkehrspersonals, den geplanten Stellenabbau und das Ausmass des Sparprogramms publik gemacht. Schon damals sprach die SBB von einem Abbau über natürliche Fluktuation und Jobverschiebungen innerhalb des Konzerns.
Nach wie vor geht die SBB davon aus, dass ein grosser Teil des Abbaus über natürliche Abgänge realisiert werden kann, wie Sprecher Reto Kormann auf Anfrage sagte. Wo die restlichen betroffenen Mitarbeiter inskünftig tätig sein werden, steht allerdings noch nicht fest.
“Das hängt von den Qualifikationen der Mitarbeiter und vom Bedarf in den verschiedenen Bereichen des Konzerns ab”, erklärte Kormann. Ebenfalls noch nicht fest steht, wieviele Stellen genau abgebaut werden. Im Moment werde Geschäftsbereich für Geschäftsbereich in der Verwaltung und Führung der Division Infrastruktur unter die Lupe genommen, um das effektive Sparpotenzial zu ermitteln.
Dem SEV bereitet beim Abbau vor allem der drohende Verlust von Knowhow Sorgen, das der SBB “bald einmal schmerzhaft fehlen wird”. Dies, weil die Division Infrastruktur angesichts des ausgewiesenen massiven Nachholbedarfs beim Netzunterhalt “in absehbarer Zeit grossen Rekrutierungsbedarf” haben werde, wie die Gewerkschaft am Freitag in einem Communiqué schreibt.
Diese Befürchtung teilt SBB-Sprecher Kormann allerdings nicht. “Knowhow wird trotz Stellenabbau nicht verloren gehen”, betonte er. Es könne höchstens sein, dass das Wissen auf mehr Köpfe als bisher verteilt werde.
Verhandlungen zwischen der SBB und dem SEV seien bereits im Gange, sagte Kormann weiter. Die Gewerkschaft kündigte an, das Projekt “konstruktiv, aber kritisch” zu begleiten.
cc

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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