
Heute in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Und wieder eine Geheimdienst-Geschichte in der Schweiz. Diesmal Brisantes zum Swissair-Absturz in Würenlingen vor 50 Jahren.
Herzliche Grüsse aus Bern

Kennen Sie das Dorf Würenlingen? Den meisten kommt dabei wohl der Absturz einer Swissair-Maschine vor 50 Jahren in den Sinn. Er hätte verhindert werden können!
47 Tote. Der schlimmste Terroranschlag in der Schweiz. Und der erste terroristische Bombenanschlag auf ein Zivilflugzeug überhaupt. Am 21. Februar 1970 stürzte der Swissair-Flug nach Tel Aviv bei Würenlingen im Kanton Aargau nach der Explosion einer Paketbombe der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO ab. Niemand überlebte.
Nun hat die Neue Zürcher Zeitung herausgefunden, dass in US-Archiven «stapelweise Akten» zum Fall Würenlingen liegen, die aber noch unter Verschluss sind. Gemäss einem Informanten hätte der Bombenanschlag verhindert werden können, wäre es nicht zu einer Kommunikationspanne gekommen.
Demnach soll der israelische Geheimdienst Mossad die palästinensische Terrorzelle in Deutschland überwacht «und so von den Anschlagsplänen erfahren haben». Zwar habe dieser die deutschen Geheimdienste informiert. Doch die Information bleib dort irgendwo hängen – und die Tragödie nahm ihren Lauf: Das Paket explodierte zufällig im Swissair-Flieger.
- Ein Geheimdienst-Thriller ohne Happy-End, heute in der Neuen Zürcher ZeitungExterner Link.
- Bereits 1969 hatten Palästinenser in der Schweiz versucht, ein Flugzeug abzuschiessen, wie mein Kollege Andrea Tognina kürzlich beschrieb.
- Der Anschlag von Würenlingen gibt immer wieder zu reden, so etwa nach Veröffentlichung des Buchs «Schweizer Terrorjahre» des NZZ-Reporters Marcel Gyr, der auch die brisanten Recherchen für jene Zeitung durchgeführt hat.
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Jede und jeder hilft mit. Das ist die Idee des Milizsystems. Doch es kränkelt. Nun verlangt eine Volksinitiative einen Bürgerdienst. Doch ist das überhaupt legal?
Bürgerdienst. Für die einen tönt das nach Zwangsarbeit à la Eritrea. Für andere ist ein solcher gelebtes Engagement für die Gemeinschaft. So könnte gemäss Initianten ein Bürgerdienst etwa die Probleme im Bereich Langzeitpflege mildern, und «Frauen als vollwertige Bürgerinnen anerkennen». Denn bisher sind in der Schweiz einzig die Männer verpflichtet, Wehrdienst zu leisten.
Aufgrund eines parlamentarischen Vorstosses (Postulat) ist der Bundesrat derzeit daran, einen Bericht auszuarbeiten. Dabei soll auch die Frage der Vereinbarkeit eines Bürgerdienstes mit dem internationalen Völkerrecht geklärt werden, wie ein Behördensprecher meiner Kollegin Sibilla Bondolfi sagte.
Denn internationale Abkommen sagen klar und deutlich: Niemand darf gezwungen werden, Zwangs- oder Pflichtarbeit zu verrichten. Davon ausgenommen sind Militär- und Ersatzdienst aus Gewissensgründen sowie gewisse Nothilfe und weitere Bürgerpflichten. Alles in allem schätzt ein Experte die Chancen für einen Bürgerdienst als eher gering ein.
- Eine allgemeine DienstpflichtExterner Link allerdings könnte laut einer Demoscope-Umfrage bei der Bevölkerung gut ankommen.
- Der erwähnte Artikel meiner Kollegin Sibilla.
- 2019 war das «Jahr der Milizarbeit»Externer Link. Darüber schrieb meine Kollegin Sonia Fenazzi verschiedene Artikel, unter anderem über die Schwierigkeiten des Milizsystems.

Wo Schweiz draufsteht, ist auch Schweiz drin. Ganz sicher? Firmen verkaufen Blutdruck-Messgeräte, die im Ausland hergestellt werden, als «Swiss Made». Und werden von der Handelsförderung unterstützt.
«Swiss Made»: Das bedeutet, dass mindestens 60% der Herstellungskosten und der wesentliche Fabrikationsschritt eines Produkts in der Schweiz anfallen müssen. Einige im St. Galler Rheintal beheimatete Firmen allerdings scheinen auf der Swissness-Welle mitzureiten, ohne ihre Produkte in der Schweiz herzustellen, wie die Medien der Tamedia-Gruppe berichten.
In einem Schweizer Messepavillon seien verschiedene Firmen unter dem Schweizerkreuz aufgetreten, die lediglich eine Administrations-, Design- oder Verpackungsabteilung in der Schweiz hätten. Da sie über einen Rechtssitz in der Schweiz verfügten, seien sie berechtigt, in Pavillons der Schweizer Handelsförderung an internationalen Messen aufzutreten.
Wenig Verständnis hat man dafür beim Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum. «Es ist schwer verständlich, dass diese Unternehmen auch noch von der Schweiz gefördert werden«, zitieren die TA-Medien einen Sprecher.
- Swissness, Made in China – der Artikel bei Der BundExterner Link.
- Was Swiss Made ist und was nicht, ist seit Januar 2017 strenger definiert.
- Wie wichtig das Label besonders für die Schweizer Uhrenindustrie ist, darüber sprach Kollege Samuel Jaberg mit einem Experten.

Seit zweihundert Jahren hilft die Helvetische Wohltätigkeitsgesellschaft den in Frankreich lebenden Schweizerinnen und Schweizern. Zunehmend zersplittert, kämpft sie um ihr Bestehen.
Lange ist es her, dass die Schweizerinnen und Schweizer in Frankreich eine geeinte Gemeinschaft bildeten und sich regelmässig zum Gedankenaustausch miteinander trafen. In einer von Individualismus geprägten Gesellschaft lebt jeder für sich. Dies, obwohl die Alltagsschwierigkeiten Realität bleiben und Auslandschweizerinnen und -schweizer hier keine Ausnahme bilden. Sei es aufgrund der Arbeitslosigkeit oder einer zu geringen Rente: Viele befinden sich in einer Sackgasse.
Um Betroffenen zu helfen oder sie zumindest zu unterstützen, bietet die Helvetische Wohltätigkeitsgesellschaft (SHB) unter anderem Stipendien für Studierende, finanzielle Unterstützung und Haushaltshilfe an.
Aber die Institution lebt von Spenden – im Zeitalter der Digitalisierung und des ständigen Bittens um Spenden ein seltenes Gut. Ein kleines Team von Freiwilligen sucht unermüdlich nach Geldern, um diese Dame mit glorreicher Vergangenheit am Leben zu erhalten.
Sie ist, trotz ihres hohen Alters, in der Auslandschweizergemeinde keine grosse Bekannte: So haben die Frage «Kennen Sie die Helvetische Wohltätigkeitsgesellschaft?» bis auf eine Person alle negativ beantwortet. Eine unserer Userinnen sagt, dass sie noch nie davon gehört habe, aber gerne Informationen hätte. Ein Beweis dafür, dass die SHB trotz widriger Umstände eine Daseinsberechtigung hat.
- Den Artikel meines Kollegen Mathieu Van Berchem aus Paris finden Sie hier.
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