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Synthes soll für 21,3 Mrd USD an Johnson & Johnson gehen (Zus)

West Chester/Solothurn (awp) – Die Medizinaltechnikerin Synthes soll an den amerikanischen Pharma- und Konsumgüterhersteller Johnson & Johnson (J&J) gehen. Dieser hat für Synthes ein Übernahmeangebot in Höhe von insgesamt 21,3 Mrd USD vorgelegt. Die Verwaltungsräte beider Gesellschaften haben die Transaktion genehmigt. J&J will künftig mit den eigenen Unternehmen der DePuy-Gruppe und Synthes das “innovativste und umfassendste” Orthopädiegeschäft der Welt betreiben.
Konkret offeriert J&J 159 CHF je Synthes-Aktie. Gemäss den Vereinbarungen wird J&J rund ein Drittel des Kaufpreises in bar und den Rest in eigenen Aktien entrichten. Damit würde jede Synthes-Aktie gegen 55,65 CHF in bar plus mindestens 1,7098 und höchstens 1,9672 Stammaktien von Johnson & Johnson umgetauscht. Den Synthes-Aktionären gefällt vor allem die hohe Aktienkomponente des Angebotes nicht – der Titel fällt gar noch hinter den gestrigen Schlusskurs zurück.
KEINE HÖHERE BARKOMPONENTE – NUR KLEINER STELLENABBAU
Dem Wunsch der Synthes-Aktionäre nach einer höheren Barkomponente erteilte die J&J-Spitze an einer Telefonkonferenz eine Absage. Die Bedingungen werden die gleichen bleiben, erklärte Finanzchef Dominic Caruso. Selbst dann, wenn J&J seine ausserhalb den USA parkierten Mittel nicht für die Transaktion verwenden darf. Da Synthes primär eine amerikanische Gesellschaft sei, müsse diese Möglichkeit noch abgeklärt werden, sagte der CFO.
Wie J&J-CEO Bill Weldon erklärte, wird die Transaktion keinen signifikanten Stellenabbau nach sich ziehen. “Es handelt sich um eine Wachstumsgeschichte, nicht um eine Synergiegeschichte”, versicherte er.
Der Abschluss der Transaktion wird in der ersten Hälfte 2012 erwartet. Sie unterliege in den USA und in Europa verschiedener behördlichen Gerichtsbarkeiten und Antitrust-Gesetzgebungen, nicht aber den Schweizer Übernahmebestimmungen.
KEINE REGULATORISCHEN PROBLEME ERWARTET
Trotz einer demnächst dominanten Stellung vor allem im Bereich Trauma-Behandlung zeigte sich die J&J-Spitze zuversichtlich mit Blick auf die bevorstehende Prüfung der Transaktion durch die kartellrechtlichen Behörden. “Wir denken nicht, dass wir Produkte verkaufen müssen, um die kartellrechtliche Freigabe zu erhalten”, sagte CEO Bill Weldon. Sollten dennoch Devestitionen verlangt werden, würde dies die Transaktion nicht wesentlich beeinflussen, versicherte er.
Hansjörg Wyss bezeichnet den Zusammenschluss als “sehr erfreulich und vielversprechend”. Die Synthes-Familie sei bei J&J gut aufgehoben und werde dort bestens unterstützt. “Ich freue mich sehr, dass mein Lebenswerk als Teil von J&J fortbesteht.”
Synthes soll zusammen mit der DePuy-Gruppe den grössten Geschäftsbereich im Segment Medical Devices and Diagnostics von J&J bilden. Synthes und DePuy seien gut positioniert, um auf wichtige Markttrends eingehen zu können. Trends seien etwa die alternde Bevölkerung, der Wunsch der Patienten, aktiv zu bleiben, die zunehmende Fettleibigkeit und die entsprechenden Folgen in Bezug auf die Gelenkerkrankungen sowie den wachsenden Behandlungsbedarf in den Schwellenländern.
SYNTHES-AKTIE IM MINUS
Die Aktien von Synthes fielen am Mittwoch nach einem Blitzstart schnell zurück und tendieren am Nachmittag gar unter den Schlusskursen des Vortages. Um 16 Uhr notieren die Papiere 0,6% tiefer auf 145,60 CHF und damit 13,40 CHF oder rund 8% unter der Offerte.
Analysten werten den Übernahmepreis als eher tief. Da aber kein anderer Bieter in Sicht sei, dürfte der Deal in der vorliegenden Form zustande kommen. Der Grund für den Rückgang dürfte zudem in der hohen Aktienkomponente des Angebotes liegen. Denn bis zum Berichtszeitpunkt verbilligen sich die Titel von J&J um 1,9% und dementsprechend sinkt auch die Attraktivität des Angebotes. Mit dem schwachen US-Dollar enthalte das Angebot zudem eine unsichere Währungskomponente, zumal das Closing erst im kommenden Jahr vorgesehen sei.
ra/rt

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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