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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) Mittwoch, 29. September
HERAUSFORDERUNG: Für die Schweizer Pensionskassen wird es immer schwieriger, ihre Leistungsversprechen einzuhalten. Während die tiefen Zinsen die Renditeerwartungen der «sicheren» Anlagen wie Staatspapieren dämpfen, sind die Vorsorgeeinrichtungen weiter von den schwankungsanfälligen Aktienmärkten abhängig. Die Vorsorgeeinrichtungen müssten derzeit für einen stabilen Deckungsgrad eine Rendite von 3,9 Prozent auf ihren Anlagen einfahren, wie Swisscanto, die Anlagetochter der Kantonalbanken, errechnet hat. Dieses Soll ist im Moment aber nicht erreichbar, wie an einem Mediengespräch in Zürich erläutert wurde. Sollten die Aktienmärkte nicht wieder mehr Ertrag abwerfen, würden Leistungskürzungen unvermeidlich. Auch für Pensionskassen, die relativ viele Beitragszahler haben, laufe die Situation auf Kürzungen hinaus, lautet die Swisscanto-Prognose.
LOHNERHÖHUNG: In den Teppichetagen der börsenkotierten Schweizer Unternehmen sind die Löhne und Boni 2009 wieder höher ausgefallen als 2008. Jedoch bewegen sie sich gemäss einer Analyse des Beratungsunternehmens PWC noch nicht wieder auf dem selben Niveau wie vor der Finanzkrise. Der Aufschwung hat sich insbesondere bei den Gehältern der Chefs der zwanzig im Swiss Market Index (SMI) aufgeführten Unternehmen ausgewirkt: Sie verdienten 2009 mit durchschnittlich 8,2 Mio. Fr. 18 Prozent mehr als im Vorjahr. 2007 hatte der Durchschnittsverdienst der SMI-Konzernchefs mit 9,3 Mio. Fr. jedoch noch deutlich mehr betragen. Die Steigerung ist vor allem auf den Anstieg der Boni zurückzuführen. Das fixe Salär der Unternehmenschefs machte 2009 nicht einmal mehr ein Viertel der gesamten Entschädigung aus, die bar ausbezahlten Boni 18 Prozent. Mehr als die Hälfte der Cheflöhne besteht aus langfristig ausgelegten Boni wie zum Beispiel Aktienprogrammen.
DÄMPFER: Auch das dritte Quartal ist für die Investmentbank der Credit Suisse eher harzig verlaufen. Konzernchef Brady Dougan sprach an einer Investorenkonferenz in London jedenfalls von einem durchwachsenen Geschäftsgang. Das Volumen einzelner Geschäftsbereiche wie etwa dem Devisenhandel und dem Obligationengeschäft sei «etwas gedämpfter» gewesen. Auch im Aktienhandel sei das Volumen niedrig gewesen. Andererseits sei das Kerngeschäft der Investmentbank, also das Fusions- und Übernahmegeschäft sehr aktiv gewesen. Dies werde sich allerdings nicht unbedingt positiv in den Einnahmen widerspiegeln, da zwischen der Bekanntgabe und dem Abschluss einer Transaktion in der Regel einige Zeit vergehe, sagte Dougan. Die CS-Investmentbank hatte bereits im zweiten Quartal einen Gewinneinbruch hinnehmen müssen.
ÜBERNAHME: Die De Sede Gruppe aus Klingnau AG übernimmt den Designmöbel-Produzenten Wellis AG im luzernischen Willisau. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Der Standort Willisau mit rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern soll erhalten bleiben. Die Marke «Team by Wellis» wird ebenfalls übernommen, bleibt jedoch erhalten. Ein Stellenabbau ist nicht vorgesehen. Im Verlauf des nächsten Jahres soll jedoch die Polsterei von Willisau nach Klingnau verlegt werden. Alle neun Mitarbeiter haben ein entsprechendes Angebot erhalten. Die De Sede- Gruppe verfügt nun mit Produktionsstandorten in Klingnau, Willisau und Hochstadt am Main (D) über 500 Mitarbeiter. Die Firma fertigt Polstermöbel der gehobeneren Klasse. Sie gehört seit 2008 zur Mehrheit der Beteiligungsgesellschaft Capvis. Diese Gesellschaft operiert mit einem Fondsvolumen von 600 Mio. Euro.
