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Terex will Demag Cranes für 884 Millionen Euro übernehmen (AF)

DÜSSELDORF (awp international) – Der Kranbauer Demag Cranes ist nun doch das Ziel eines Übernahmeangebots. Der US-Konkurrent Terex will den Demag-Aktionären insgesamt 884 Millionen Euro oder 41,75 Euro je Aktie bieten, wie die Terex Industrial Holding am Montag mitteilte. Das ist ein Aufschlag von 15 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Terex hatte bereits im vergangenen Jahr generelles Interesse an dem Düsseldorfer MDax -Konzern signalisiert, sich aber nicht mit einem konkreten Angebot aus der Deckung gewagt. Demag Cranes war am Morgen zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Das Angebot katapultierte die Aktie am Morgen auf 44,250 Euro – ein Aufschlag von mehr als einem Fünftel. Equinet-Analyst Holger Schmidt ist sich fast sicher, dass die finnische Konecranes ein Gegenangebot abgeben dürfte. Konecranes hatte ebenfalls um die Deutschen gebuhlt. Die Finnen könnten wegen der Möglichkeit, eine führende Position über Jahre festigen zu können, einen strategischen Preis bieten, der durchaus über 45 Euro je Aktie liegen dürfte, schätzt der Analyst.
SCHWELLE VON 51 PROZENT
“Durch eine Verbindung beider Unternehmen würden wir unser Portfolio durch Industriekräne sowie Seil- und Kettenzüge ergänzen und gleichzeitig das weltweit führende Unternehmen für Hafenausrüstung schaffen”, sagte Terex-Vorstandschef Ronald DeFeo. Sein Unternehmen wolle nach einer Übernahme weiter auf die Marke und das Service-Netzwerk von Demag Cranes setzen. “Bei dieser Transaktion geht es eindeutig um Wachstum und nicht um Kosteneinsparungen.”
Die Geschäftsbereiche ergänzten sich ausgezeichnet, hiess es in der Mitteilung weiter. Während Terex Hubarbeitsbühnen, Baumaschinen und Kräne herstellt, ist Demag Cranes der weltgrösste Hersteller von Hafenmobilkränen, die Container an Land bewegen. Den meisten Umsatz machen die Düsseldorfer mit Industriekränen. Das Angebot wollen die US-Amerikaner aus vorhandenen Barmitteln und bereits zugesagtem Fremdkapital finanzieren. Dabei hat sich Terex die Schwelle von 51 Prozent der Demag-Aktien als Ziel gesetzt.
MEHR ALS VIERMAL SOVIEL UMSATZ
Terex kam im vergangenen Geschäftsjahr auf einen Umsatz von 4,4 Milliarden US-Dollar. Von den 16.300 Mitarbeitern sind mehr als ein Fünftel in Deutschland beschäftigt. Demag Cranes erzielte im Geschäftsjahr 2009/2010 (Ende September) Erlöse von 931 Millionen Euro und hat 5.711 Mitarbeiter. Deutschland ist für Terex der zweitgrösste Markt und zweitgrösster Produktionsstandort. Bereits in der Vergangenheit ist Terex hierzulande mit Übernahmen gewachsen. 2002 etwa durch die Übernahme der ehemaligen Demag-Schwester Demag Mobile Cranes.
Mit gut 73 Prozent ist der Grossteil der Demag-Cranes-Aktien im Streubesitz. Der grösste Einzelaktionär ist der Finanzinvestor Cevian, der gut 10 Prozent der Papiere hält und auch einen Sitz im Aufsichtsrat von Demag Cranes hat. Ein weiterer grösserer Anteilseigner ist die Allianz .
KONSOLIDIERUNG
Das Angebot kommt nicht unerwartet, wohl aber der Zeitpunkt. Terex, ebenso wie der finnische Wettbewerber Konecranes, hatten in den vergangenen Monaten immer wieder Interesse an den Düsseldorfern signalisiert, waren dabei aber auf Widerstand bei der Demag-Cranes-Führung gestossen. Die Deutschen hatten die Avancen stets zurückgewiesen und die Chancen als eigenständiges Unternehmen in den Vordergrund gestellt. Nach dem Aufkommen der ersten Spekulationen im vergangenen Herbst war der Kurs der Demag-Aktie stark gestiegen. Zuletzt war es wieder ruhiger in der Sache geworden.
Nun ist Terex den Düsseldorfern zuvorgekommen. Denn eigentlich wollte Demag Cranes selbst in Sachen Übernahme aktiv werden. Eine Konsolidierung in der Branche sei nötig, hatte Finanzchef Beaujean kürzlich gesagt. Daran wolle sich Demag beteiligen. “Entsprechend fokussieren wir uns auf grössere Zielunternehmen, welche uns in Wachstumsmärkten nach vorne bringen”, hatte Beaujean mit Blick auf mögliche Übernahmen gesagt. Zuletzt hatte sich Demag Cranes mit einem Minderheitsanteil ins Krangeschäft der chinesischen Weihua-Gruppe eingekauft und will dort mittelfristig die Mehrheit und die industrielle Führung übernehmen./stb/enl/wiz
— Von Stefan Bauer, dpa-AFX —

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