Transocean/US-Regierung fordert von BP Übernahme aller Kosten der Ölpest
New Orleans (awp/sda/afd) – Angesichts der immer katastrophaleren Lage im Golf von Mexiko hat die US-Regierung den britischen Ölkonzern BP aufgefordert, sich klar zur Übernahme aller Kosten der Ölpest bereitzuerklären. Das Öl strömt nach wie vor ungehindert aus dem lecken Bohrloch.
In einem am Samstag veröffentlichten Schreiben forderten die Ministerin für innere Sicherheit, Janet Napolitano, und Innenminister Ken Salazar BP-Chef Tony Hayward auf, noch einmal öffentlich klarzustellen, dass der Konzern für alle entstehenden Schäden der Ölkatastrophe aufkommen werde.
Die US-Regierung gehe davon aus, dass BP nicht versuchen werde, eine gesetzliche Haftungsgrenze von 75 Millionen Dollar in Anspruch zu nehmen, hiess es in dem Schreiben.
Dies hatte Hayward bereits in der vergangenen Woche bei einer Kongress-Anhörung zugesagt. Schon jetzt hat der Konzern fast 400 Millionen Dollar für die Einsatzarbeiten im Golf von Mexiko ausgegeben, ohne den Ölfluss stoppen zu können. Niemand kann vorhersagen, wie hoch die Kosten – einschliesslich Schadensersatzzahlungen – letztlich sein werden.
Wettlauf mit der Zeit
Am Samstag scheiterte BP mit einem ersten Versuch, in 1500 Metern Tiefe mit ferngesteuerten Robotern ein dünnes Rohr zum Absaugen des Öls anzubringen. Die Montage der verschiedenen Teile unter Wasser sei komplexer als erwartet, teilte der Konzern mit.
Ein Metallrahmen habe sich verschoben und müsse neu justiert werden. Die Arbeiten wurden demnach noch in der Nacht zum Sonntag fortgesetzt.
Parallel dazu begann das Unternehmen mit einem umstrittenen Verfahren, das Öl direkt am Leck mit Chemikalien zu zersetzen. In der kommenden Woche wollen Experten dann versuchen, das grössere der beiden Lecks mit Gummi- und Faser-Müll zu stopfen und zuzubetonieren.
BP hofft, dass eine der Übergangslösungen funktionieren wird. Wenn all diese Versuche scheitern, dürfte es rund drei Monate dauern, bis der Druck an der Quelle mit einer Entlastungsbohrung vermindert werden kann.
Der Wettlauf mit der Zeit wird immer verzweifelter: Seit der Explosion der Bohrinsel «Deepwater Horizon» vor mehr als drei Wochen fliessen täglich rund 800’000 Liter Öl in den Golf, erste Ölklumpen erreichten bereits Strände in den drei Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama.
Wissenschaftler gehen inzwischen davon aus, dass die Menge die bisherigen Schätzungen der Küstenwache um das Zehnfache überschreiten könnte. Sie haben tief unter dem Meeresspiegel neue Lagen von Ölteppichen entdeckt. Dies würde bedeuten, dass die Ölpest im Golf von Mexiko bereits zur grössten Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA geworden ist.
«Lächerliches Schauspiel»
Angesichts der anhaltenden Misserfolge nimmt die Kritik von US-Präsident Barack Obama an BP und den am Bau der Unglücks-Bohrinsel «Deepwater Horizon» beteiligten Firmen an Schärfe zu. Deren Versuch, sich gegenseitig die Schuld für das Unglück in die Schuhe zu schieben, bezeichnete er als «lächerliches Schauspiel».
Er werde sich erst zufrieden geben, wenn das Leck gestopft und der Golf vom Öl gesäubert seien und die Anrainer wieder ihrer normalen Arbeit nachgehen könnten, sagte Obama. Nach Berichten über allzu lasche Genehmigungsverfahren bei Offshore-Bohrungen kündigte der US-Präsident an, er wolle die engen Kontakte zwischen Industrie und Aufsichtsbehörden beenden.
cf