LOHNFORDERUNGEN: Die Gewerkschaft Unia fordert für die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) eine Lohnerhöhung von 2 bis 3 Prozent. Dies haben die 150 Delegierten der Branchenkonferenz der Unia beschlossen. Die Arbeitnehmenden der MEM-Industrie verlangten damit ihren Anteil am Aufschwung. Die Mindestlöhne für gelernte Arbeitnehmende sollten überall auf mindestens 4500 Franken, für ungelernte auf 4000 Franken angehoben werden. Und die Frauenlöhne müssten endlich angeglichen werden.
UMSATZPLUS: Der schwedische Konzern H&M profitierte in den vergangenen Monaten von der wirtschaftlichen Erholung, die die Konsumenten wieder stärker in Kauflaune versetzte. Der Umsatz im dritten Quartal (exklusive Mehrwertsteuer) stieg um 14 Prozent auf 26,8 Mrd. schwedische Kronen (rund 3,9 Mrd. Franken). In den 73 Schweizer Filialen wuchs der Umsatz in Franken um 5 Prozent. Der Konzern lag mit dem Vorsteuergewinn von 5,7 Mrd. Kronen allerdings unter den Erwartungen von Analysten, die einer Umfrage zufolge im Durchschnitt mit 6,1 Mrd. Kronen gerechnet hatten. Die Ergebnisse von H&M stehen im Kontrast zum Halbjahresergebnis des spanischen Konkurrenten Inditex. Der grösste Bekleidungshändler, zu dem unter anderem die Zara-Geschäfte gehören, hatte in der vergangenen Woche mit einem Gewinnplus von fast 70 Prozent besser als erwartet abgeschnitten.
KAUF: Der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann zieht bei der Milliarden-Kapitalerhöhung seines Hauses mit. Der Schweizer kaufte für rund 6,2 Mio. Euro neue Aktien. Er schöpfte damit seine Bezugsrechte komplett aus. Pro Stück zahlt Ackermann 33 Euro – das ist der offizielle Preis für die neuen Aktien. Trotz der Käufe des Vorstandschefs gerieten die Papiere des Instituts am Mittwoch unter Druck, was Händler mit Kursverlusten der Bezugsrechte begründeten. Die Aktien verloren gut drei Prozent auf 39 Euro. Die Deutsche Bank beschafft sich bei den Aktionären rund 10 Mrd. Euro frisches Kapital. Damit will das Institut sich selbst und die künftige Tochter Postbank finanziell stärken. Der Erlös aus der Kapitalerhöhung ist von den begleitenden Banken voll garantiert.
AUFHELLUNG: Die Stimmung von Unternehmern und Konsumenten in der Euro-Zone hat sich im September überraschend stark aufgehellt. Der Index für das Wirtschaftsklima kletterte um 0,9 auf 103,2 Punkte. Ökonomen hatten für September mit einem Rückgang auf 101,2 gerechnet. Die Stimmung in der Industrie hellte sich angesichts der etwas bessereren Auftragslage und der günstigeren Aussichten für die Produktion auf. Auch in der Bauwirtschaft nahm der Optimismus zu.
KONSEQUENZEN: BP zieht unter seinem künftigen Konzernchef Bob Dudley Konsequenzen aus der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Zwei Tage vor Dudleys offiziellem Antritt kündigte das Unternehmen die Gründung einer neuen Sicherheitssparte mit umfangreichen Befugnissen an. Ausserdem wird der bisherige Chef der Abteilung für die Exploration und Produktion von Erdöl, Andy Inglis, abgesetzt. In seinen Aufgabenbereich fiel die Bohrung am Golf. Dudley geht damit seine vorerst wohl wichtigste Herausforderung als neuer BP-Chef an: die Wiederherstellung des Vertrauens in den Konzern, dem nach der Ölkatastrophe ein desaströses Image anhaftet, zu dem die Fehltritte von Dudleys Vorgänger Tony Hayward ihr übriges beitrugen.

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