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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Montag, 14. Februar
CREDIT SUISSE GIBT COCO-BONDS HERAUS: Die Credit Suisse will als eine der ersten Grossbanken weltweit ihr Kapitalkissen mit speziellen Pflichtwandelanleihen aufpolstern. Der Staatsfonds des Emirats Katar und die schwerreiche saudi-arabische Olayan-Familie sind bereit, die Papiere für insgesamt 6 Mrd. Fr. zu kaufen. Dabei handelt es sich um Unternehmensanleihen, die im Krisenfall zu Aktien werden. Wegen dieser möglichen Umwandlung heissen die Anleihen auch Coco-Bonds (Contingent Convertible Bonds). Im laut CS “sehr unwahrscheinlichen” Fall einer Wandlung würde der Anteil der arabischen Investoren an der CS erhöht. Die Herausgabe von Coco-Bonds steht in Zusammenhang mit den neuen Eigenkapitalvorschriften, die als Folge der Finanzkrise und der milliardenschweren Staatshilfen für Banken erlassen wurden. Die schärferen Vorschriften sollen verhindern, dass der Staat mit Steuergeld volkswirtschaftlich relevante Finanzhäuser retten muss.
VERZÖGERUNG: Coop-Chef Hansueli Loosli wird voraussichtlich erst mit Verzögerung Präsident der Verwaltungsräte von Coop und Swisscom. Der Grund dafür ist, dass Looslis Nachfolge als operativer Chef beim Grossverteiler noch nicht geregelt ist. Am 20. April 2011 wird Loosli an der Swisscom-Generalversammlung zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt. Loosli soll den abtretenden Anton Scherrer ablösen. Der Fahrplan wurde bereits im September 2009 festgelegt und die Swisscom-Mehrheitseignerin, die Eidgenossenschaft, hatte der Ernennung bereits damals zugestimmt. Das Wahlprodzedere ist also reine Formsache und üblicherweise tritt der Gewählte sein Amt unmittelbar nach der Wahl an. Das scheint nun aber unwahrscheinlich. Als Reaktion auf eine Meldung der Sonntagspresse, wonach Loosli das Präsidium bei der Swisscom erst im Herbst übernehme, teilte die Swisscom ihrerseits mit, dass der “geeignete Zeitpunkt der Amtsübergabe” des Verwaltungsratspräsidiums “erörtert” werde.
CS-TOCHTER CLARIDEN LEU 2010: Die Privatbank Clariden Leu weist für 2010 einen Reingewinn von 209 Mio. Fr. aus. Im Vorjahr verdiente die Credit-Suisse-Tochter noch 353 Mio. Franken. Der Rückgang sei teilweise auf einen einmaligen Sondereffekt zurückzuführen, heisst es im Communiqué. 2009 erhielt Clariden Leu eine Versicherungszahlung in Höhe von 100 Mio. Franken. Ausserdem hätten sich im vergangenen Jahr die regulatorischen Kosten und Investitionen in den Wachstumsmärkten erhöht. Der Nettoertrag blieb mit 1,07 Mrd. Fr. praktisch unverändert, dies trotz des niedrigen Zinsniveaus, eines starken Frankens und geringer Börsenaktivität, schreibt Clariden Leu. Erneut positiv entwickelt hätten sich die Handelserträge dank der erhöhten Nachfrage nach strukturierten Produkten.
CREDIT SUISSE ERHÖHT WACHSTUMSPROGNOSE: Die Ökonomen der Grossbank Credit-Suisse haben ihre Wachstumsprognose für die Schweizer Wirtschaft erhöht. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) soll im Jahr 2011 demnach statt wie bisher erwartet um 1,2 Prozent um 1,9 Prozent wachsen. Viele Risiken, die in der bisherigen Prognose vom letzten Sommer noch eingerechnet waren, dürften sich weniger oder gar nicht auf die Schweizer Wirtschaft auswirken, teilten die CS-Ökonomen am Montag mit. Bei den tiefer eingeschätzten Risiken handelt es sich gemäss Communiqué etwa um eine Wachstumsschwäche der US-Wirtschaft, um starke Verwerfungen in der Euro-Zone oder das mögliche Platzen einer Immobilienblase in China. Die CS geht weiterhin davon aus, dass das Exportvolumen 2011 um 3,5 Prozent zunehmen wird. Die hohe Nachfrage nach Schweizer Produkten kompensiere dabei den negativen Effekt des starken Frankens. Günstige Finanzierungsbedingungen würden zudem die Investitionstätigkeit der Schweizer Unternehmen ankurbeln.
