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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Dienstag, 22. Februar
GUTES TOURISMUSJAHR: Der Tourismus in der Schweiz hat sich 2010 besser entwickelt als erwartet: Die Hotelliers zählten insgesamt 36,2 Mio. Übernachtungen. Das sind 1,7 Prozent oder 619’000 mehr als im Vorjahr. Zwar sind wegen den Wechselkurs-Verhältnissen weniger Gäste aus europäischen Ländern angereist (-2 Prozent). Dafür kamen mehr Chinesen (+49 Prozent), Inder und Touristen aus den Golfstaaten. Insgesamt sorgten die Gäste aus dem Ausland bei den Logiernächten für ein Plus von 1,4 Prozent. Die Nachfrage aus dem Inland ist um 2,2 Prozent gewachsen. Das stärkste Wachstum gab es in der Region Zürich mit einem Plus von 8,1 Prozent. Auch die Zentralschweiz konnte mit 3,4 Prozent mehr Logiernächten stark zulegen. Rückläufig haben sich hingegen die Übernachtungszahlen im Wallis (-2,9 Prozent) und dem Tessin (-4,6 Prozen) entwickelt.
KOOPERATION ZWISCHEN VERSICHERUNGSKONZERN ZURICH UND SANTANDER: Der Versicherungskonzern Zurich (ZFS) baut mit einer Kooperation mit der spanischen Bank Santander seine Geschäftstätigkeit in Lateinamerika aus. ZFS übernimmt für 1,67 Mrd. Dollar die Mehrheit des Santander-Versicherungsgeschäfts in Brasilien, Mexico, Chile, Argentinien und Uruguay. Bestandteil des Geschäfts ist auch eine Vereinbarung über den Vertrieb von Versicherungsprodukten in den mehr als 5600 Santander-Filialen in diesen Ländern. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 25 Jahren. Finanzieren wird ZFS die Transaktion mit eigenen Mittel. Analysten bewerteten den Vertrag mit der Banco Santander grundsätzlich positiv. Die Gründung der Beteiligungsgesellschaft zeige aber auch, unter welchem Druck der Zurich-Konzern stehe, seine Position in den Wachstumsmärkten zu stärken.
UMSTRITTENE LOHNPOLITIK BEI NOVARTIS: Die Aktionäre das Basler Pharmakonzern haben an ihrer Generalversammlung erstmals über das Vergütungssystem des Unternehmens abstimmen können. Sie hiessen dieses mit 61 Prozent Ja-Stimmen gut. An der von 2160 Aktionären besuchten Generalversammlung (GV) waren 38,3 der Stimmen gegen das Vergütunggystem. Die “Say on Pay”-Abstimmung hat indessen nur konsultativen Charakter. Auch ein Nein zum Vergütungssystem hätte also keinen direkte Folgen gehabt. Gegen das seit Jahren umstrittene Vergütungssystem von Novartis hatten sich schon vor der GV etwa die Aktionärsgruppierungen ISS aus den USA sowie Ethos und Actares aus der Schweiz eingesetzt. Moniert wurde unter anderem, dass die variable Vergütung der Geschäftsleitung im Verhältnis zum Grundsalär zu hoch sei.
WENIGER GEWINN FÜR DIE TKB: Die Thurgauer Kantonalbank (TKB) hat im Geschäftsjahr 2010 die tiefen Zinsen und die unsichere Stimmung an den Finanzmärkten zu spüren bekommen. Der ausgewiesene Jahresgewinn von 66,1 Mio. Franken ist um 3 Prozent tiefer als im Vorjahr. Die Hauptertragsquelle der Bank, das Zinsgeschäft, lag mit 189,7 Mio. Franken 2,7 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Bilanzsumme wuchs innert Jahresfrist aber um 2,2 Prozent auf 16,03 Mrd. Franken. Die Kundenausleihungen stiegen um 2,4 Prozent auf 14,7 Mrd. Franken. Die Hypothekenforderungen kletterten um 3,5 Prozent auf 13 Mrd. Franken. Positiv entwickelten sich auch die Kundengelder: Sie nahmen im Vergleich zum Vorjahr um 7,6 Prozent auf 9,7 Mrd. Franken. Die Ausschüttung an Kanton und Gemeinden beträgt erneut 24 Mio. Franken.
