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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Dienstag, 14. September 2010
SPAR-KÖNIGE: Kein Volk hat so viel Geld auf den Banken wie die Schweizer: Mit einem Pro-Kopf-Geldvermögen von 163’730 Euro (rund 210’000 Franken) führen sie die Weltrangliste der Sparer an. Der Abstand zum Rest der Welt ist beträchtlich. Auf Platz zwei rangieren die Amerikaner, die auf ihren Konten im Schnitt 101’762 Euro (131’000 Fr.) horten. Den dritten Platz hat Dänemark mit 96’242 Euro (125’000 Fr.), gefolgt von den Niederlanden mit 91’798 Euro (119’000 Fr.) und Japan mit 88’659 Euro (115’000 Fr.), wie der “Global Wealth Report” des deutschen Versicherungskonzerns Allianz festhält. Die Deutschen rangieren nur auf Platz 16, mit durchschnittlich rund 56’856 Mio. Euro (73’000 Fr.) auf der hohen Kante.
MODERATES WACHSTUM ERWARTET: Die Credit Suisse erwartet für ihr Schweizer Vermögensverwaltungsgeschäft nur ein verhaltenes Wachstum. Erst wenn hinsichtlich des Bankgeheimnisses wieder Klarheit herrsche, werde sich das wieder ändern, sagte Walter Berchtold, Chef der CS-Vermögensverwaltungssparte. Sobald aber die Probleme rund um das Bankgeheimnis und die Differenzen mit den Nachbarländern gelöst seien, sei die Schweiz wieder ein attraktiver Platz für Bankkunden. Sowohl für die Banken als auch für die Kunden sei es nun vor allem wichtig, dass wieder klare Verhältnisse geschaffen werden könnten.
COLA AUS GONTENBAD: Sie hat ihre Mineralwasser “still”, “leise” und “laut” getauft. Mit dem Kult-Getränk “Flauder” hat sie den Markt aufgemischt. Jetzt lanciert Gabriela Manser das erste mit Stevia gesüsste Schweizer Cola-Getränk mit Mineralwasser aus Gontenbad: “goba Cola”. Die Mineralquelle Gontenbad gehört zu den kleinsten Mineralwasserproduzenten der Schweiz. 1999 übernahm die ehemalige Kindergärtnerin Gabriela Manser die Geschäftsleitung. Vor fünf Jahren wurde sie zur Unternehmerin des Jahres gekürt und mit dem Prix Veuve Cliquot ausgezeichnet. “Appenzell goba Cola” ist ihr neuestes Produkt.
HP PLANT STELLENABBAU BEI RTC: Der Computerkonzern Hewlett-Packard (HP) plant den Abbau von 90 Stellen beim Berner Bankeninformatik-Unternehmen RTC AG. HP-Sprecher Beat Welte bestätigte einen Bericht in der “Berner Zeitung”. Die Konsultation zum Abbau der Stellen sei eingeleitet worden, sagte Welte. Sie solle im Verlauf des Monats Oktober abgeschlossen werden. Als Grund für die geplanten Entlassungen macht HP schlechte wirtschaftliche Ergebnisse geltend. Die Berner Real Time Center (RTC) AG und der HP-Konzern hatten im Februar eine Kooperation vereinbart. Sie kündigten an, in Bern gemeinsam ein europaweit tätiges Dienstleistungszentrum für Bankensoftware aufbauen zu wollen. Seit Mai stehen die rund 400 RTC-Angestellten bei HP unter Vertrag.
ABBAU EINGELEITET: Die Genfer Fluggesellschaft Baboo muss kürzer treten. Trotz schnellen Wachstums ist es der Airline nicht gelungen, in die Gewinnzone vorzustossen. Zu schaffen machten der Fluggesellschaft unter anderem die Wirtschaftslage, hohe Kerosinpreise und Verzögerungen durch den Vulkanausbruch in Island. Wie Baboo mitteilte, wird der Abbau von Stellen und die Reduzierung des Angebots eingeleitet. Alle Optionen für das Unternehmen würden geprüft, wird der im Frühling eingesetzte Firmenchef Mark Darby im Communiqué zitiert. 2009 setzte Baboo mit ihren fünf Maschinen 73 Mio. Fr. um, rund 30 Prozent mehr als 2008. Inzwischen hätten der Anstieg der Flugbenzinpreise sowie die isländische Vulkanasche-Wolke die Rechnung zusätzlich belastet.
