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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Mittwoch, 29. Juni
TOPVERDIENER DER SCHWEIZ: Novartis-Präsident Daniel Vasella steht unangefochten an der Spitze der Top-Verdiener in Schweizer Konzernen. Dies zeigt eine Studie der Anlegerstiftung Ethos. Sie fordert, dass sich die Konzerne strikter selbstregulieren. Vasella, der bis Anfang 2010 Verwaltungsratspräsident und Konzernchef gewesen war und sich dann auf das VR-Präsidium des Pharmariesen beschränkte, erhielt 2010 insgesamt 25,4 Mio. Franken. Damit liegt er aber deutlich unter den 42,2 Mio. Franken, mit denen er ein Jahr zuvor die Liste anführte. Bei den Verwaltungsratspräsidenten ohne operative Funktionen ist Franz Humer Spitzenreiter von Roche mit 10,3 Mio. Franken Spitzenreiter.
MIT INOVATION GEGEN FRANKENSTÄRKE: Der starke Franken ist nach Ansicht von Swissmem-Präsident Hans Hess das aktuell wohl grösste Problem für die Schweizer Industrie. Der grösste Hebel zur Überwindung der Frankenstärke sei die Innovation. Als weiteres Gegenmittel ortete Hess eine schlagkräftige globale Beschaffung. Der harte Franken habe brutale Wirkungen für die exportorientierte Schweizer Industrie, sagte Hess auf dem Industrietag in Zürich: “Es ist wie wenn der 100-Meter-Weltrekordhalter Usain Bolt im Olympia-Final plötzlich 20 Meter weiter hinten als seine Gegner starten müsste.” Unter diesen Umständen das Rennen noch zu gewinnen, sei sehr schwierig. Hess warnte davor, die bilateralen Verträge mit dem wichtigsten Handelspartner EU aufs Spiel zu setzen.
RÜCKSTELLUNGEN BEI ACTELION: Die Biotechnologie-Firma Actelion wappnet sich gegen eine drohende Strafzahlung in den USA. Weil das US-Gericht sein Urteil im Streit zwischen Actelion und dem japanischen Konkurrenten Asahi Kasei noch nicht gefällt hat, nimmt Actelion im zweiten Quartal 2011 Rückstellungen in Höhe von 577 Mio. Dollar vor. Sollte die Strafe wie von den Geschworenen gefordert 577 Mio. Dollar betragen, werde Actelion nach der Rechnungslegungsnorm US GAAP im Geschäftsjahr 2011 einen operativen Verlust machen. Der schweizerisch-japanische Streit geht auf eine Klage zurück, die Asahi im November 2008 in den USA eingereicht hatte. Das japanische Unternehmen beschuldigt Actelion, Vertragsbruch begangen zu haben.
DIE GRÖSSTEN UNTERNEHMEN: Glencore, Nestlé und Trafigura sind weiterhin die grössten Schweizer Unternehmen. Der Nahrungsmittelkonzern und die beiden Rohstoffhandelsfirmen erzielten 2010 wie im Vorjahr von allen Schweizer Unternehmen am meisten Umsatz. Die Plätze vier und fünf besetzen die Pharmakonzerne Novartis und Roche, wobei die beiden Basler Konzerne in der aktuellen Rangliste im Vergleich zum Vorjahr die Plätze tauschten. Banken und Versicherungen wurden für die Rangliste nicht berücksichtigt.
NEUE BÖRSENVERORDNUNG: Ausländische Eigenhändler können künftig als Mitglied einer Schweizer Börse zugelassen werden, auch wenn sie keiner ausländischen Aufsicht unterstehen. Voraussetzung ist, dass sie gleichwertige Anforderungen erfüllen wie Schweizer Eigenhändler. Der Bundesrat hat die Börsenverordnung entsprechend angepasst. Die Neuerung tritt am 1. August in Kraft, wie das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) mitteilte. Mit der Änderung will der Bundesrat einen Wettbewerbsnachteil für die Schweizer Börsen beheben.
