Andermatt wird zum Fluchtort der Trump-Verdrossenen

US-Präsident Donald Trump hat Auswirkungen auf Andermatt. US-Käufer sorgen im Luxus-Bergdorf im Kanton Uri für einen Run auf Wohnungen.
In den ersten Monaten dieses Jahres gingen über 1260 Anfragen von amerikanischen Investoren für neu gebaute Wohnungen in Andermatt ein.
Die Projektverantwortlichen vermuten, dass die Nachfrage durch nervös gewordene Amerikaner:innen angeheizt wurde, die eine «Flucht in die Sicherheit» suche.
Bis zum 10. April haben sie Wohnungen im Wert von 14,2 Millionen Franken gekauft oder Anzahlungen dafür geleistet – das ist fast doppelt so viel wie die 7,7 Millionen Franken, die im gesamten letzten Jahr an Transaktionen getätigt wurden. Im Jahr 2023 gab es keine:n einzige:n amerikanische:n Käufer:in für die neuen Wohnungen in Andermatt.

Mehr als ein Drittel der Verkäufe und Anzahlungen in diesem Jahr wurden in der Woche vor Ostern getätigt, als die von der Trump-Administration verhängten Handelszölle die Märkte verunsicherten.
Russell Collins, Chief Commercial Officer von Andermatt Swiss Alps, hat das Projekt verwaltet und entwickel. Er hat bereits 546 gebaute und sich in Planung befindliche Wohnungen verkauft. Er sagt, das Interesse des US-Tourismus habe zugenommen, seit das amerikanische Unternehmen Vail Resorts 2022 eine Mehrheitsbeteiligung an der Infrastruktur des Skigebiets erworben habe.
Dennoch bleibe der Anstieg der US-Nachfrage in diesem Jahr ein «klarer Ausreisser». «Seit Anfang des Jahres und in den letzten sechs Wochen zeigte die Kurve in Bezug auf Verkaufsvolumen und Anfragen steil nach oben», sagt Collins.
Andermatt Swiss Alps, das zu 51% dem ägyptisch-montenegrinischen Geschäftsmann Samih Sawiris und zu 49% seinem Unternehmen Orascom gehört, ist einzigartig in der Schweiz, da es von den «Lex Koller»-Beschränkungen für den Erwerb von Immobilien durch Ausländer:innen ausgenommen ist.
Das 1,8 Milliarden Franken teure Projekt in Andermatt umfasst Hotels, Restaurants und einen Golfplatz. Andermatt ist nur wenige Stunden mit dem Auto oder dem Zug von Zürich entfernt.
Laut Collins suchen Käufer wegen der Unsicherheit, die durch die neue US-Regierung entstanden ist, nach sicheren Immobilienanlagen in Schweizer Franken. Der Franken hat seit Januar gegenüber dem Dollar um 11 Prozent zugelegt und ist im vergangenen Jahr um fast 12 Prozent gestiegen.

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«Trump-Flüchtlinge»
Der Boom in Andermatt ist darauf zurückzuführen, dass wohlhabende Amerikaner:innen in den USA und im Ausland Notfallpläne entwickeln, um angesichts der durch die Trump-Regierung verursachten Unsicherheit Vermögenswerte in die Schweiz zu verlagern, wie die Financial Times letzten Monat berichtete.
Auch andere europäische Städte wie Madrid erleben einen Zustrom von «Trump-Flüchtlingen», die versuchen, sich dort niederzulassen.
Philipp Zünd, Partner bei KPMG in Zürich, der internationale vermögende Kund:innen betreut, die sich in der Schweiz niederlassen möchten, sagt, dass sich die Zahl der Amerikaner:innen, die sich bei ihm nach einem Wohnsitz in der Schweiz erkundigt haben, in diesem Jahr im Vergleich zu den Vorjahren mehr als verdoppelt hat.
„In den letzten Monaten haben wir festgestellt, dass mehr Amerikaner hierher und generell nach Europa ziehen wollen“, sagt er.
In der Schweiz sind die meisten Immobilienkäufe durch Ausländer:innen durch die Lex Koller stark eingeschränkt. Die Regierung hat jedoch Andermatt Swiss Alps aufgrund seiner Grösse davon ausgenommen, so dass internationale Käufer Wohnungen und Häuser frei kaufen und verkaufen können, ohne Genehmigungen oder Haltefristen.

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Zudem gilt das Zweitwohnungsgesetz, das den Bau von Zweitwohnungen auf 20% des Wohnungsbestandes eines Dorfes beschränkt, bis 2040 nicht für Andermatt Swiss Alps.
Stabil und sicher
Die meisten Andermatt-Käufer:innen kommen von der Ostküste der USA, aber auch aus Nebraska und Miami, sagt das Unternehmen.
Ein Andermatt-Käufer, ein in New York ansässiger Technologie-Unternehmer in den frühen Fünfzigern, der anonym bleiben möchte, sagt, Trump sei einer der «Hauptfaktoren» für seine Kaufentscheidung gewesen.
Er und sein Partner kauften im November eine Zweizimmerwohnung für 2,2 Millionen Franken. Die Schweiz sei stabil und sicher in einer Zeit, in der die USA unter Trump weniger sicher seien.
«Es ist nicht nur die finanzielle Unsicherheit – mir gefällt nicht, was aus den USA geworden ist», sagt er.

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Er fügt hinzu, dass er auch einige Gelder auf eine Schweizer Bank transferiert habe und dass sie beide die EU-Staatsbürgerschaft angenommen hätten, um in der Schweiz leben zu können.
Jeremy Rollason, Head of Alpine Sales bei Savills in London, sagt, Andermatt sei «ein einzigartiges Projekt in der Schweiz», und die Verkäufe hätten angezogen, «obwohl ich sagen würde, dass der Trend, dass Amerikaner sich mehr für ausländische Immobilien interessieren, schon vor Trumps Wiederwahl begonnen hat».
Er fügt hinzu: «Die Mehrheit unserer Käufer in der Schweiz sind immer noch Europäer, aber wir haben seit 2020 eine Verdreifachung der Zahl der US-Käufer in Europa insgesamt gesehen.»
Copyright The Financial Times Limited 2025
Übertragung aus dem Englischen mithilfe von Deepl: Balz Rigendinger

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