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Synthes bestätigt Fusionsgespräche mit Johnson & Johnson – Aktie haussiert (Zus)

Zürich (awp) – Der Medizinaltechnikkonzern Synthes hat am Montag bestätigt, an Gesprächen mit Johnson & Johnson über einen möglichen Unternehmenszusammenschluss beteiligt zu sein. Dies geschah als Reaktion auf Gerüchte in verschiedenen Medien, welche am Freitag über eine mögliche Übernahme durch den amerikanischen Pharmazie- und Konsumgüterhersteller berichteten. Der Ausgang der Gespräche sei aber gänzlich ungewiss, hiess es bei Synthes. Als Reaktion darauf hat die Synthes-Aktie deutlich zugelegt.
Gemäss einem Bericht im “Wall Street Journal” wäre Johnson & Johnson der Kauf von Synthes rund 20 Mrd USD wert. Verschiedene Analysten erachten angesichts des Preisdrucks im Gesundheitswesen in Europa und Nordamerika die Aufnahme von Synthes in den US-Grosskonzern als sinnvoll.
Jedoch sei eine Fusion ohne die Zustimmung des langjährigen Firmenkapitäns Hansjörg Wyss nicht denkbar, da dieser 47,8% des Medizinaltechnikers kontrolliert, gibt ZKB-Analystin Sibylle Bischofberger zu bedenken. Ihrer Meinung nach ist es nicht unwahrscheinlich, dass Wyss am Ende seine Zustimmung zur geplanten Fusion verweigern könnte.
SYNTHES BEI HEILUNG VON KNOCHENBRÜCHEN WELTSPITZE – JOHNSON & JOHNSON SEHR LIQUIDE
Synthes ist mit Schrauben, Platten und Nägeln zur Heilung von Knochenbrüchen zur Weltspitze aufgestiegen. Das Unternehmen, das in den Siebziger Jahren aus der Nordamerika-Sparte des Medizinaltechnik-Konzerns Straumann hervorgegangen war, hat seinen Sitz in West Chester im US-Staat Pennsylvania, ist aber an der Schweizer Börse kotiert.
2010 hat Synthes einen um 8,6% gesteigerten Umsatz von 3,69 Mrd USD erzielt. Damit ist der Konzern in einem schwierigen Umfeld überdurchschnittlich gewachsen.
Demgegenüber erwirtschaftete Johnson & Johnson (J&J) 2009 einen Umsatz von über 61 Mrd USD. Bekannt ist der Konzern unter anderem für seine Penaten- und bebe-Pflegeprodukte, Dolormin-Schmerztabletten sowie o.b.-Tampons. In jüngster Zeit hat das Unternehmen allerdings eher durch eine Rückrufserie bei Medikamenten von sich reden gemacht. Überdies beschädigte ein Schmiergeldskandal das Image. Laut Experten ist die Kriegskasse des US-Giganten dennoch prall gefüllt. Schätzungen sprechen von über 27 Mrd USD.
Mit der Übernahme von Synthes würde J&J seinen Marktanteil bei der Wirbelsäulenbehandlung verdoppeln sowie bei den Traumabehandlungen zum klaren Marktführer avancieren. Dies könnte jedoch zu Problemen mit etwaigen Kartellbehörden führen, gibt Vontobel-Analystin Carla Bänziger zu bedenken.
ÜBERNAHMEANGEBOT ZU NIEDRIG – AKTIE STEIGT
Mit einer angenommenen Kaufsumme von 20 Mrd USD, die J&J bei einer allfälligen Fusion zahlen würde, kämen die Aktionäre im Vergleich zum Schlusskurs vom Freitag in den Genuss einer Prämie von unter 9%. Dies ist nach Ansicht der meisten Experten deutlich zu wenig, vor allem da die Aktie nach Bekanntgabe der Gespräche weiter gestiegen ist.
So gewannen die Synthes-Valoren bereits am Freitag 6,2%. Am Montag eröffneten die Papiere gar über 11% höher. Mittlerweile liegt die Zunahme gegen 13.30 Uhr bei 6,5%, was die Titel auf 147,90 CHF steigen lässt. Gehandelt wurden dabei bereits knapp 2,5 Mio Aktien, was dem Achtfachen des durchschnittlichen Tagesvolumens entspricht. Der SMI verliert derweil 1,7%.
dl/cf

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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