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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Dienstag, 28. Juni
NOVARTIS KONZENTRIERT GESCHÄFT: Der Pharmakonzern Novartis zentralisiert Schweizer Aktivitäten mit etwa 400 Arbeitsplätzen in Rotkreuz ZG. Stellen sollen nicht wegfallen. 273 Mitarbeitende müssen ihren Arbeitsort wechseln. Ciba-Vision in Embrach ZH, wo 88 Angestellte arbeiten, schliesst. Die Tätigkeiten des Embracher Werks werden 2012 in die internationalen Geschäfte der bestehenden Alcon-Standorte in der Schweiz integriert, wie Novartis mitteilte. Ob es deswegen zu einem Stellenabbau kommt, liess das Communiqué offen. Zudem schliesst Novartis schliesst seine Standorte in Bern, Cham-Steinhausen und Hünenberg ZG auf Anfang 2013. Dabei sei kein Stellenabbau zu erwarten, versichert der Konzern.
ETAPPENSIEG FÜR NESTLÉ: Der Kaffeekapsel-Streit zwischen Nespresso und Denner ist um eine Episode reicher. Das St. Galler Handelsgericht muss auf Geheiss des Bundesgerichts erneut prüfen, ob Denner der Verkauf seiner Kopie der Nespresso-Kapsel bis zum Entscheid über die Hauptklage zu verbieten ist. Die Richter in Lausanne haben eine Beschwerde von Nestlé und Nespresso teilweise gutgeheissen. Laut Denner-Pressesprecherin Nicole Schöwel wird man bei Denner nun zunächst analysieren müssen, ob die Nespresso-kompatiblen Kaffeekapseln vorerst aus den Regalen genommen werden müssen.
STEUERSÜNDER AUCH BEI WEGELIN: Rund zwei Jahre nach dem Ende des sogenannten UBS-Steuerstreites ist nun der Name der traditionsreichen St. Galler Privatbank Wegelin in einem amerikanischen Steuer-Strafverfahren aufgetaucht. Ein US-Steuersünder benutzte laut der Anklageschrift Konten bei der Grossbank und danach bei Wegelin für Steuerhinterziehung. Der 81-Jährige gab am Montag vor einem Gericht in New York zu, mindestens 26,4 Mio. Dollar nicht in der Steuererklärung angegeben zu haben und wurde dafür zu einer Busse von 9,8 Mio. Dollar verurteilt. Ob er noch ins Gefängnis muss, will das Gericht am 27. September entscheiden.
MEHR GEPÄCK BEI SWISS: Swiss-Passagiere dürfen in Zukunft mehr Fluggepäck einchecken. Bei allen Tickets, die ab dem 1. August gekauft werden, darf das Gepäckstück eines Economy-Passagiers neu 23 Kilogramm statt bisher 20 Kilogramm wiegen. Eine Einschränkung gibt es aber doch, wie Swiss mitteilte: Neu ist in der Economy noch ein Gepäckstück bis 23 Kilo erlaubt, im Moment sind es noch beliebig viele Koffer, die zusammen nicht mehr als 20 Kilo wiegen dürfen. Business-Passagiere dürfen ihre Siebensachen in Zukunft in zwei Gepäckstücke bis jeweils bis zu 32 Kilo packen, maximal 64 Kilo. Besonders schwerbeladen reisen darf man künftig in der First Class. Für die wenigen Privilegierten sind gar drei Gepäckstücke bis jeweils 32 Kilo erlaubt, maximal 96 Kilo.
TAMEDIA MIT INTERNET-SCHNÄPPCHEN: Nach Ringier steigt auch das zweite grosse Zürcher Medienhaus Tamedia ins Geschäft mit Schnäppchen-Anbietern im Internet ein. Mitte August startet es zusammen mit dem Online-Modeportal FashionFriends die neue Aktionsplattform scoup.ch. Die Plattform wird in einem ersten Schritt in der Deutschschweiz und anschliessend auch in der Romandie lanciert, wie Tamedia mitteilte. Rund 25 Vollzeitstellen würden im Verlaufe dieses Jahres geschaffen.
