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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Freitag, 23. Juli
BELIEBTE GEBRAUCHTWAGEN: Der Aufwärtstrend im Handel mit Occasionsautos hält an. Im ersten Halbjahr 2010 wechselten in der Schweiz 378’531 Gebrauchtwagen den Besitzer. Das sind 10,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit liegen die Verkaufszahlen praktisch gleichauf mit dem “Spitzenjahr” 2007, wie der Autodatendienst EurotaxGlass’s und der Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) mitteilten. Die Zunahme bei den immatrikulierten Neuwagen betrug 10,4 Prozent auf 147’589 Fahrzeuge.
NEUES GESICHT: Die UBS will Joseph Yam, Gründer und ehemaliger Chef der Zentralbank der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong, in den Verwaltungsrat holen. Es wäre der erste Chinese im Aufsichtsgremium der Grossbank. Die Wahl ist an der ordentlichen Generalversammlung vom 28. April 2011 vorgesehen, wie die UBS mitteilte. Yam war während fast 40-Jahren im Staatsdienst von Hongkong und während 16 Jahren Chef der De-Facto-Zentralbank, bis er im September 2009 in den Ruhestand trat.
WENIGER UMSATZ: Das Schweizer Geschäft des Technologieriesen ABB hat im ersten Halbjahr 2010 weniger Umsatz erzielt: Verglichen mit dem Vorjahr gingen die Verkäufe von 1,92 Mrd. Fr. auf 1,73 Mrd. Fr. zurück. Der Bestelleingang hat sich dagegen leicht um 1 Prozent erhöht. Bei ABB Schweiz gingen zwischen Januar und Juni Bestellungen über 1,88 Mrd. Fr. ein, wie das Unternehmen mitteilte. Zudem sei der Auftragsbestand dank einer grossen Zahl an Aufträgen aus den vergangenen Jahren immer noch hoch. Die Ausführung grosser Aufträge dauert oft einige Jahre. Die Schweizer ABB-Sparte gibt die Kennzahlen traditionell einen Tag nach dem Gesamt-Konzern bekannt. Dieser musste am Donnerstag für das Halbjahr einen um vier Prozent auf 7,57 Mrd. Dollar geschrumpften Umsatz hinnehmen.
BESSERE PROGNOSEN: Die Welthandelsorganisation (WTO) hat ihre Prognosen für den Welthandel erhöht. Dieser werde im laufenden Jahr um 10 Prozent oder stärker wachsen, sagte WTO-Generaldirektor Pascal Lamy am Freitag bei der Präsentation des Jahresberichts in Schanghai. Im März hatte die WTO noch ein Wachstum von 9,5 Prozent vorausgesagt. Im letzten Jahr war der Welthandel um 12 Prozent eingebrochen. Das Handelswachstum kehre vor allem dank China und anderen dynamischen Ländern so schnell und deutlich zurück, sagte Lamy. Die neueste Schätzung von 10 Prozent könne sogar übertroffen werden, falls sich im laufenden Jahr keine bösen Überraschungen ergäben.
BRITISCHE WIRTSCHAFT WÄCHST: Die britische Wirtschaft ist im zweiten Quartal doppelt so stark gewachsen wie erwartet. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) stieg gegenüber dem Vorquartal um 1,1 Prozent, wie das nationale Statistikamt in London nach vorläufigen Berechnungen mitteilte. Analysten hatten ein Plus von 0,6 Prozent erwartet. Wachstumstreiber waren die Dienstleister, die ihre Geschäfte kräftig ausweiteten. Auch der Bau trug zum Wachstum bei – die Bauleistungen schnellten so stark in die Höhe wie seit fast 50 Jahren nicht mehr. Die Industrieproduktion stieg so stark wie seit über zehn Jahren nicht mehr.
