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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda/dpa) – Donnerstag, 01. Juli
OPTIMISUMS: Nach der Wirtschaftskrise steigt der Optimismus bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Schweiz. Die Geschäftslage verbessert sich laut einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (E&Y) weiter und immer mehr Firmen planen neue Stellen. 92 Prozent der befragten KMU bezeichneten ihre Geschäftslage im Juni als gut oder eher gut. Bei der letzten Umfrage im vergangenen Februar ging es nur 89 Prozent der Mittelständler gut oder eher gut. Am zufriedensten zeigten sich jetzt Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Und der Optimismus nimmt mit Blick auf die Zukunft zu: 41 Prozent der Unternehmen erwartet, dass sich die Geschäftslage im nächsten halben Jahr verbessern werde. Damit ist die Zahl der Optimisten heute so gross wie seit 2008 nicht mehr. Damals eskalierte die Finanzkrise, worauf die grösste Wirtschaftskrise seit vielen Jahrzehnten folgte.
ABSAGE: Der Elektrotechnikkonzern ABB will sich keinen Übernahmekampf um die britische Chloride Group leisten. Nachdem der US-Konkurrent Emerson die Offerte von ABB überboten hat, sieht der Schweizer Konzern von einem höheren Angebot ab. ABB hatte Anfang Juni 860 Mio. Pfund (1,4 Mrd. Franken) oder 325 Pence je Aktie für den britischen Spezialisten für unterbrechungsfreie Stromversorgung geboten. Emerson Electric hatte bereits im April ein Angebot vorgelegt, war aber bei den Briten abgeblitzt. Am letzten Dienstag erhöhte das US-Unternehmen die Offerte jedoch von 275 auf 375 Pence je Aktie oder auf insgesamt 997 Mio. Pfund. Dieser Preis ist dem Schweizer Unternehmen zu hoch. Analysten lobten den Entscheid.
VERKAUF: Der deutsche Energiekonzern E.ON stösst seine Beteiligung von gut einem Fünftel am Berner Energiekonzern BKW wieder ab. Den Grossteil übernimmt BKW. Der Westschweizer Energiekonzern Groupe E kauft 5,01 Prozent der BKW-Aktien. E.ON begründet den Verkauf in einer auf der Internetseite des Unternehmens aufgeschalteten Mitteilung mit der Absicht, die Verschuldung zu reduzieren. Als zweiten Grund gibt E.ON an, dass der Kanton Bern die Mehrheit der BKW-Aktien hält. Das beschränke den unternehmerischen Gestaltungsspielraum.
HAUSDURCHSUCHUNG: Bei der im Februar von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) gekauften Salzburger Privatinvest Bank ist es Anfang Juni zu Hausdurchsuchungen gekommen. Die Durchsuchungen erfolgte im Zusammenhang mit Verfehlungen eines Kundenberaters der Privatinvest Bank, welche 2008 entdeckt und von der Bank selbst den Untersuchungsbehörden gemeldet wurden. Die Machenschaften des Kundenberaters kostete die Privatinvest Bank bereits eine schöne Stange Geld: 2008 zahlte sie über 5 Mio. Euro Schadenersatz an Kunden. Von den Verfehlungen des Beraters hatte die ZKB bei Bekanntgabe des Kauf der Salzburger Privatbank im Herbst vergangenen Jahres auf alle Fälle Kenntnis, da diese im Geschäftsbericht der Bank erwähnt sind.
EINIGUNG: Der deutsche Chemie- und Pharmakonzern Bayer und der Basler Agrarchemiekonzern Syngenta haben in den USA einen Patentstreit um genmodifizierte Pflanzen beigelegt. Die Unternehmen haben sich aussergerichtlich geeinigt. Zu den Konditionen und Details der Einigung äussern sich die Unternehmen aber nicht. Bei dem Streit ging es um Patente für genmodifizierte Pflanzen, die gegen Insektenbefall resistent sind. Bayer und Syngenta gehören zu den weltweit führenden Firmen in der Agrarchemie.
REKORDSUMME: Europas Finanzbranche lässt die Finanzrise allmählich hinter sich: Die Europäische Zentralbank (EZB) sammelte die Rekordsumme von 442 Mrd. Euro bei über 1100 Banken im Euro-Raum ein, die sie vor einem Jahr auf dem Höhepunkt der Krise verliehen hatte. Gleichzeitig bot die EZB den Instituten erneut frisches Geld an. Doch nur 78 Banken griffen zu und liehen sich für die kommenden sechs Tage zusammen 111 Mrd. Euro zum Zinssatz von 1,0 Prozent. Die wochenlange Sorge an den Märkten vor dem Auslaufen des Rekord-Leihgeschäfts war unbegründet, den Banken geht es besser als befürchtet. Die europäischen Banken stehen nicht mehr mit dem Rücken zur Wand, sagte ein Experte.
STIMMUNGSHOCH: Die Stimmung in Japans Wirtschaft ist so gut wie seit zwei Jahren nicht mehr. Das Vertrauen in die Perspektiven der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt verbesserte sich im zweiten Quartal deutlich. Das Barometer schnellte um 15 Zähler nach oben und notierte mit einem Punkt erstmals seit dem dritten Quartal 2008 im Plus. Die grossen Firmen des Landes rechnen zudem mit einer weiteren Stimmungsaufhellung im Sommerquartal und wollen ihre Investitionen steigern. Experten warnten jedoch vor allzu grossem Optimismus. Grund zur Sorge liefere insbesondere der höhere Kurs des Yen, der japanische Exporte verteuert und damit den Aussenhandel belastet.
GELDSPRITZE: Spanien hat sich trotz einer drohenden Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch die Rating-Agentur Moody’s erneut erfolgreich frisches Geld am Kapitalmarkt beschafft. Wie das Finanzministerium mitteilte, wurden 3,5 Mrd. Euro mit fünfjährigen Anleihen aufgenommen. Angestrebt worden war eine Summe zwischen 2,5 und 3,5 Mrd. Euro. Die durchschnittliche Verzinsung lag mit 3,657 Prozent nur leicht über dem Wert der bislang letzten Fünfjahresanleihe am 6. Mai (3,532 Prozent). Die Nachfrage war grösser als das Angebot: Das Ministerium sprach von einer 1,7-fachen Überzeichnung.
RÜCKGANG: Die Bauausgaben in den USA sind im Mai nur leicht gesunken: Das Handelsministerium wies am Donnerstag ein Minus zum Vormonat von 0,2 Prozent aus nach einem Anstieg von revidiert 2,3 im April. Analysten hatten im Schnitt mit einem Minus von 0,8 Prozent gerechnet. Die Ausgaben der privaten Hausbauer gingen um 0,4 Prozent zurück.
REKORDVERLUST: Die angeschlagene deutsche Mittelstandsbank IKB hat mit fast einer Milliarde Euro einen Rekordverlust verzeichnet. Im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr 2009/10 fiel unter dem Strich ein Minus von 974 Mio. Euro an. Der Konzernverlust fiel damit im Vorjahresvergleich um fast 400 Mio. Euro höher aus. Bankchef Hans Jörg Schüttler betonte, des gehe auf Sondereffekte zurück, der Umbau der IKB habe Fortschritte gemacht. Deutlich verschlechterte Rahmenbedingungen verzögerten die Rückkehr in die schwarzen Zahlen, hiess es mit Blick auf Wirtschaftskrise und neue Turbulenzen an den Finanzmärkten 2010.

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