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Schmolz+Bickenbach H1: Gewinnzone erreicht – Nachfrage steigt an (Zus)

Emmenbrücke (awp) – Der Stahlhersteller Schmolz+Bickenbach hat die Konjunkturkrise abgehakt und den Sprung in die Gewinnzone geschafft. Die spürbare Erholung der Weltwirtschaft und der Ende 2009 abgeschlossene Lagerabbau bei den Abnehmern lies beim Konzern die Nachfrage sprunghaft ansteigen. Die Kapazitäten seien nun über mehrere Monate ausgelastet und das Unternehmen rechnet deshalb 2010 wieder mit einem deutlich positiven operativen Ergebnis. Überschattet wird das Halbjahresresultat aber von Unklarheiten bei der Finanzierung.
In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahrs wurde ein Reingewinn von 4,4 Mio EUR erwirtschaftet. Im Vorjahreszeitraum musste noch ein Verlust von 149,0 Mio EUR ausgewiesen werden. “2009 war das einzige Jahr, in dem wir jemals Geld verloren haben – das soll auch so bleiben”, sagte Konzernchef Benedikt Niemeyer am Donnerstag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen.
UMSATZ STEIGT UM 40%
Der Umsatz stieg deutlich um mehr als 40% auf 1,48 Mrd EUR. Das Unternehmen konnte mehr Produkte absetzen. Insbesondere die Erholung in der Automobilindustrie habe Nachfrage erzeugt, sagte Finanzchef Axel Euchner. Branchenkenner schätzen die Verkäufe an diese Branche auf nahezu 50% des Konzernumsatzes.
Die Nachfragesituation im laufenden Jahr kehrte sich gegenüber dem Vorjahr deutlich um. War das Jahr 2009 noch gekennzeichnet von einen zum Teil dramatischen Rückgang der Endkundennachfrage, hätten die Stahlabnehmer im ersten Halbjahr 2010 aufgrund der sich aufhellenden Wirtschaftslage vermehrt Material disponiert und ihre Lagerbestände wieder dem Verbrauch angepasst. Die in den vergangenen Monaten verbesserte Auftragssituation halte in allen Produktions-, Verarbeitungs- und Distributionsbetrieben des Konzerns weiter an. Die Kapazitäten seien über mehrere Monate ausgelastet.
DAMOKLESSCHWERT FINANZIERUNG
Kreditunsicherheiten überschatten jedoch das positive Ergebnis. So ist die Neustrukturierung der Finanzierung mit einem Volumen von 1,37 Mrd noch nicht abgeschlossen. Die im Rahmen eines neuen Finanzierungskonzeptes mit einem internationalen Bankenkonsortium ausgehandelten Kreditverträge befänden sich in der Finalisierungsphase. Die Unterschriften unter die Verträge sollen nach der Prüfung der Rechtmässigkeit durch die EU-Kommission erfolgen. Hier habe es von zwei Konkurrenten Einspruch gegeben, so Konzernchef Niemeyer, der sich jedoch zuversichtlich gibt: “Wir haben keine grosse Sorgen, aber es ärgert uns.”
Die auf deutscher Seite beteiligten Verfahrensparteien gehen nach Kenntnis von Schmolz+Bickenbach davon aus, dass die zugesagte Beihilfe rechtmässig ist. Die Unterzeichnung der Kreditverträge soll nach abschliessender Prüfung durch die EU-Kommission, deren Entscheidung nach Einschätzung des Unternehmen in den nächsten Wochen zu erwarten ist, erfolgen.
Im Halbjahresbericht steht unterdessen: “Sofern es trotz der bestehenden Kreditzusage nicht zum Abschluss der neuen Kreditverträge kommen würde, wäre die Fortführung der Unternehmenstätigkeit des Schmolz+Bickenbach Konzerns gefährdet und der Konzern-Halbjahresabschluss hätte zu Liquidationswerten aufgestellt werden müssen.”
Der Stahlhersteller sieht sich unterdessen weiter im Aufwind. “Der Margendruck ab dem zweiten Quartal wird entfallen”, sagte Finanzchef Euchner. Der CFO sieht eine deutliche Zunahme der Mengen und einen besseren Produktmix. “Preissteigerungen in den wesentlichen Produktgruppen sind in den Folgequartalen zu erwarten”, so Euchner. Von Monat zu Monat sei ein besseres Bestellverhalten der Kunden zu sehen.
In der zweiten Jahreshälfte soll ein gleich hohes operatives Ergebnis wie im ersten Halbjahr erreicht werden. Für das Gesamtjahr wird wieder mit einem deutlich positiven operativen Ergebnis gerechnet.
Die verlieren gegen 13.20 Uhr um 1,7% in einem etwas leichteren Gesamtmarkt.
ps/ra

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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