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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Montag, 7. Dezember
Bern (awp/sda) – WENIGER KONSUMFREUDIG: In der Schweiz schwindet die Konsumlust. Laut einer Umfrage der Universität St. Gallen planen 38 Prozent der Haushalte im Jahr 2010 ihre Ausgaben zu reduzieren. Nur 16 Prozent der 2000 befragten Konsumentinnen und Konsumenten wollten ihre Ausgaben erhöhen, heisst es in einem Communiqué. Gemäss der Studie gibt es dafür zwei Hauptgründe: Viele Konsumenten rechnen mit einem sinkenden verfügbaren Einkommen aufgrund erhöhter Beiträge bei Kranken- und Pensionskassen sowie steigender Miet-, Benzin- und Stromkosten. Zweitens verringere eine zunehmende Unsicherheit die Konsumbereitschaft, gesteigert durch negative Nachrichten über die Folgen der Weltwirtschaftskrise.
ROBUSTER DETAILHANDEL: Der Schweizer Detailhandel hat im Oktober trotz steigender Arbeitslosigkeit gute Geschäfte gemacht. Der Umsatz kletterte gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,1 Prozent. Teuerungsbereinigt betrug die Zunahme sogar 3,1 Prozent. Der Detailhandel ohne Treibstoffe verzeichnete ein Umsatzwachstum um 3,4 Prozent, real betrug der Einnahmenanstieg 4,2 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) mitteilte. Gegenüber September stiegen die saisonbereinigten Detailhandelsumsätze um 0,7 Prozent, real um 1,3 Prozent.
WENIGER BAUPROFILE: Der Wohnungsbau in der Schweiz schwächt sich ab: Im dritten Quartal 2009 wurden knapp 7 Prozent weniger Baubewilligungen erteilt als im Sommer 2008. Noch ist die Bautätigkeit aber robust: Die Zahl der Wohnungen in Arbeit erhöhte sich um knapp 10 Prozent. Insgesamt wurde Ende September an 64’390 Wohnungen gebaut, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) mitteilte. Neu erstellt wurden im dritten Quartal 10’760 Wohnungen, dies entspricht einem Anstieg von etwas mehr als einem Prozent. Der Wohnungsbau dürfte in den grossen Städten schon bald an Schwung verlieren. Den der Rückgang der Baubewilligungen um knapp 10 Prozent (für total 12’870 Wohnungen) ist hauptsächlich auf Gemeinden mit mehr als 10’000 Einwohnern zurückzuführen.
MAYRHUBER IN UBS-VR: Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber soll Verwaltungsrat der UBS werden. Der 62-jährige Österreicher ist an der Generalversammlung vom 14. April 2010 für die Wahl in das Aufsichtsgremium nominiert, wie die Grossbank mitteilte. Mit Mayrhuber wären elf der maximal zwölf Sitze im Verwaltungsrat besetzt. Die UBS will die Nomination zur Besetzung der letzten ausstehenden Vakanz “zu gegebener Zeit” ankündigen. Im September hatte die Bank mitgeteilt, dass Fiat-Chef Sergio Marchionne und Shell-Chef Peter Voser auf eine Wiederwahl in den Verwaltungsrat verzichten. Beide wollten sich auf ihre Managementpositionen konzentrieren.
VERBAND FÜR SAUBERES WIRTSCHAFTEN: In Bern ist der neue Wirtschaftsverband swisscleantech aus der Taufe gehoben worden. Der Verband mit 70 angeschlossenen Firmen will die Rahmenbedingungen für nachhaltig wirtschaftende Unternehmen verbessern und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. swisscleantech bündelt die Kräfte der nachhaltig handelnden Unternehmen und vertritt seine Mitglieder auf nationaler Ebene, wie es in der Medienmitteilung heisst. Präsidiert wird der in Bern ansässige Verband vom Zürcher Unternehmer Nick Beglinger, die Mitglieder sind Unternehmer jeder Grösse und aus den unterschiedlichsten Branchen, beispielsweise das Textilunternehmen Switcher oder der Elektrovelo-Hersteller Biketec.
MILLIONEN VON JOBS WEG: Rund zwanzig Millionen Stellen hat die Wirtschaftskrise laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) seit Herbst 2008 weltweit vernichtet. Weitere fünf Millionen Arbeitsplätze seien akut gefährdet. Die staatlichen Stützmassnahmen dürften deshalb nicht zu schnell beendet werden, forderte die ILO. Ansonsten könnten mehr als 40 Millionen Personen in den 51 untersuchten Ländern vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen werden. Diese Zahl umfasst auch Langzeitarbeitslose, welche die Stellensuche aufgegeben haben, sowie Neuzugänger auf dem Arbeitsmarkt, welche keinen Job finden. In den industrialisierten Ländern könne das Beschäftigungsniveau von 2007 nicht vor 2013 wieder erreicht werden, schätzte das ILO.
RAZZIA BEI LANDESBANK: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen sieben amtierende und ehemalige Vorstände der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) wegen des Verdachts der schweren Untreue. In der LBBW-Zentrale in Stuttgart sowie in zehn Privatwohungen wurden Unterlagen beschlagnahmt, wie Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt mitteilten. Den betroffenen Managern wird vorgeworfen, die riskanten Kreditgeschäfte getätigt oder geduldet zu haben, obwohl im Zusammenhang mit der Immobilienkrise in den USA der Markt für Hypothekenanleihen unmittelbar vor dem Zusammenbruch stand. Vorermittlungen seien bereits Ende 2008 eingeleitet worden, nachdem bekannt wurde, dass die LBBW im Zuge der Finanzkrise Verluste in Milliardenhöhe erlitten hatte.
TEURE RETTUNG AUF STAATSKOSTEN: Die staatlichen Rettungsaktionen für Banken haben das Beihilfevolumen in der EU im vergangenen Jahr stark erhöht. Nach einer Übersicht der EU-Kommission wurden 279,6 Mrd. Euro an Staatshilfen gezahlt – rund vier Mal so viel wie im Vorjahr. Davon flossen 212 Milliarden oder 1,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts an den Bankensektor, wie aus der veröffentlichten Statistik hervorging. Die Regierungen von 13 EU-Mitgliedsländern stützten die Finanzinstitute mit Kapitalspritzen, zinsgünstigen Darlehen und Garantien, unter anderem zur Ausgabe von Anleihen. Grossbritannien musste mit umgerechnet 68,75 Mrd. Euro bisher das meiste Geld zur Bankenrettung ausgeben. Deutschland liegt mit gut 50 Mrd. Euro an zweiter Stelle.

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