TIEFERER UBS-KONSUMINDIKATOR: Nach einem Anstieg im Dezember ist der UBS-Konsumindikator im Januar um 0,15 Punkte auf 1,68 Zähler gesunken. Grund ist vor allem die Abflachung des Wachstums bei den Auto-Immatrikulationen. Der leichte Anstieg des Geschäftsgangs im Detailhandel hat dies nicht zu kompensieren vermocht. Neben den Autozulassungen und dem Detailhandel rechnet die UBS auch die Hotelübernachtungen von Inländern in der Schweiz, den Konsumentenstimmungsindex sowie die Kreditkartenumsätze in ihren Konsumindikator ein.
MEHR GEWINN FÜR ORIOR: Der Lebensmittelhersteller Orior hat zumindest vorerst dem Preisdruck und dem starken Euro getrotzt und im vergangenen Jahr sowohl den Umsatz als auch den Reingewinn steigern können: Der Nettoumsatz stieg um 1 Prozent auf 505,5 Mio. Franken. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) legte um 3,8 Prozent auf 54,2 Mio. Fr. zu. Unter dem Strich blieb ein Reingewinn von 26,9 Mio. Franken. Das sind 12,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Weiter gab Orior einen Wechsel in der Chefetage bekannt: Unternehmenschef Rolf Sutter, der Orior die vergangenen 12 Jahre geführt hatte, übergibt seine Position per 1. Mai an Remo Hansen. Er war bisher verantwortlich für einen Teil der Convenience-Sparte von Orior und sass auch in der Geschäftsleitung der Firma. Zur Orior-Gruppe gehören unter anderem die Lebensmittelfirmen und -marken Rapelli, Pastinella, Ticinella und Spiess.
HÖCHSTER ROHÖLPREIS SEIT ZWEIEINHALB JAHREN: Die Angst vor Produktionsausfällen in Libyen hat die Ölpreise kräftig in die Höhe getrieben. Ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur April-Lieferung kostete im frühen Handel 107,60 US-Dollar. Das waren 1,86 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) legte ebenfalls deutlich auf 93,48 Dollar zu. Mit 94,49 Dollar war der US-Ölpreis zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit Oktober 2008 gestiegen.
GEWINN BEI WAL-MART: Der weltgrösste Detailhändler Walmart hat im letzten Quartal nochmals zugelegt. Trotz der Schwierigkeiten auf dem US-Heimmarkt stieg der Gewinn (per 31. Januar) um vier Prozent auf 5,02 Mrd. Dollar. Der Umsatz wuchs um 2,5 Prozent auf 115,6 Mrd. Dollar. In den USA fielen die Erlöse auf vergleichbarer Basis jedoch um 1,8 Prozent. Wal-Mart ist in mehr als ein Dutzend Ländern vertreten und will weiter wachsen. Zwei Drittel des Umsatzes stammen immer noch aus den USA.
NIEDERLAGE FÜR LEO KIRCH: Das Landgericht München hat die Klage des Medienunternehmers Leo Kirch gegen die Deutsche Bank abgewiesen. Kirch wollte 1,3 Mrd. Euro Schadenersatz, weil die Deutsche Bank sein Medienimperium in den Untergang getrieben haben soll. Konkret geht es um ein Interview des früheren Bankchefs Rolf Breuer, in dem dieser Anfang Februar 2002 die Kreditwürdigkeit des Unternehmens angezweifelt habe. Daraufhin hätten die Gläubigerbanken den Geldhahn zugedreht, argumentiert Kirch. Diese Meinung teilte das Gericht nicht. Kirchs Anwälte kündigten Berufung an.
BESSERES KONSUMKLIMA IN DEN USA: Das Konsumklima in den USA ist so gut wie seit drei Jahren nicht mehr. Der Index für das Konsumentenvertrauen stieg überraschend auf 70,4 Punkte von revidiert 64,8 Punkten im Januar. Das ist der höchste Stand seit Februar 2008. Die Konsumenten schätzten die Aussichten für Konjunktur und für ihre privaten Finanzen günstiger ein. Analysten hatten im Schnitt mit einem Stand von 65,0 Punkte gerechnet.

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