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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Freitag, 30. April
KRITIK: An der Generalversammlung der Credit Suisse richteten sich knapp 30 Prozent der Aktionärsstimmen gegen den umstrittenen Vergütungsbericht. Um dieses Resultat zu erreichen, mussten neben den Kleinaktionären auch grössere Aktionäre gegen die Millionenboni stimmen. Dass nur noch zwei Drittel der Eigentümer hinter den teils rekordhohen Salären stehen, ist für CS-Präsident Hans-Ulrich Doerig ein Grund zum Handeln. Die CS werde die Lohnsysteme verbessern, um wieder mehr Zustimmung der Aktionäre zu bekommen. Verwaltungsrat Aziz Syriani, den auch grössere Aktionärsgruppen wegen seiner Verantwortung für die jüngsten Bonusexzesse zur Abwahl empfohlen hatten, erhielt ebenfalls einen Denkzettel: Er brachte für seine Wiederwahl nur 68,2 Prozent der Stimmen hinter sich. Andere zur Wiederwahl stehende Verwaltungsräte bekamen für weitere drei Jahre Amtszeit jeweils über 95 Prozent der Stimmen.
BUSSE: Das Bundesverwaltungsgericht hat die von der Wettbewerbskommission (Weko) verhängte Busse über 2,5 Mio. Franken gegen die Werbevermarkterin PubliGroupe bestätigt. Das Unternehmen wird den Entscheid ans Bundesgericht weiterziehen. Das Bundesverwaltungsgericht bestätigt zunächst die Ansicht der Weko, dass die PubliGroupe SA auf dem Markt für die Vermittlung und den Verkauf von Inseraten und Werberaum in Printmedien in der Schweiz eine marktbeherrschende Stellung einnimmt. In diesem Rahmen habe PubliGroupe gewisse andere Vermittler durch ungerechtfertigte Kommissionierungsvoraussetzungen diskriminiert. Keine Rolle spielt laut den Richtern in Bern, dass sich die PubliGroupe im Verlauf der Weko-Untersuchung dazu verpflichtet hat, ihre Kommissionierungspraxis zu ändern. PubliGroupe hatte dazu in ihrer Beschwerde erfolglos argumentiert, dass das Weko-Verfahren mit Abgabe dieser Erklärung definitiv hätte abgeschlossen werden müssen. Für die Verhängung von Sanktionen habe kein Raum mehr bestanden. Vielmehr verstosse die Busse der Weko gegen den Vertrauensgrundsatz.
STELLENABBAU: Der Flughafen Zürich baut 60 Stellen ab. Das Unternehmen habe mögliche Sparpotentiale geprüft und wolle bestimmte Funktionen abbauen. Der Abbau erfolge soweit als möglich über natürliche Fluktuation. Ob es in Einzelfällen zu Kündigungen komme, sei derzeit noch offen. Für diesen Fall liege ein mit den Sozialpartnern vereinbarter Sozialplan vor.
PREISERHÖHUNGEN: Produkte aus der Druckerei werden im laufenden Jahr teurer. Der Arbeitgeber- und Unternehmens-Verband der grafischen Industrie Viscom rechnet mit einem Preisanstieg von bis zu zehn Prozent. Grund seien die auf Mai angekündigten höheren Papierpreise. Weiter sei die Wertschöpfung seit drei Jahren rückläufig. Sie sei im vergangenen Jahr erneut um 9,9 Prozent zurückgegangen, schreibt Viscom in einer Mitteilung vom Freitag. Gesamtschweizerisch liege der Brachendurchschnitt bei einem Minus von 1,1 Prozent.
AUFSCHWUNG: Das KOF-Konjunkturbarometer ist im April leicht auf 1,99 Punkte gestiegen. Das ist der höchste Stand seit November 2007. Die Erholung der Schweizer Wirtschaft dürfte sich demzufolge fortsetzen. Gegenüber dem Stand vom März (revidiert von 1,93 auf 1,96 Punkte) stieg das Barometer um 0,03 Punkte. Im Dezember hatte es noch auf 1,73 Punkten notiert. Im Baugewerbe sei eine Stagnation der Wertschöpfung zu erwarten. Im Kreditgewerbe hingegen werde sich die langsame Erholung fortsetzen.
REKORDNIVEAU: Die Arbeitslosigkeit in der Eurozone bleibt unverändert auf Rekordniveau. In den 16 Euro-Ländern lag die Quote im März bei zehn Prozent, in der gesamten Europäischen Union bei 9,6 Prozent. In beiden Fällen gab es im Vormonatsvergleich keine Änderungen. Am schlimmsten im Eurogebiet traf es erneut Spanien mit einer Arbeitslosenquote von über 20 Prozent. In Portugal, das ähnlich wie Griechenland mit grossen Schuldenproblemen kämpft, steht mehr als jeder fünfte Jungbürger nicht in Lohn und Brot. Die Arbeitslosenquote liegt mit 10,5 Prozent jedoch nur leicht über dem Eurozonen-Durchschnitt. Aus Griechenland lagen keine aktuellen Angaben vor.
NULLZINS-POLITIK: Die Bank of Japan (BoJ) hat wie erwartet die Leitzinsen unverändert nahe Null gelassen. Der Schlüsselzins bleibe bei 0,1 Prozent. Auch die Geldpolitik der Zentralbank werde nicht angetastet. Allerdings hiess es auch: “Mitglieder teilten die Ansicht, dass es für die Notenbank notwendig ist, neue Anstrengungen zu unternehmen, die zur Stärkung des wirtschaftlichen Wachstums beitragen”. Derzeit würden Wege ermittelt, wie dies geschehen könnte. Die BoJ hält ihre Zinsen seit Ende 2008 bei 0,1 Prozent.
AUSWIRKUNG: Die italienische Steueramnestie für Kapitalfluchtgelder, die am 30. April endet, hat sich auf den Tessiner Finanzplatz weniger schlimm ausgewirkt als befürchtet. Die Vermögensverwalter konnten den Abfluss von italienischen Kundengeldern in Grenzen halten. Es sei schwierig, exakte Zahlen zu liefern, sagte Franco Citterio, der Direktor der Tessiner Bankiervereinigung (ABT) gegenüber dem Radio- und Fernsehen der italienischen Schweiz (RSI). Die ABT stütze sich daher bei ihrer Bestandesaufnahme auf Angaben der italienischen Nationalbank. Demnach legalisierten die Italiener bis Mitte Februar Schwarzgeld im Umfang von rund 85 Mrd. Euro. Davon stammten rund 60 Mrd. aus der Schweiz, ein Grossteil davon aus dem Tessin. Von diesen 60 Mrd. flossen jedoch “nur” 25 Mrd. effektiv nach Italien zurück.
JAHRESHOCH: Gold ist bei Anlegern weiter heiss begehrt. Das Edelmetall stieg auf 1173 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) nach 1166 Dollar im Vorabendgeschäft und erreichte damit ein neues Jahreshoch. Im Dezember hatte das Edelmetall bei 1226 Dollar ein Rekordhoch markiert.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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