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Tamedia hat 2010 deutlich mehr verdient – TV/Radio steht zum Verkauf (Zus)

Zürich (awp) – Die Tamedia-Gruppe hat ihre Profitabilität im abgelaufenen Jahr markant gesteigert und ihren Ruf als gewinnträchtigstes Schweizer Medienunternehmen zementiert. Zum guten Ergebnis beigetragen haben neben den anziehenden Werbeumsätzen nicht zuletzt auch Massnahmen zur Effizienzsteigerung. Im Zuge der Zusammenführung der eigenen Aktivitäten mit denjenigen von Edipresse Schweiz gibt sich die Gruppe eine neue gemeinsame Strategie. Nicht mehr zum Kerngeschäft zählen dabei die Radio- und TV-Aktivitäten.
Mit Blick nach vorne zeigte sich das Management am Dienstag optimistisch: “Die Perspektiven des Unternehmens waren noch nie so gut wie heute”, erklärte Verwaltungsratspräsident Pietro Supino.
Im vergangenen Jahr steigerte Tamedia den Umsatz um 7,6% auf 806,3 Mio CHF. Die Zunahme sei in erster Linie auf die erstmalige Berücksichtigung der Regionalzeitungen “Zürcher Unterländer” und “Zürichsee-Zeitung”, die Pendlerzeitungen “20 Minuten” und “20 minutes”, die Stellenplattformen von “Jobup” sowie die auf Anfang 2010 neu erworbene Plattform “search.ch” zurückzuführen.
EBIT-MARGE AUF 13,9% VERBESSERT
Der EBIT konnte mehr als verdoppelt werden auf 112,4 Mio CHF, die entsprechende Marge verbesserte sich auf 13,9% von 6,8% im Vorjahr. Alle Geschäftsfelder leisteten einen positiven EBIT-Beitrag. Unter dem Strich verblieb ein knapp 140% höherer Konzerngewinn von 110,8 Mio. Darin enthalten sind 16,9 (VJ -0,9) Mio von assoziierten Gesellschaften, wozu insbesondere die Beteiligung an den Schweizer Aktivitäten von Edipresse zählt.
Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung die Ausschüttung einer auf 4,00 von 1,50 CHF erhöhten Dividende vor.
Als Highlight im wichtigsten Geschäftssegment Zeitungen hob Konzernchef Kall an der Medienkonferenz die Rückkehr der Regionalzeitungen in die Gewinnzone hervor. Dies sei zum grössten Teil auf die ergriffenen Effizienzsteigerungsmassnahmen zurückzuführen. Selbst der “Bund” habe zum ersten Mal seit langer Zeit einen “echten” Gewinn geschrieben, zeigte er sich erfreut.
STRATEGIE SETZT AUF ZEITUNGEN, ZEITSCHRIFTEN UND ONLINE
Weiter zugelegt hat 2010 das Geschäftsfeld elektronische Medien und darin insbesondere der Bereich Online-Aktivitäten. Trotz anhaltend hoher Investitionen gelang dem Bereich der Sprung in die Gewinnzone mit einer EBIT-Marge von +7,8% (nach -1,5% im Vorjahr).
Das Online-Geschäft soll zusammen mit Zeitungen und Zeitschriften strategisch denn auch die Zukunft der um Edipresse erweiterten Tamedia-Gruppe bilden. Mit Investitionen in die Onlineplattformen sowie weiteren Beteiligungen an Onlineunternehmen will die Gruppe hier weiteres Wachstum generieren. Bereits 2012 soll 25% des Ergebnisses mit digitalen Angeboten erzielt werden, so die Zielsetzung.
Nicht mehr zum Kerngeschäft zählen dagegen die Radio- und TV-Aktivitäten sowie die Fachmedien Mobil. Ein Verkauf dieser Bereiche soll geprüft werden. Entsprechende Gespräche mit möglichen Käufern will Tamedia in den nächsten Wochen führen. Der Prozess soll bis Ende Jahr abgeschlossen sein. Er sei sehr zuversichtlich, dass sich mehrere Interessenten für die Radio- und TV-Sender melden werden, sagte Präsident Supino.
AKTIEN LEGEN ZU
Bezüglich Ausblick auf das laufende Jahr blieb die Gruppe wie gewohnt wenig konkret: Tamedia rechnet auf Basis der Konjunkturprognosen des Staatssekretariates für Wirtschaft Seco mit einem moderaten Wachstum der Werbeinvestitionen und im Jahresverlauf mit steigenden Umsätzen im Bereich der Stelleninserate. Bei Edipresse Schweiz erwartet das Management bereits im laufenden Jahr eine deutliche Ergebnissteigerung.
Tamedia bekräftigt vor den Medien die eigene Zielsetzung, über den Konjunkturzyklus eine EBIT-Marge von 15 bis 20% zu erreichen. Am Markt finden Tamedia gute Resonanz. Die Titel gewinnen am Mittag in einem schwächer tendierenden Gesamtmarkt 2,2% auf 123,00 CHF. Analysten loben das vorgelegte Ergebnis, die Zahlen übertreffen die Prognosen leicht.
gab/uh

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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