SCHWACHER DOLLAR: Der Dollar ist erstmals seit November 2009 unter einen Franken gefallen. Die US-Währung tauchte um 10.00 Uhr vorübergehend auf 0.9996 Franken. Ausgelöst wurde der Kursrutsch von schwachen Notierungen an den Aktienmärkten. Zudem spekulierten Anleger am Devisenmarkt auf Zinserhöhungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Anfang nächsten Jahres. Händlern zufolge setzten Investoren darauf, dass die SNB schneller von der Nullzinspolitik ablassen wird als die US-Notenbank. Dementsprechend positionierten sie sich auf einen steigenden Schweizer Franken. Erstmals war der Dollar am 14. März 2008 unter die Parität zum Franken gefallen. Der bisher tiefste je gesehene Kurs wurde drei Tage danach bei 0.9631 Fr. notiert. Danach fiel er Ende November 2009 zum zweiten Mal unter die Parität zum Franken, allerdings weniger tief: Damals kostete der Dollar kurze Zeit 0.9995 Franken.
WEITERE STAATSHILFE GEFORDERT: Während die Schwellenländer den Aufschwung der globalen Wirtschaft antreiben, bleibt die Situation in den Industrieländern nach Einschätzung von UNO-Ökonomen geprägt von grossen Unsicherheiten. Ein Ende der Staatshilfen könnte schlimmstenfalls in einer Deflation enden, warnen die Experten. Ein Rückgang der Nachfrage infolge eines vorzeitigen Auslaufens der Konjunkturprogramme könnte in den Industrieländern zu einer neuen Wachstumsschrumpfung und einem Abbau von Arbeitsplätzen führen, schreibt die Konferenz für Handel und Entwicklung der UNO (UNCTAD) in ihrem Jahresbericht. Die Organisation geht davon aus, dass die Weltwirtschaft im laufenden Jahr um 3,5 Prozent wächst. 2011 sagt sie ein schwächeres Wachstum von 2 bis 2,5 Prozent voraus.
PRODUKTION STAGNIERT: Die Industrieproduktion in der Euro-Zone hat im Juli stagniert und damit ein weiteres Signal für eine Abkühlung der Wirtschaft gesendet. Die Betriebe in den 16 Ländern fuhren ihre Produktion anders als erwartet zum Vormonat nicht hoch. Im Vergleich zum Juli des Rezessionsjahres 2009 stellten die Unternehmen allerdings 7,1 Prozent mehr her, wie das Europäische Statistikamt Eurostat mitteilte. Experten hatten mit einem kleinen Plus zum Vormonat gerechnet und sprachen von einem durchwachsenen Start ins dritte Quartal. “Von Dynamik ist aktuell nicht mehr viel zu sehen”, sagte Heinrich Bayer von der Postbank. Die Industrie werde im Sommerquartal von Juli bis September das gesamte Wirtschaftswachstum nur wenig ankurbeln.
KEIN MARKENSCHUTZ FÜR LEGO-STEIN: Der weltbekannte Lego-Spielzeugstein ist keine geschützte Marke. Dies hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg entschieden. Der Stein als solcher sei mit seinen zylindrischen Noppen – Lego hatte Markenschutz für den “klassischen” Stein mit acht Noppen in zwei Reihen beantragt – keine Marke. Ein Zeichen, das ausschliesslich aus der Form der Ware besteht, die erforderlich ist, um in diesem Fall damit etwas zusammenbauen zu können und damit eine technische Funktion zu erfüllen, kann laut EU-Recht keinen Markenschutz bekommen, lautet die Begründung. Die höchsten EU-Richter entschieden damit endgültig gegen den dänischen Spielzeughersteller.
uh

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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