HÖHERE EFFEKTIVLÖHNE: Die Effektivlöhne dürften dieses Jahr um 1,6 Prozent steigen, die Mindestlöhne um 0,3 Prozent. Dies geht aus Erhebungen des Bundesamtes für Statistik (BFS) zu den Gesamtarbeitsvertraglichen Lohnabschlüssen hervor. Wegen der Teuerung werden aber die Reallöhne geringer wachsen. Die Effektivlöhne sind in den letzten Jahren generell gestiegen, von 1,1 Prozent 2004 auf 2,6 Prozent 2009. Im Jahr 2010 stiegen sie aber – wegen der Wirtschaftskrise – nur um 0,7 Prozent. Wird die erwartete Teuerung für das Jahr 2011 von 0,7 Prozent berücksichtigt, dürften die GAV-Reallöhne 2011 im Schnitt nur um 0,9 Prozent steigen.
GRÜNDERFIEBER SCHWINDET: Im Jahr 2009 sind in der Schweiz rund 11’470 neue Unternehmen gegründet worden, etwas weniger als im Vorjahr. Die meisten entstanden im Dienstleistungssektor. Die neuen Unternehmen schufen 21’800 Arbeitsplätze. An einem Drittel der Neugründungen waren Frauen beteiligt. Gemäss den Angaben des Bundesamtes für Statistik ging die Zahl der neu gegründeten Unternehmen 2009 gegenüber dem Vorjahr um 1,1 Prozent zurück. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen blieb im Vergleich zum Vorjahr etwa konstant. Pro neuem Unternehmen entstanden im Schnitt knapp zwei neue Stellen.
WENIGER BESCHÄFTIGTE IN UHRENINDUSTRIE: Der Personalbestand in der Schweizer Uhrenindustrie hat sich 2010 leicht um 1,1 Prozent vermindert. Erklären lässt sich das mit der zum Erhebungszeitpunkt herrschenden Unsicherheit. Dennoch weist die Beschäftigung den dritthöchsten Stand der letzten 30 Jahre auf. 2010 arbeiteten gemäss der Erhebung vom September rund 48’500 Personen in der Uhren- und mikrotechnischen Industrie, wie der Arbeitgeberverband der Schweizer Uhrenindustrie bekanntgab. Zu diesem Zeitpunkt profitierten einige Firmen vom Aufschwung, andere spürten den branchenüblichen Verzögerungseffekt und einige hatten noch Kurzarbeit.
SCHWEIZER KONSUM ERHOLT SICH: Der Privatkonsum in der Schweiz hat sich nach dem rückläufigen Wachstum zu Jahresbeginn im Mai deutlich erholt. Der Konsumindikator der UBS erreichte mit 1,91 Punkten den höchsten Stand seit August 2010. Dies entspricht einem Plus von 0,34 Punkten gegenüber dem Vormonat, wie die Bank mitteilte. Der Wert des Indikators weist auf die Jahreswachstumsrate des Konsums hin.
LAGARDE DÜRFTE IWF-CHEFIN WERDEN: Im Rennen um den Chefposten des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist die Entscheidung so gut wie gefallen. Die USA erklärten ihre Unterstützung für die französische Finanzministerin Christine Lagarde. Die Vereinigten Staaten haben das grösste Stimmgewicht innerhalb des Fonds. Zuvor hatten sich schon die europäischen Länder und China für die 55-Jährige ausgesprochen. Der Verwaltungsrat des IWF kommt an diesem Dienstag zusammen, um über die Nachfolge von Dominique Strauss-Kahn zu entscheiden.
RUSSLAND DROHT WEISSRUSSLAND: Russland hat seinem wirtschaftlich stark angeschlagenen Nachbarland Weissrussland erneut mit einem Stopp der Stromlieferungen gedroht, falls es seine Schulden nicht begleichen sollte. Die Lieferungen würden in der Nacht zum Mittwoch ausgesetzt, da Minsk nicht die volle Summe gezahlt habe, sagte ein Sprecher des russischen Stromversorgers InterRao. Sobald die Zahlungen erfolgt seien, werde die Versorgung wieder aufgenommen. Gemäss dem InterRao-Sprecher besitzt der weissrussische Energieversorger Belenergo nicht genug russische Rubel, um die Schulden zu bezahlen.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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