ALSO-ACTEBIS 2010: Der Anfang Februar durch den Zusammenschluss von ALSO und Actebis neu gegründete IT-Logistiker ALSO-Actebis legt für 2010 gute Zahlen vor. Addiert erreichten die Unternehmen bei einem Umsatz von 9,3 Mrd. Franken einen Konzerngewinn von 56,8 Mio. Franken. Im ALSO-Konzern sank der Umsatz von 4,4 Mrd. auf 4,2 Mrd. Franken. Der Gewinn lag hingegen mit 26,2 Mio. Franken 74 Prozent über dem Vorjahreswert, wie der Konzern weiter mitteilte. Das Betriebsergebnis stieg bei ALSO um 30 Prozent auf 51,9 Mio. Franken. Darin sind auch Sonderkosten von insgesamt 3,1 Mio. Fr. für das konzernweite Informatikprojekt und Arbeiten im Zusammenhang mit dem Zusammenschluss von ALSO und Actebis enthalten. Ende Dezember beschäftigte ALSO 1479 Mitarbeitende.
UBS-VERWALTUNGSRAT: Im UBS-Verwaltungsrat übernimmt Helmut Panke ab sofort interimistisch die Funktionen von Sally Bott. Bott hat bereits letzte Woche bekannt gegeben, ab der Generalversammlung im April nicht mehr für das oberste Führungsgremium der UBS zur Verfügung zu stehen. Nun tritt Bott mit sofortiger Wirkung aus dem Verwaltungsrat zurück, weil sie eine Position in einem anderen Unternehmen angenommen hat, wie es in einer Mitteilung der UBS hiess. Gemäss einer Meldung der Nachrichtenagentur Dow Jones soll Bott neu oberste Personalverantwortliche bei der britischen Barclays Bank werden.
MEHR SÜSSIGKEITEN VERKAUFT: Süsses Ergebnis für die Schweizer Zuckerwarenhersteller. Im vergangenen Jahr verkauften sie über 31’000 Tonnen Bonbons und andere Süssigkeiten. Das sind rund 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz erhöhte sich um 0,7 Prozent auf 329 Mio. Franken. Das insgesamt positive Geschäftsergebnis sei vollumfänglich dem Exportgeschäft zu verdanken, teilte der Verband Biscosuisse mit. Der Exportanteil an der Gesamtproduktion liegt inzwischen bei über zwei Dritteln (76,3 Prozent). Die Verkäufe im Inland gingen um 0,3 Prozent zurück und führten zu einer Umsatzeinbusse von 1,5 Prozent auf 100 Mio. Franken. Die Importmenge erhöhte sich um 3,4 Prozent. Damit sank der Marktanteil der einheimischen Hersteller von 27,8 Prozent auf 27,1 Prozent. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Konsum von Süssigkeiten stieg um 100 Gramm auf nunmehr 3,5 Kilogramm. Der Anteil der zuckerfreien Artikel sank in der Schweiz von 22,9 Prozent auf 21,7 Prozent.
CHINA OFFIZIELL ZWEITGRÖSSTE WIRTSCHAFTSMACHT: Nach über 40 Jahren hat Japan den Rang als zweitgrösste Wirtschaftsmacht der Welt an China verloren. Wie die japanische Regierung mitteilte, wuchs Japans Bruttoinlandprodukt 2010 zwar auf rund 5,5 Billionen Dollar, blieb damit aber hinter der Wirtschaftsleistung Chinas von rund 5,9 Billionen Dollar zurück. Japans Bruttoinlandprodukt sank nach offiziellen Angaben im vierten Quartal 2010 auf das Jahr hochgerechnet um 1,1 Prozent. In den Monaten von Oktober bis Dezember dämpfte demnach vor allem das Auslaufen von Konsumanreizen beim Autokauf und eine neue Tabaksteuer die Kauflaune der Japaner. Zudem leidet Japan mit seiner stark exportabhängigen Wirtschaft unter der starken Währung sowie unter einer Deflation. Im Gesamtjahr 2010 wuchs die japanische Wirtschaft trotz des Rückgangs im vierten Quartal um 3,9 Prozent auf rund 5,5 Billionen Dollar (4,1 Billionen Euro). Es war das erste Wachstum seit drei Jahren.

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