NUMMER 2 BEI KABELNETZTEN WÄCHST: Die Wasserwerke Zug AG (WWZ) treten im vierten Quartal dem Kabelnetzverbund Quickline bei. Damit wird die Nummer zwei im Schweizer Kabelnetzmarkt hinter UPC Cablecom noch grösser. Zudem beteiligen sich die WWZ am Kabelnetzdienstleister Besonet/Finecom, der für die Quickline-Mitglieder TV-, Telefonie- und Internet-Dienste anbietet. Mit der Aufnahme der WWZ beliefere Quickline über 270’000 Haushalte mit TV- und Telekomangeboten. Die neu 15 Kabelnetzunternehmen sind in den Kantonen Bern, Solothurn, Aargau, Baselland, Luzern, Zug, Schwyz, Zürich und Wallis tätig.
FREMDGEHEN “IN”: 70 Prozent der Schweizer Konsumenten tätigen Einkäufe im Ausland. Den Schweizer Anbietern entgehen dadurch Umsätze in der Höhe von 3,2 Mrd. Franken. Allein 2,5 Mrd. Fr. geben Konsumenten für Lebensmittel im Ausland aus. Dies geht aus einer Studie hervor, welche das Beratungsunternehmen Fuhrer & Hotz publiziert hat. Die ermittelten Zahlen beziehen sich aber nicht nur auf den Einkaufstourismus im klassischen Sinn, sondern auf sämtliche Einkäufe im Ausland. Deutschschweizer kaufen am häufigsten bei Aldi und Lidl ein. Auch bei den Romands sind Discounter beliebt. Der Preis ist gemäss der Studie ein Hauptgrund für den Einkauf im Ausland.
KOF-BAROMETER SINKT: Die Anzeichen mehren sich, dass die Schweizer Konjunktur an Schwung verliert. Das Barometer der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich fiel im Juni im Vergleich zum Mai um 0,07 Punkte auf 2,23 Punkte. Das kräftige Wachstum der Schweizer Wirtschaft dürfte sich in den kommenden Monaten somit fortsetzen, das Tempo wird sich aber verlangsamen, wie die KOF bekannt gab.
MILLARDENVERGLEICH IM HYPOSTREIT: Im Streit über faule Kredite aus der US-Hypothekenkrise hat die Bank of America einen milliardenschweren Vergleich erzielt. Die Bank erklärte sich zur Zahlung von 8,5 Mrd. Dollar bereit. Es ist der teuerste Vergleich in der Geschichte der Bankenbranche. Zugleich ist die Summe höher als alle Gewinne, die die Bank of America in den vergangenen drei Jahren erzielt hat. Zusätzlich will das Institut im zweiten Quartal 5,5 Mrd. Dollar für weitere strittige Fälle zurückstellen, teilte die Bank mit. Deswegen rechnet sie im zweiten Quartal mit einem Verlust von 0,88 bis 0,93 Dollar je Aktie.
NEUE IWF-CHEFIN KOMMT GUT AN: Christine Lagarde kann sich nach ihrer Wahl an die Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) über internationale Zustimmung freuen. Auch aus Schweizer Sicht wird der Entscheid begrüsst. Lagarde verfüge über die Fähigkeiten und Erfahrungen für ein solches Amt, sagte Mario Tuor, Kommunikationschef des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen (SIF), am Dienstagabend. Die Schweiz habe die Kandidatur Lagardes darum auch unterstützt. Sehr wichtig sei aus Schweizer Sicht gewesen, dass die Nachfolgefrage schnell geklärt wird. Wesentliche Themen wie etwa die internationale Finanzmarktstabilität können nun reibungslos weiter bearbeitet werden.
KREML WILL PRIVATISIEREN: Der russische Staat will sich aus den Schlüsselindustrien des Landes weitgehend zurückziehen. Präsident Dmitri Medwedew ordnete den Verkauf staatlicher Anteile an wichtigen russischen Unternehmen an. Der Rückzug des Staates aus der Wirtschaft habe in den kommenden Jahren Priorität, sagte Medwedew in einer Rede über Staatsfinanzen. Zuvor hatte Finanzminister Alexi Kudrin bereits angekündigt, die russische Regierung wolle in den kommenden fünf Jahren ihre Mehrheiten an dem Erdölkonzern Rosneft, der Fluglinie Aeroflot sowie weiteren staatlich kontrollierten Unternehmen und Banken veräussern.

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