LUST AUF FASTFOOD: Im zweiten Quartal bescherte der Heisshunger von Franzosen, Briten oder Russen McDonald’s glänzende Geschäfte. Unterm Strich verdiente die amerikanische Schnellimbisskette 1,2 Mrd. Dollar, 12 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Der Umsatz stieg um 5 Prozent auf 5,9 Mrd. Dollar. Konzernchef Jim Skinner sprach von durchgehend besseren Geschäften. Die Europäer setzten sich mit einem Plus von 5,2 Prozent bei den Verkäufen an die Spitze des Wachstums, es folgten die Asiaten, Araber und Afrikaner mit 4,6 Prozent. Das Schlusslicht bildeten die US-Amerikaner mit 3,7 Prozent mehr verkauften Burgern und Co.
FERTIG GETRICKST: Die US-Börsenaufsicht SEC zieht den Computerhersteller Dell und dessen Chef Michael Dell für Bilanztricks zur Rechenschaft. Zum Verhängnis wurden ihnen die engen geschäftlichen Beziehungen zum Chiphersteller Intel. Das Unternehmen Dell zahlt im Rahmen eines Vergleichs eine Strafe von 100 Millionen Dollar. Für Manager Michael Dell werden noch einmal 4 Millionen Dollar fällig. Intel hatte den Computerhersteller dafür bezahlt, dass er die Prozessoren des Chip-Primus bevorzugt in seine Rechner einbaut. Diese Gelder buchte der Computerhersteller nach den Ermittlungen der SEC als normalen Umsatz, ohne es jemals bekannt zu machen. Nur dadurch sei es Dell gelungen, seine Gewinnziele zu erreichen, bemängelte die SEC.
BARBIE IST ANDERS: Der US-Spielzeughersteller Mattel hat im Streit um Konkurrenz für seine Barbie-Puppe eine Niederlage vor Gericht erlitten. Ein Berufungsgericht hob am Donnerstag ein Urteil einer niedrigeren Instanz gegen den Hersteller der Puppe Bratz, MGA, auf. Das frühere Urteil war zu dem Schluss gekommen, MGA habe die Idee für Bratz von Mattel und Barbie gestohlen. “Mattel kann nicht ein Monopol für Modepuppen mit frechem Aussehen oder Eigenschaften oder für sportliche und modische Puppenkleidung beanspruchen. Das sind alles nicht schützbare Ideen”, begründete der Richter sein Urteil. Das Berufungsgericht befand, die Vorinstanz habe Fehler begangen, als sie Mattel die Urheberrechte an Bratz zusprach und ein Verkaufsverbot verhängte.
KAUM ZU BREMSEN: Der US-Autobauer Ford hat für das zweite Quartal erneut einen Milliardengewinn ausgewiesen. Das Nettoergebnis stieg von 2,3 Mrd. auf 2,6 Mrd. Dollar. Jeder einzelne Zweig des Autogeschäfts sei profitabel gewesen und habe sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbessert, teilte Ford mit. Der Umsatz inklusive der zwischenzeitlich nach China verkauften Tochter Volvo stieg um 31 Prozent auf 35 Mrd. Dollar. “Wir erwarten 2011 noch bessere Ergebnisse”, sagte Firmenchef Alan Mulally. Ford ist der einzige der drei grossen US-Autobauer, der die schwere Krise aus eigener Kraft überlebt hat. Die Konkurrenten General Motors und Chrysler mussten im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden, aus der sie nur mit massiver staatlicher Hilfe herausfanden.
AUFATMEN FÜR KAVIAR-LIEBHABER: Feinschmecker können in diesem Jahr wieder den teuersten Kaviar der Welt geniessen. Die UN-Artenschutzbehörde CITES teilte mit, dass sich die Anrainer-Staaten des Kaspischen Meers auf neue Exportquoten für Beluga-Kaviar geeinigt hätten. Weil sich Iran, Aserbaidschan, Kasachstan, Russland und Turkmenistan im vergangenen Jahr bei den Quoten nicht verständigen konnten, war der Handel mit der Delikatesse ausgesetzt worden. Die Länder produzieren zusammen den überwiegenden Teil des weltweit verzehrten Kaviars, der aus den Eiern des Störs gewonnen wird. Nach dem Ende der Sowjetunion hatte die Kaviar-Fischerei geboomt, weshalb die Störe nach wenigen Jahren bereits vom Aussterben bedroht waren. Die UN-Artenschutzbehörde kontrolliert die Kaviar-Fischerei seit dem Jahr 1998.

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